Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist…. Was für mich eindeutig ein Grün ist, ist für andere Türkis, Mint oder Olivbraun. Schnell entfacht sich Zankerei beim fröhlichen Kinderspiel. Unsere Wahrnehmung täuscht uns. Doch unser Leben ist kein lustiger Kinderreigen und so entfachen sich oft Streitereien, die nicht nötig sind. Denn der Blick der Dankbarkeit erkennt das gesamte Farbspektrum an.
Der Blick der Dankbarkeit wertet nicht
Der Januar ist nicht gerade mein Lieblingsmonat, denn draußen ist alles so grau und trostlos. Überall nur dunkle Äcker gesäumt vom kargen Gesträuch und entlaubten Bäumen, deren Äste in der Dämmerung wie schwarze Gerippe erscheinen. Mich stimmt der Anblick dieser trostlosen Natur missmutig und ich ersehne das erste Grün, schon jetzt. Ganz anders, wenn der erste Schnee fällt und sich wie eine dünne Decke über diese Tristesse legt: Dann denke ich mir, wie schön, dass die Natur noch im Schlaf liegt und Kräfte für das Frühjahr sammelt. Und wie verborgen die Triebe noch längst nicht sichtbar nun von einer dünnen Schneeschicht behütet werden. Ich betrachte meine Welt mit dem Blick der Liebe und spüre Dankbarkeit dafür, dass alles so ist, wie es ist.
Unsere Wahrnehmung wird durch unsere Erwartungen und Erfahrungen gesteuert.
Schneefall birgt für mich immer etwas Romantisches, Kindheitserinnerungen ans Rodeln, glühend rote Backen vor Kälte und Eisklumpen an den Wollhandschuhen. Entsprechend romantisiert erkenne sehe ich jetzt die Natur. Sofort schiebt sich diese Romantik-Linse vor meine Augen.
Je mehr ich mich jedoch in Dankbarkeit übe, desto wertfreier kann ich mich an dem erfreuen, was gerade ist – frei von Erwartungen und Erfahrungen.
Je dankbarer du die Welt betrachtest, desto wertfreier kannst du dich an ihr erfreuen.
Dankbarkeit sieht das Schöne
Natürlich gibt es auch Fakten, die sind eindeutig. Fakt zum Beispiel ist, dass die Blätter an den Bäumen, auf die ich so sehnlich warte, grün sind. Schließlich hat man mir das schon im Kindergarten gezeigt: Den Stramm malt man Braun, die Blätter Grün. Natürlich weiß ich auch, dass lediglich das in den Blättern enthaltene Chlorophyll den Grünanteil des Lichts reflektiert. Doch in welch grauer Welt würde ich leben, wenn nicht hier auch Emotionen mit ins Spiel kommen dürften. Wir alle sehnen uns nach der Farbigkeit des Frühjahrs, nach der bunten Fröhlichkeit der Natur.
Dankbarkeit muss nicht alles erklären, verstehen und durchleuchten. Dankbarkeit ist eine Haltung, die sich auf das Schöne und Gute in allem richtet.
Die achtsame Wahrnehmung lässt die Dinge nämlich ganzheitlicher erscheinen und öffnet den Blick für das Gute und Schöne im Leben.
Da gehe ich ganz konform mit dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel:
„Der Reichtum des sinnlichen Wissens gehört der Wahrnehmung, nicht der unmittelbaren Gewissheit an,…….“
Aus: Phänomenologie des Geistes
Der Blick der Dankbarkeit weitet den Horizont
Mit dem Blick der Dankbarkeit siehst du die Fülle, die dich umgibt. Ein negativer und missmutiger Blick dagegen grenzt ein und versperrt die Sicht. Hierzu fällt mir ein Beispiel ein, von dem der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Jürgen Karsten in seinem Buch „Das Mentalprinzip“ schreibt. Es geht um einen Löwen im Zoo, dessen Freigehege jahrelang durch eine Glaswand begrenzt war. Vor dieser Wand schritt er Tag aus Tag ein von rechts nach links auf und ab. Als sein Freigehege vergrößert und die Glaswand um zwanzig Meter versetzt wurde, lief der Löwe jedoch weiterhin nur bis zu der Stelle, wo die ursprüngliche Begrenzung stand.
So sehe ich das auch mit der Dankbarkeit. Warum nicht das Blickfeld ein wenig erweitern und sich auf das einlassen, was in jeglicher Situation an Gutem da ist. Denn beginnst du erst einmal zu schauen, was es Wertvolles in deinem Leben und deinem Erleben gibt, wirst du jede Menge davon entdecken.
Unsere Annahmen, wie die Welt funktioniert, bestimmen unsere Wahrnehmung.
Wir nehmen nur das für wahr, was wir glauben. Und unser täglicher Alltagstrott bestärkt uns darin. Leider, denn tatsächlich lebe auch ich mit einer imaginären Glaswand. Also habe ich gut reden. Folgendes Beispiel zeigt jedoch wunderbar, wie leicht sich deine Wahrnehmung erweitern lässt: Du spielt beispielsweise mit dem Gedanken, dir ein Elektroauto zu kaufen. Und plötzlich fallen dir auf den Straßen jede Menge Elektroautos auf, die du zuvor gar nicht gesehen hast. Ich weiß, ein banales und vielleicht auch abgegriffenes Beispiel, aber tatsächlich beschreibt es prima, was passiert, wenn du achtsam wahrnimmst. Wenn du deine Wahrnehmung durch Achtsamkeit öffnest. Nun stell dir einmal vor, du entscheidest dich, zukünftig alles mit dem Blick der Dankbarkeit zu betrachten. Genau…. Plötzlich siehst du ganz viel in deinem Leben, wofür du dankbar bist.
Der Blick der Dankbarkeit verbindet
Begegnest du nun auch deinem Gegenüber stets mit dem Blick der Dankbarkeit, werden sich deine Begegnungen ändern. Probiere es einmal aus und betrachte beispielsweise deinen Partner oder eine Freundin voll Liebe und Dankbarkeit, während ihr eigentlich gerade nicht so gut miteinander seid. Spüre hinein, wie schön es ist, diese Person an deiner Seite zu haben, wie dankbar du bist, dass diese Person dich so mag, wie du bist oder was für ein Geschenk es ist, dass ihr zwei schon so vieles geteilt habt.
Der Blick der Dankbarkeit entzornt wo gezürnt wird.
Mit dem Blick der Dankbarkeit kannst du viele Konflikte abfedern oder zumindest mildern. Gerade neulich präsentierte mein Sohn einen neuen Freund, der auf den ersten Blick nicht nach meinem Gusto war. Zugegeben, als Mutter ist man da immer extrem kritisch. Doch mit dem Vorsatz der Dankbarkeit konnte ich den Freund mit offenem Herzen begrüßen. Ich freute mich, dass mein Sohn einen Freund mit nachhause bringt und dass er auf der neuen Schule allmählich Freunde findet. Entsprechend fröhlich habe ich beide begrüßt und im Nu waren wir in eine nette Plauderei verwickelt. Danach waren meine Bedenken wie verflogen.
Der Blick der Dankbarkeit beschenkt dich
„Alles in der Welt ist bedingt. Was es zu erkennen gilt, ist das Unbedingte.“
Aus: „Aufwachen – mitten im Leben?“, Dr. Gisela Full
Diesen schönen Satz habe ich entdeckt und ich finde, er passt eigentlich ganz gut. Dankbarkeit ist bedingungslos. Dankbarkeit zu leben und mehr und mehr in den Alltag zu integrieren, ist an keine Bedingung geknüpft. Die Haltung der Dankbarkeit erweitert das Sichtfeld für das Unbedingte. Die einzige Bedingung für den Blick der Dankbarkeit ist, dass du deine Sinne und dein Herz öffnest.
Ich will mit dem Herzen hören, denn mit dem Herzen hören heißt mit allen Sinnen sehen.
Damit beende ich meinen Post heute in Dankbarkeit, dass ich hier über all diese Dinge, die mich bewegen, schreiben darf.
- Ich klebe mir einen Post it an den Monitor: Dankbarkeit!
- Ich lasse mich öfter auf den Moment ein: Was höre ich, was rieche und sehe ich und wie fühlt sich das an?
- Momente des achtsamen Erlebens versuche ich bewusst zu verinnerlichen, um mein Herz mit diesem positiven Erleben zu füllen.
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