Mitgefühl steht hoch im Kurs. Doch Mitgefühl funktioniert nur, wenn du dir zuerst selbst mitfühlend begegnest. Für andere Menschen da zu sein fühlt sich schnell stressig an, wenn wir uns selbst kein Mitgefühl schenken. Dann übermannt uns das Gefühl, dass uns alles zu viel wird. Im Selbstmitgefühl baust du diesen inneren Stress ab, weil du dir erlaubst, deinen eigenen Gefühlen Raum zu geben.
Selbstmitgefühl egalisiert deine Ängste und Sorgen, so dass du dich davon lösen kannst.
Selbstmitgefühl baut inneren Stress ab
Ich bin der Sorgenstaubsauger der Familie, so sagt es jedenfalls mein lieber Mann, und er kennt mich zu gut, als dass ich dagegen protestieren könnte. Und es sind nicht die viele Verpflichtungen täglichen Anforderungen, die mich stressen. Mich stressen die vielen Sorgen. Und warum mache ich mir so viele Sorgen um alles Mögliche? Weil ich Angst habe. Mein Sorgenstaubsauger wird von meinen Ängsten angetrieben. Leider sind das viele: Angst, nicht zu reichen, Angst, loszulassen und Verantwortung abzugeben, Angst, nicht das Beste aus meinem Leben zu machen und Angst, meinen Perfektionismus nicht bedienen zu können.
Puh, bereits beim Schreiben wird mir da ganz schwindelig und ich könnte noch viele weitere Ängste auflisten. Doch wie kann ich diesen inneren Stress abbauen, um endlich unbelasteter und leichter das Schöne im Leben zu genießen? Neulich saß ich in einem Café und wartete auf eine Freundin, die sich fast um eine Stunde verspätete. Und diese Zeit war der Augenöffner. Ich saß da, hatte nichts zu tun, wartete und fühlte. Ich fühlte mich. Ich fühlte meine innere Erschöpfung, bedingt durch die vielen Ängste, und gleichzeitig fühlte ich Freude und innere Ruhe, einfach sitzen zu dürfen und mich als Teil des Treibens um mich herum zu erleben. Da war ich mit meinen Sorgen und da war das Ich in mir, das eben nicht nur aus Sorgen besteht, sondern in sich ruht und den Moment genießt.
Im Selbstmitgefühl erleben wir die Fülle an Gefühlen, die uns ausmachen. Wir erfahren, dass wir nicht nur ein Gefühl sind, sondern ein Sammelsurium unterschiedlicher emotionaler Facetten.
Selbstmitgefühl ist ein Eintauchen in den inneren Reichtum
Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich zu sein: Du fühlst mit dir mit, indem du dir erlaubst, nahe an dich selbst heranzurücken und zu spüren, was dich im Innersten bewegt. Und gleichzeitig erhältst du durch diese Innenschau Abstand. Sie ermöglicht dir, aus der Distanz zu betrachten. Dadurch hält deine Angst dich nicht länger, wie in einem Kokon umwickelt, sondern du fühlst, dass du frei bist und neben dieser Angst viele andere Gefühle wie bunte Schmetterlinge in dir umherfliegen.
Selbstmitgefühl erlaubt uns also eine ganzheitliche Sicht. Sie hilft uns, Stress abzubauen, da sie vieles relativiert. Es ist bildlich gesprochen wie bei einer Waagschale. Ohne Selbstmitgefühl wiegt die Angst so schwer, dass sie die eine Schale bis nach ganz unten zieht und alles, was auf der anderen Schale liegt, siehst du gar nicht, weil es in unerreichbarer Höhe schwebst. In dem Moment jedoch, wo du dich selbstmitfühlend betrachtest, in diesem Moment gleicht sich das Gewicht der Waagschalen aus: Auf der einen Seite ruht die Angst und auf gleicher Höhe erkennst du nun, womit die zweite Waagschale gefüllt ist, nämlich mit Liebe, Freude, Gelassenheit etc.
Alles im Leben beruht auf Polarität. Du kennst das Prinzip und Ying und Yang. Willst du inneren Stress abbauen, geht es um einen Ausgleich von negativ und positiv. Du möchtest deine Ängste loslassen, damit sie dir endlich egal werden. Also musst du sie egalisieren, sprich neutralisieren. Dieses geschieht im Selbstmitgefühl. Du erkennst negative und positive Aspekte und dadurch neutralisierst du das, was dich innerlich stresst.
Im Selbstmitgefühl beendest du deinen inneren Kampf
Anstatt deinen inneren Kampf zu besiegen, erlaube dir Selbstmitgefühl und achtsame Präsenz, denn was du ablehnst, verfolgt dich.
Die Praxis des Selbstmitgefühls ist im Grunde nicht schwierig. Es geht dabei um das achtsame Spüren. Nimm dir ein wenig Zeit und spüre in dich hinein. Für mich bedeutet Selbstmitgefühl auch, mir Zeit für mich zu nehmen. Meistens verbinde ich das mit einem Spaziergang. In der Natur fällt es mir leichter, zu spüren, mich zu fühlen und mit Nachsicht meine Ängste liebevoll anzunehmen.
Im Alltag ist es jedoch meistens so, dass wir das, was uns innerlich stresst, nicht haben wollen. Wir lehnen uns innerlich dagegen auf. Vielleicht versuchen wir sogar durch Ablenkung unangenehme Gefühle zu verdrängen, denn damit müssten sie doch endlich weggehen. Nur verschlimmern sie sich so. Indem du dich gegen unliebsame Gefühle wehrst, wachsen sie zu Riesen, die ihre Schatten über jeden deiner Schritte werfen. Sinnlos, sich weiterhin dagegen aufzulehnen, denn damit werfen diese Riesen nur noch größere Schatten. Im Selbstmitgefühl erkennst du, dass die Riesen gar nicht so groß sind, wie sie dir erscheinen. Du beendest den Kampf gegen diese Ungestüme und verscheuchst damit ihre Schatten.
Lass also nicht zu, dass ein Mangel an Selbstmitgefühl dich unzufrieden werden lässt. Latente Gereiztheit, Lustlosigkeit oder Überforderung – alles Gefühle, die wir erst durch eine liebevolle Zuwendung zu uns selbst lösen können. Selbstmitgefühl öffnet deinen Blick für all das, was wirklich ist. Denn um Stress abzubauen, musst du nicht im Außen suchen, sondern wirst mithilfe von Selbstmitgefühl im Inneren finden.
- An meinen Computer klebe ich mir einen Zettel als Erinnerung: Selbstmitgefühl!
- Um meinen inneren Stress abzubauen, atme ich zwischendurch immer mal wieder tief ein und aus und spüre achtsam in mich hinein.
- Sobald ich merke, wie ich in eine Art „Verdrängungsmodus“ rutsche, probiere ich aus, was mir am besten hilft, um ins Selbstmitgefühl zu kommen: Schreiben, Meditieren, Spazierengehen etc..
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