Von wegen hinsetzen, Augen schließen und Om. Da liege ich falsch. Vielmehr eine Endlosdiskussion mit mir selbst. Mit seligem Lächeln im Yogi-Sitz das Herz öffnen, das würde mir so passen. Ständig Gründe, warum keine Zeit dafür sei. Und passt es dann doch, erfinde ich Ausreden. Aller Anfang ist schwer, ich gebe nicht auf und lasse mich ein, doch meine tägliche Übung in Meditation fordert mich heraus.
Mit jeglicher Übung der Meditation stärkst du dein Wertempfinden dir selbst gegenüber.
Übungen bringen Widerstände zutage
Wäre ich Miss Perfect würde ich dir jetzt berichten, wie ich diszipliniert jeden Morgen zwanzig Minuten meditiere. Aus völlig unnötigen Gründen will ich ja immer alles perfekt machen, nur sobald es um mich, nur um mein Wohlergehen geht, löst sich mein Perfektionismus auf. Kommt dir das bekannt vor? Ärgerlich, denn bei allen anderen bemühe ich mich um jeden Preis. Selbst dieser alberne Anspruch in Bezug auf Äußerlichkeiten wie Haare, Figur oder Klamotten, hat ja nur bedingt etwas mit meinem inneren Wohlsein zu tun. Egal, ich rede nicht lange um den heißen Brei: Ich habe es versemmelt, wie man salopp sagt.
Sie müssen dem täglichen Meditationsprogramm nicht gern folgen, Sie müssen ihm nur folgen……..Üben Sie mit ganzem Einsatz, als ob Ihr Leben davon abhinge.
Aus: „Gesund durch Meditation“, Jon Kabat-Zinn
Warum hadere ich mit diesem Rat, den der bekannte Meditationslehrer seinen Schülern mit auf den Weg gibt? Immer kommt etwas dazwischen, immer ist alles andere wichtiger als meine Übung der Meditation. Und sitze ich tatsächlich in Stille und nehme mir die Zeit dafür, rasen meine Gedanken auf Hochtouren und innerlich fühle ich mich wie auf dem Sprung, kann es nicht abwarten, dass die 20 Minuten endlich vorbei sind. Schaffe ich 20 Minuten durchzuhalten, nehme ich mir jedoch nicht die Zeit, in Ruhe und Gelassenheit wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Ein Blick auf die Uhr: 20 Minuten geschafft. Prima, dann schnell aufstehen und weiter. Denn was ich dort während der letzten 20 Minuten gefühlt habe, das war nicht schön: Traurigkeit. Es macht mich traurig, wie wenig ich mich selbst wertschätze und meinen Wert nur im Tun und Machen für die anderen spüre. Deswegen mein Widerstand. Und deswegen ist Meditation so wichtig, um genau das zu spüren, um es aufzulösen.
Eine Übung der meditativen Sammlung
Bei der Meditation der Sammlung stabilisieren wir unseren Geist.
Sollte es dir auch schwerfallen, im Stillen mit einem Mantra zu meditieren, kannst du es einmal mit der Meditation der Sammlung probieren. Laut Fred von Allmen, buddhistischer Lehrer und Buchautor, unterscheidet man im Wesentlichen zwischen zwei Formen der Meditation:
Bei der Meditation der Weisheit (Einsichtsmeditation) liegt der Fokus auf Erkenntnis. Hierbei stellt man sich seinen Emotionen und begegnet auch unangenehmen Gefühlen wie Wut, Trauer, Ärger, Begierde oder Eifersucht. Es geht um das achtsame Verweilen, ohne zu bewerten, einfach nur wahrnehmen und annehmen und wieder loslassen. Dein Fokus ist dabei sozusagen offen, auf nichts Spezielles gerichtet als auf das Erleben des jeweiligen Moments. Dagegen geht es bei der Sammlungsmeditation um konzentrative Aufmerksamkeit.
Im Zustand der Ruhe und des gesammelten Verweilens wird die Aufmerksamkeit auf ein Objekt gerichtet.
Du richtest bei der meditativen Übung der Sammlung deine Aufmerksamkeit beispielsweise auf eine Kerze oder auf eine Blume. Du kannst dich dabei auch auf ein Mantra konzentrieren, auf deine Atmung oder auf einen bestimmten Gedanken, zum Beispiel Mitgefühl, Liebe, Güte oder ähnliches. Durch die Konzentration des Geistes auf ein „Objekt“ beruhigst du deinen Geist und kräftigst ihn, so dass er stabiler wird. Ich werde es ausprobieren und mir als Objekt die Liebe vornehmen, um meine Selbstliebe zu stärken. Indem ich den Fokus auf Liebe richte, stärke ich natürlich auch mein Wertgefühl für mich selbst.
„Mit der Meditation der Sammlung können wir uns zeitweilig aus dieser oft schwierigen Wirklichkeit verabschieden.“
Fred von Allmen
Mit etwas Übung fokussierst du deinen Geist
Der buddhistische Mönch Matthieu Ricard benutze einmal das Bild von einem Apfel, der am Baum so lange hängt, bis er reif ist und abfällt. Ähnlich sei es ihm ergangen, als er sich entschied, Mönch zu werden. Vielleicht geht es mir ähnlich, dass ich mich gerade jetzt in Meditation übe. Oder ich habe einfach genug von meinem ruhelosen Geist, der mich ständig irgendwohin zieht, so dass am Ende das Gefühl von Zerrissenheit bleibt, eine Art nicht mehr bei sich zu sein, nicht mehr in sich zu ruhen.
In der Sammlung hält der Geist das Objekt und Wissensklarheit wacht darüber, dass der Geist den Fokus beibehält.
Die Achtsamkeit während der Sammlungsmeditation vergleicht der buddhistische Lehrer Fred von Allmen mit einem Hirten, der von einer Anhöhe aus über ein Schaf wacht, das an ein Seil gebunden ist. Der konzentrierte Geist entspricht dem Seil: Er hält den Fokus beim Objekt. Und der Hirte stellt die Wissensklarheit dar: Von dort oben auf seinem Hügel sorgt er achtsam dafür, dass keine Sinneseindrücke oder Gedanken die Meditation stören.
Die Regelmäßigkeit entscheidet über den Erfolg einer Übung
Die Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy hatte irgendwann einmal ein Jahr lang jeden Morgen diszipliniert meditiert. Frühstück bereiten, Schulbrote streichen, letzter Wissenscheck vor Klassenarbeiten oder Gassi-Runde mit dem Hund – geht doch, wozu hat man einen Mann. So oder ähnlich hatte sie davon berichtet. Klingt vielleicht egoistisch und rücksichtslos. Auf der anderen Seite: Wann sind wir denn mal uns selbst gegenüber rücksichtsvoll? Sich selbst gegenüber rücksichtsvoll zu sein, sollte ebenso selbstverständlich sein, wie anderen gegenüber rücksichtsvoll zu handeln.
Trotzdem sehe ich mich bereits auf meinem Kissen sitzen und mit innerer Ruhelosigkeit kämpfen, während ich bewusst nicht an all das denke, was mein Mann währenddessen für mich übernimmt. Auf die Frage, wie er einen Elefanten bildhauern würde, antwortete Michelangelo angeblich wie folgt: Er nehme einen großen Stein und alles, was nicht Elefant sei, nehme er davon weg. So werde ich es probieren. Alles, was stört, ich lasse mich auf nichts ein. Außer auf mein Objekt: Liebe.
Unabgelenkt den Fokus beim Objektzu behalten, das bedeutet auch, der diffusen inneren Unruhe keinen Raum geben.
Probiere es auch einmal aus wie ich: Übe dich täglich in der Meditation, sei es nun die Meditation der Sammlung oder die Einsichtsmeditation. Setze dir einen festen Zeitpunkt dafür, eine Verabredung mit dir selbst, die es einzuhalten gilt. Welche meditative Übung zu dir passt, das wirst du schnell feststellen. So wie ich für die Sammlungsmeditation als Objekt den Begriff „Liebe“ gewählt habe, wirst du auch spüren, was für dich das Richtige ist. Und indem du immer zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort meditierst, wird daraus schnell eine Routine.
- Ich meditiere mit dem Fokus auf „Liebe“.
- Sobald in der Meditation innere Unruhe aufsteigt, nehme ich dieses Gefühl an und schenke mir Liebe.
- Ich beende meine Meditation bewusst mit einem Gefühl der Dankbarkeit, dass ich gut für mich sorgen durfte.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen …
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