Abgrenzung bleibt oft lebenslang ein Thema, sei es Abgrenzung bei der Arbeit, in der Freizeit oder in der Familie. Doch was ist mit der Abgrenzung in Bezug auf fremde Meinungen? Die schmerzen oft besonders arg. Damit verbunden auch die Abgrenzung vor unserem eigenen Urteil über uns selbst. Dazu bedarf es Selbstliebe und viel Selbstvertrauen. Nicht unbedingt jedem gegeben.
Abgrenzung hat viel damit zu tun, achtsam zu schauen, wo du gefallen und warum du gefallen möchtest.
Abgrenzung für mehr Selbstwert
Ich möchte beliebt sein. Hört sich vielleicht erst einmal komisch an, aber ich möchte bei meinen Freunden, Kollegen und Nachbarn beliebt sein. Okay, aus dem Everybodys Darling-Alter bin ich lange raus. Und die Süddeutsche Zeitung titelte einmal sehr treffend:
„Everybody`s Darling is everybody´s Depp“.
Obwohl ich immer so „klug“ über Achtsamkeit schreibe und wie wichtig es doch sei, bei sich selbst zu bleiben und in sich hineinzuspüren, irgendwie fürchte ich das Urteil anderer. Davon bin ich nicht frei. Den eigenen Wert spüren und sich von dem Urteil anderer abgrenzen, darüber kann ich nett schreiben, mir selbst fällt es oft schwer.
Loslassen und sich von der Meinung anderer freisagen, hat viel mit einem selbst zu tun. Ich möchte gemocht werden. Nicht von jedem, aber von Menschen, die mir irgendwie wichtig sind. Letzte Woche sagte eine Freundin zu mir, wie sehr sie meine literarischen Texte mag. Dieselbe Freundin hatte mir vor einiger Zeit auch gesagt, dass sie meine Achtsamkeitstexte gar nicht mögen würde. Diese Erinnerung sprang sofort in meinem Geiste auf. Und das Kompliment zu meiner literarischen Schreiberei wurde von dem anderen Urteil überschattet. Wie tief dieses Urteil noch heute sitzt, zeigt doch, dass es sofort aufpoppte. Warum kann ich mich hier nicht abgrenzen? Nicht jeder muss meine Achtsamkeitstexte mögen. Mein Mann zuckte dazu nur die Schultern: Das sei typisch ich, sobald es um meinen Job ginge, hätte ich null Wertgefühl, ich würde das, was ich hier mache, nicht als wertvoll erachten. Uiuiui, das saß!
Abgrenzen bedeutet, zu erkennen, dass niemand perfekt ist – du auch nicht. Indem du an DICH glaubst, verliert sich der Anspruch an Perfektion und du wirst deinen Wert spüren und selbstbewusster vertreten.
Mein lieber Mann, der mich nach all den Jahren nun gewiss gut kennt, setzte noch hinzu: Im Privaten würde ich ganz anders sein, da wäre ich ein harter Brocken. Die Formulierung finde ich zwar nicht so gelungen, aber es stimmt: Im Privaten kenne ich meinen Wert. In Bezug auf die Meinung anderer kann ich mich hier gut abgrenzen.
Wo hast du Schwierigkeiten, dich von dem Urteil anderer abzugrenzen beziehungsweise zu lösen?
Abgrenzung ist wichtig für deine Selbstliebe
Gesunde Selbstliebe ebnet den Weg zur Abgrenzung. Wer sich selbst als Mensch wertschätzt und sympathisch findet, hält nicht an dem Urteil anderer fest.
Sobald du dich selbst mit allen Schwächen zu lieben beginnt, verblassen deine Ansprüche an dich selbst ebenso wie das Bedürfnis, gemocht zu werden. Deswegen ist es wichtig, jedes Mal achtsam zu schauen, warum dich ein Urteil weiterhin beschäftigt, auch wenn es längst verblassen sollte. Warum kannst du dich von dem Urteil nicht abgrenzen? Das hat immer etwas mit dir selbst zu tun, einem Mangel, der tief in dir verinnerlicht sitzt.
Beispielsweise gefällt mir von besagter Freundin, die Malerin ist, auch nicht jedes Bild, was sie malt. Einige begeistern mich, mit anderen kann ich nichts anfangen. Mir das zu verdeutlichen, hilft. Ich muss nicht alles bei dem anderen mögen und daher muss er auch nicht alles bei mir toll finden.
„Sei wirklich du selbst. Das klingt trivial, aber Leute, die wirklich beliebt sind, kümmern sich nicht darum, was sie tun müssen, um „dazuzugehören“, da sie sich einfach so wohl fühlen, wie sie sind.“
wikihow.com
Abgrenzung vor deinem inneren Kritiker
Und manchmal ist es so, dass ich meine, zu wissen, was der andere über mich denkt, ohne, dass er es sagt. Beispielsweise schreibe ich literarisch in einem Kurs und alle vierzehn Tage präsentieren die Teilnehmer ihre Texte zwecks Kritik. Sagt jemand nichts zu meinem Text, interpretiere ich sein Schweigen als Verriss. Ich glaube zu wissen, dass die Person meinen Text schlecht findet, nur weil sie nichts sagt. Mein eigener Kritiker, genährt von dem Mangel an Selbstwert, übernimmt hier das Ruder. Und sind wir nicht achtsam, passiert so etwas ganz schnell und schleichend. Dabei müssen wir uns von solchen Kritikern abgrenzen, um freier und ungehemmter durchs Leben gehen zu können.
Mir fällt dazu gerade ein Blogeintrag ein, den ich irgendwo gelesen habe. Der Blogger haderte, ob er weiter Schreiben solle, weil er nicht mehr mit Herzblut bei der Thematik war: „Warum will ich überhaupt schreiben?“ Am Ende fand er eine wunderbare Antwort: „Weil ich einfach nur schreiben will.“ Damit waren ihm alle vermeintlichen Bloggerregeln egal und er schrieb zukünftig einfach nur noch das, wozu er Lust hatte und was ihm auf dem Herzen lad. Er grenzte sich von der Meinung der anderen ab, pfiff auf seinen eigenen Kritiker und kümmerte sich nicht weiter um seine „Bloggerbeliebtheit“.
Die vermeintliche Meinung der anderen zeigt deutlich, wie du über dich denkst. Je besser du dich vor deinen inneren Kritikern abgrenzen kannst, desto weniger fürchtest du die Meinung anderer.
Das Thema Abgrenzung hat also viel damit zu tun, achtsam zu schauen, wo du gefallen willst und warum du gefallen möchtest. Und ebenso bewusst in dich hineinzuspüren, welche Kritiker dich daran hindern, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist. Möchte einer der Teilnehmer in dieser literarischen Runde nichts zu meinem Text sagen, dann hat dieser Teilnehmer vielleicht nichts daran auszusetzen oder einfach wenig Zeit gehabt, den Text überhaupt zu lesen. Oder er hat einfach keine Lust noch mehr zu sagen, weil bereits alles gesagt wurde. Abgrenzung vor dem eigenen Kopfkino und klar Stopp sagen – Und das gelingt, sobald wir achtsamer und bewusster schauen, was in unserem Inneren abläuft.
Abgrenzung vor den eigenen Ansprüchen
Niemand nimmt dich selbst so wichtig, wie du selbst es tust. Und für die anderen ist das, was wir tun oder nicht tun, viel weniger wichtig als wir meinen. Zudem haben die anderen in der Regel ein viel besseres Bild von uns, als wir glauben. Und sie machen sich auch längst nicht so viele Gedanken über uns, wie wir annehmen. Es sind immer unsere eigenen Unsicherheiten, die uns ins Grübeln bringen und uns zweifeln lassen. Daher schaue immer achtsam, was deine Motivation ist, wenn du, statt dich abzugrenzen, mal wieder versuchst, dich nach allen Seiten auszurichten. Du wirst es nie allen recht machen können und verlierst dich am Ende selbst.
Indem wir achtsam unsere Motivationen erkennen, nehmen wir unser Leben selbst in die Hand. Das hebt das Selbstwertgefühl und verringert die Angst vor Abgrenzung.
Manchmal helfen kleine Übungen dabei, täglich mehr bei dir selbst zu bleiben und damit langfristig deinen Selbstwert zu stärken. Haderst du mit dem, was du machst, weil du nicht davon überzeugt bist, dass es gut ist, hilft es beispielsweise, dir jeden Morgen in Gedanken zu sagen: „Das, was ich täglich mache, ist gut und wertvoll.“ Atme diesen Satz ein und spüre körperlich nach, wie du ihn tief in dir aufnimmst.
Außerdem hilft es zu schauen, welche Dinge dir bei anderen Menschen nicht gefallen und trotzdem findest du sie liebenswert. So, wie sie sind, sind sie vollkommen. Und so, wie du bist, bist du ebenfalls vollkommen.
- Sobald ich merke, dass ich etwas nur tue, um zu gefallen, halte ich kurz inne und entscheide, ob ich das wirklich will und warum ich es will.
- Ebenso aufmerksam werde ich auf das achten, was ich zu anderen sage. Sage ich das nur, um zu gefallen? Wie fühle ich mich damit?
- Ich gucke achtsam, wann ich glaube zu wissen, was eine andere Person über mich denkt. Warum meine ich, ihr Urteil zu kennen?
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