Achtsam wahrnehmen, was ist. Im Alltag fällt das eher schwer, denn auch ich husche von Einem zum Anderen und mit Achtsamkeit hat das nicht viel zu tun. Anders dagegen bei einer bewussten Übung der Achtsamkeit. Lässt du dich darauf ein, wertfrei und offen, erfährst du einiges über dich selbst und erlebst ein Gefühl der Sinnerfüllung. Übungen der Achtsamkeit berühren im Herzen.
Malen ist eine einfache Übung der Achtsamkeit, bei der du vieles über dich erfahren kannst.
Malen als Übung der Achtsamkeit
Früher als Kind malte ich oft mit einem schwarzen Filzer wilde Kreise und Schlangenlinien, um die Zwischenräume anschließend bunt auszumalen. Das konnte ich stundenlang machen. Daran dachte ich, als ich mir das Ausmalbuch herausholte, das mir eine Freundin geschenkt hatte. Ausmalbücher waren vor einiger Zeit der Renner und ich fand ihr Geschenk nicht sehr originell, doch sie meinte, ich solle mir täglich 20 Minuten Zeit dafür nehmen.
Da ich gerade innerlich ziemlich angespannt bin, erhoffte ich mir beim Malen das Erleben eines Flow-Zustandes:
Eintauchen in eine Tätigkeit und dabei komplett Abtauchen in das Tun.
Der Diplom-Physiker Helmut Rennschuh schreibt zum Thema Flow in seinem Buch „Innehalten“:
„Oft kommt es zu einer Verschmelzung mit dem Augenblick, die das Zeitgefühl beeinflusst, sodass der Handelnde das Gefühl haben kann, die Zeit laufe schneller ab oder, im Gegenteil, verlangsame sich.“
Bei mir war das anders, nix mit erhofftem Flow, aber trotzdem interessant. Denn was ich beim Malen erlebt habe, das war schon beachtlich! Zum einen habe ich durch diese Tätigkeit 20 Minuten achtsam wahrgenommen. Ich war konzentriert bei der Sache, habe mich komplett auf die Materialien (Farbstifte, Papier) und Gegebenheiten (begrenzte Farbflächen) eingelassen und alles, wirklich alles, was dabei an Gedanken und Gefühlen hochkam, habe ich offen angenommen und angeschaut. Und das war spannend, denn plötzlich entdeckte ich typische Konditionierungen und Gedankenmuster, die ich im Alltag gar nicht bewusst wahrnehme, die mein Handeln aber wesentlich beeinflussen.
Folgendes habe ich während der Übung wahrgenommen:
- Mir fällt es sehr schwer, scheinbar Sinnloses zu tun. Leider bin ich komplett auf Pflichterfüllung und Aufgabenerledigung programmiert. (Statt zu malen, könnte ich die Wäsche bügeln, den Geschirrspüler ausräumen, an einem Text arbeiten …)
- Innerlich bin ich ruhelos: Das akribische Ausmalen kleinster Farbfelder ist eine harte Nuss für mich.
- Was auch immer ich tue, meine Meßlatte habe ich stets mit im Gepäck. Meine freie Farbwahl überfordert mich und viel zu oft male ich über die Ränder hinaus.
- Das „Eintauchen“ in die Farben und die Kritzelgeräusche der Buntstifte auf dem Papier verbinden mich irgendwie mit meinem Körper. Ich erlebe ein entspanntes und positives Körpergefühl.
- Je länger ich male, desto ruhiger werde ich und desto freier fühle ich mich im Kopf. Ich male und alles ist gut. Ein schönes Gefühl.
Vielleicht liege ich falsch, aber für mich hatte diese Übung des Ausmalens geradezu etwas Therapeutisches. Ich rief gleich meine Freundin an, um mich für das tolle Geschenk zu bedanken. Noch immer bin ich begeistert davon, was ich alles lediglich über die achtsame Wahrnehmung beim Malen über mich erfahren konnte. Im Grunde Dinge, die ich weiß, aber meistens verdränge. Diese einfache und lustvolle Übung führte mich das vor Augen, was wichtig ist. Es wirkt nach, denn es gibt mir auch weiterhin zu denken. Bei täglichen Verrichtungen halte ich jetzt inne und erkenne bewusst einige meiner typischen Muster.
Malen als tägliche Morgen-Übung
Wenn du keine Lust auf Ausmalbücher hast, habe ich hier noch eine andere Übung, die weniger Zeit beansprucht und sehr effektiv ist: Nimm jeden Morgen ein weißes Blatt Papier und Farbstifte zur Hand, um für 3 Minuten drauflos zu malen. Egal was, Kritzeleien, Figuren, Landschaften – was auch immer. Am Ende schaust du dir dein Werk an. Auf dem Papier siehst du deine Stimmung, mit der du in den Tag startest. Schlechte Gefühle wirst du dabei übrigens auch los und kannst unbelasteter in den Tag starten.
„Loslassen heißt zulassen.
Es bedeutet, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.“
Jon Kabat-Zinn, aus „Gesund durch Meditation“
Sich Einlassen ist eine Art Loslassen. Im Alltag geht es oft genau darum, doch wann sind wir wirklich bereit, uns einzulassen?
Die Übung des Malens ermöglicht dir ein „In-dich-Hineinschauen“. Es verbindet dich mit deinem Inneren und hilft dir dabei, vom Verstand mehr und mehr ins Gefühl zu kommen.
- Zukünftig werde ich mir immer wieder mal Zeit für mein Ausmalbuch nehmen, um mithilfe dieser Übung, näher an mich heranzurücken.
- Alles, was ich bei dieser Übung über mich erfahre, notiere ich mir, um es zu verinnerlichen.
- Die Übung des dreiminütigen Malens am Morgen werde ich zu einem täglichen Ritual machen.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen …
Weitere Informationen zum Thema "Übungen & Impulse" findest du hier ...
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