Dankbarkeit hat viele Ausdrucksformen. Du kannst beispielsweise am Abend die Erlebnisse des Tages in Dankbarkeit reflektieren oder zwischendurch innehalten und dankbar den Moment wirken lassen. Meist vergessen wir das jedoch. Uns fehlt sie Zeit dazu, weil wir meinen, ansonsten dieses und jenes nicht zu schaffen. Dabei ist für Dankbarkeit immer Zeit, denn Dankbarkeit ist eine Haltung.
Der Gedanke der Fülle stärkt den Blick der Dankbarkeit und der Blick der Dankbarkeit schürt das Gefühl der Fülle.
Dankbarkeit für das, was gerade ist
Bitte nicht vergessen, am Sonntag wird die Zeit umgestellt – genau genommen zurückgestellt. Uns wird eine Stunde geschenkt. Mein erster Gedanke: Super, dann schaffe ich mehr. Denn zurzeit bin ich rastlos. Dabei ist es komplett irrelevant, ob wir eine Stunde mehr oder weniger haben, was zählt ist das, was im Moment ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Innehalten und dankbar den Moment genießen, alles richtig, nur bin ich davon leider gerade weit entfernt. Bewusst wurde mir das gestern beim gemeinsamen Abendessen mit der Familie. Ich hatte ein Pilzrisotto gekocht, alle hatten sich aufgefüllt und ich lauschte den Erzählungen der Kinder, als ich mich dabei ertappte, dass ich nebenbei überlegte, mir bereits ein zweites und drittes Stück Ciabatta zu schnappen, bevor die anderen mir das wegessen. Da wurde mir plötzlich bewusst, wie irrwitzig das eigentlich ist. Noch während des Essens gucke ich, was ich noch alles haben kann. Meine Gedanken sind bei den anderen, wer nimmt sich was und was bleibt noch für mich übrig. Hallo? Immer dieses Habenwollen. Ständig eine Art Mangelbewusstsein. Dabei umgibt mich Fülle. Alles ist da, mehr als genug.
Fülle denken befriedet uns mit Dankbarkeit
„Sei dankbar für das, was du hast; du wirst am Ende mehr haben als davor. Wenn du dich nur auf das konzentrierst, was du nicht hast, wirst du niemals im Leben genug haben.“
Oprah Winfrey
Wie oft beherrscht dich dieses Gefühl von Mangel, obwohl du dich bereits in Fülle aalst? Das beginnt bereits im Kleinen, wie hier beim Essen. Ebenso ergeht es mir oft in Bezug auf meine Kleidung: Obwohl ich mir gerade etwas Schönes gekauft habe und es mit Freude anziehe, schaue ich bereits, was die anderen Frauen tragen, was es da noch so gibt. Mein neues Paar Boots finde ich beispielsweise richtig schön und trotzdem habe ich neulich in einem Geschäft, indem ich eigentlich Schuhe für meine Tochter kaufen wollte, in den Regalen mit den Damenstiefeln gestöbert.
Ich stand da in meinen neuen Boots und hatte bereits ein Paar Schaftstiefel in der Hand. Brauchen tue ich die nicht, davon mal abgesehen. Mehr, mehr, mehr scheint eine Art Mantra zu sein. Dieser Gedanke hält mich von dem wirklichen Erleben und Genießen ab. Die Fülle, die mich umgibt, spüre ich nämlich erst dann, wenn ich auch Fülle denke. Fülle, Fülle, Fülle, wie wäre es mit diesem Mantra? Dabei sollte ich es besser wissen: In der Haltung der Dankbarkeit würde ich zwar genauso die Schaftstiefel begutachten, jedoch mit einem Gefühl der Zufriedenheit und Fülle und nicht mit diesem getrieben Gefühl des Habenwollens.
Dankbarkeit balanciert die Bedürfnisse aus
Vielleicht ist es ja auch genau das, worauf der schwedische Begriff „Lagom“ hinweist:
„Lagom meint die Mitte zwischen „zu viel“ und „zu wenig“ und wendet sich damit gegen jegliche Form von Exzess oder Übertreibung. Letztlich geht es darum, dass man im Leben alles im richtigen Maß machen solle. Gleichzeitig wirkt das Prinzip aber auch nach innen und soll dabei unterstützen, Harmonie und inneres Gleichgewicht zu finden.“
www.welt.de
Das rechte Maß in allen Dingen, dazu hat ja bereits die Benediktinerin Hildegard von Bingen im12. Jahrhundert geraten. Doch wie gelangen wir heute dahin? Die „Lagom-Philosophie“ weckt unsere bewusste Wahrnehmung für das, was uns umgibt, was um uns herum bereits da ist. Und gleichzeitig auch die Bewusstwerdung unser eigenen Bedürfnisse. Das Denken von Fülle unterstützt dich in der Haltung der Dankbarkeit. Je öfter du Fülle denkst desto ausgeglichener empfindet du und desto klarer erkennst du.
Der Gedanke der Fülle triggert sozusagen den Gedanken der Dankbarkeit. Und auch andersherum. Tatsächlich umgibt uns ja eine unglaubliche Fülle. Wir müssen nur die Haltung einnehmen, um diese Fülle zu sehen. Du brauchst nur hinaus in die Natur gehen, gerade jetzt im Herbst, mit welch einer Fülle an Schönheit und Sinneseindrücken bist du dort umgeben. Ebenso die Fülle an Liebe, Wertschätzung und „Gesehenwerden“ in gemeinsamen Stunden mit Freunden oder in der Familie. Sobald du dich für den Gedanken der Fülle öffnest, spürst du sie auch.
„Je mehr und je öfter du den Fokus auf das Positive lenkst, umso einfacher wird es dir fallen, die Dankbarkeit immer wieder abrufen zu können.“
compassioner.com
Der ständige Vergleich erstickt den Dankbarkeitsgedanken im Keime
Wer hat mehr, wer ist attraktiver, sportlicher, erfolgreicher, reicher, intelligenter, humorvoller, …. Die Liste ließe sich fortsetzen. Im Grunde lauert dahinter ein emotionaler Mangel, weil wir stets die Dinge im Fokus haben, die wir nicht können, die wir an uns ablehnen oder wo wir nicht genügend Anerkennung, Aufmerksamkeit und Wertschätzung bekommen. Doch auch hier gilt: Fülle denken! In dir stecken so viele tolle Eigenschaften und Fähigkeiten, feiere sie! Du bist Fülle. Ich bin Fülle. Von daher muss niemand von uns nach immer mehr streben. Weniger reicht nämlich auch.
Am Sonntag werde ich die geschenkte Stunde dankbar genießen – genauso dankbar und wertschätzend wie jede andere Stunde auch.
- Spüre ich Rastlosigkeit, schalte ich einen Gang runter und denke Fülle. Es ist alles bereits da und so wie ich bin, reiche ich vollkommen.
- Erwische ich mich dabei, wie ich mich vergleiche, versuche ich ebenfalls die Fülle in meinem Leben in mein Bewusstsein zu heben.
- Ich bin dankbar für die Fülle in meinem Leben – Ich finde, das ist ein guter Satz, mit dem ich ab jetzt täglich meinen Tag starte.
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