Ich gebe es zu, ich liebe Schreibspiele, weil man sie überall spielen kann und weil man ganz nebenbei seinen Wortschatz erweitert und den passiven Wortschatz aktiviert. Der passive Wortschatz umfasst all die Wörter, die man kennt, aber nicht ständig benutzt wie die Wörter des aktiven Wortschatzes. Deshalb fallen einem beim Scrabble-Spiel oft Wörter ein, von denen man dachte, man kennt die gar nicht. 🙂
Schreiben ohne zu schreiben
Nun können Vorschulkinder meist noch nicht schreiben, das sehe ich ein, und ich will Sie auch nicht ermuntern, mit Ihrem Kind einen Schreiblehrgang abzuhalten. Aber: Die meisten Kinder möchten Buchstaben kennen lernen und etwas mit ihnen machen. Mit Zahlen können sie leicht umgehen, indem sie etwas zählen, das geht immer. Doch Buchstaben tragen ein Geheimnis in sich, das sie erst in der Schule lernen – wie man sie zu Worten zusammenfügt, die auch andere verstehen. Um trotzdem einen ersten Eindruck vom Schreiben zu bekommen, sammle ich seit Jahren Spiele, die auch Menschen nutzen können, die nicht schreiben können oder einen Widerwillen gegen das Schreiben haben wie viele Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche. Durch den kreativen Umgang mit Buchstaben und Wörtern bekommen diese Kinder und Jugendlichen, auch Vorschulkinder, eine positive Einstellung zur Schriftsprache. Das motiviert sie, den sehr mühseligen Schreiblernprozess auf sich zu nehmen. Falls also Ihr Kind gerne mit Buchstaben hantiert, jongliert oder diese schreiben möchte, probieren Sie eines der folgenden Spiele aus, die sich mit 47 anderen Anregungen auch in meinem Buch „Die 50 besten Schreibspiele“ finden.
Buchstabenbilder
Für dieses Spiel benötigen Sie beliebige Ausmalbilder und Buntstifte. Schreiben Sie Ihrem Kind den Buchstaben oder die Buchstaben, die es schreiben möchte, in Großbuchstaben vor. Die Aufgabe ist nun, den Buchstaben so in das Bild zu schreiben, dass man erkennen kann, was es ist. Alternativ können Sie einen Buchstaben mit dem PC drucken, so groß, dass er ein DIN A4-Blatt ausfüllt. Auf dieses Blatt wird ein weißes Blatt gelegt, sodass der Buchstabe durchscheint. Die Blätter werden mit Büroklammern zusammengeheftet und nun malt das Kind den Buchstaben ganz oft in den großen Buchstaben. Am Ende wird das hintere Blatt entfernt und das Bild wird ins Kinderzimmer gehängt.
Buchstabenlauf
Die Spieler sitzen jeder mit einem Blatt Papier und einem Stift versehen um einen Tisch herum. In der Mitte werden Buchstaben- und Blankokärtchen zu einem großen Kreis ausgelegt, der als „Lauffeld“ für die Spielfigur dient. Die Spielfigur wird auf ein beliebiges Feld gesetzt. Der jüngste Spieler darf als erster würfeln, danach wird im Uhrzeigersinn gewürfelt. Der Spieler rückt die Spielfigur soviele Felder vor, wie der Würfel anzeigt. Steht die Figur auf einem Buchstaben, darf er den Buchstaben aufschreiben und der nächste Spieler ist an der Reihe. Wer auf ein Feld mit einem Buchstaben, schreibt ihn auf, wer auf ein leeres Feld kommt, hat Pech gehabt. Gewonnen hat derjenige, der zuerst drei Buchstaben aufgeschrieben hat.
Wörter stempeln
Für dieses Spiel benötigen Sie Papier, Buchstabenstempel, Stempelkissen und Wort-Bild-Karten, also Karten, auf denen ein Bild ist und daneben das passende Wort in Großbuchstaben steht. Es gibt einige Stempelsets, wie das von Scout, an dem ich mitgewirkt habe, die die entsprechenden Vorlagen enthalten. Sie können die Vorlagen aber auch leicht selbst erstellen. Wichtig ist, dass es sich bei den Wörtern um lautgetreue Wörter handelt, das sind Wörter, bei denen die Laute eindeutig Buchstaben zugeordnet werden können, zum Beispiel „Rabe“ oder „Pirat“, nicht lautgetreu ist „Biene“, weil man das „ie“ nur als „i“ hört. Solche Rechtschreibbesonderheiten kann Ihr Kind in der Schule lernen, die würden ihm jetzt nur die Freude am Schreiben und an Buchstaben verleiden. Die Aufgabe ist, die passenden Buchstabenstempel zu den vorgegebenen Buchstaben zu suchen und diese dann auf ein Blatt zu stempeln. Das sind die ersten geschriebenen Wörter!
Wort-Rummikub
Mein allerliebstes Schreibspiel allerdings ist „Wort-Rummikub“. Es war einige Zeit nicht im Handel, ist jetzt aber wieder erhältlich. Für das Spiel mit Kindern muss man die Regeln ändern, aber dann ist es toll und zwar deshalb, weil es auch leicht möglich ist, für die Teilnehmer der unterschiedlichen Altersstufen innerhalb eines Spiels unterschiedliche Regeln aufzustellen. Ziel ist immer, die 14 Buchstabenplättchen, die am Anfang gezogen werden, abzulegen. Üblicherweise soll man daraus Worte bilden. Erwachsene müssen das natürlich auch, aber für die Kinder unterschiedlichen Alters gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Vorschulkinder müssen immer nur zwei gleiche Buchstaben ablegen und dürfen auch einen Buchstaben anlegen, wenn schon ein gleicher auf dem Tisch liegt.
- Erst- und Zweitklässler dürfen Wörter mit zwei oder mehr Buchstaben ablegen oder zwei Buchstaben, die im ABC direkt hintereinander folgen.
- Dritt- und Viertklässler dürfen Wörter mit zwei oder mehr Buchstaben ablegen
- Ab der fünften Klasse müssen Wörter mit mindestens vier Buchstaben abgelegt werden.
Auch das Spiel können Sie übrigens schnell selbst basteln – Sie benötigen nur Buchstabenkärtchen, von den Vokalen sowie D, N, R, S, T sollten Sie doppelt so viele haben wie Spieler und von den anderen Buchstaben jeweils so viele Kärtchen wie Spieler. Die Karten werden gemischt und dann wird gezogen. Viel Spaß beim Schreibspielen und berichten Sie doch gelegentlich, wie es gelaufen ist und ob Sie noch weitere Anregungen haben.
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Unser Blog jetzt-schulkind wird geschrieben von Frau Dr. Birgit Ebbert. Alle Beiträge © Dr. Birgit Ebbert.