Der Grund, warum wir über andere lästern, liegt oft an fehlender Selbstliebe und daraus resultierend an einem geringen Selbstwertgefühl. Für den Moment, wo wir nichts Gutes über den anderen sagen, fühlen wir uns ein wenig besser, auch wenn wir uns insgeheim für die Lästerei schämen. Begegnest du dagegen allen Menschen mit einer liebevollen Haltung, stärkt das auch deine Liebe zu dir selbst.
Abgrenzung beginnt damit, sich selbst lieben zu lernen und den eigenen Wert zu spüren.
Deine Haltung entscheidet, wie du Menschen wahrnimmst
Ich schaue mir gerne andere Frauen an, sicherlich aus dem Grund, weil ich mich vergleiche. Dabei schneide ich nicht unbedingt gut ab, denn meistens finde ich sie besser gestylt, in ihrem Auftreten souveräner und insgesamt attraktiver. Doch schon im selben Moment erwische ich mich dabei, wie ich nach einem Makel bei ihnen zu suche, damit sie weniger „beneidenswert“ erscheinen. Zum Beispiel beurteile ich dann ein faltenfreies Gesicht als mit Hyaluron aufgespritzt und schon verliert die Person für mich an Attraktivität, nur damit ich mich „besser“ fühlen kann. Ist doch egal, jeder kann machen, was er will.
Doch derart herabsetzende Gedanken blitzen innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde auf. Daher treffe ich jetzt eine Entscheidung, um mich von solchen Gedanken abzugrenzen. Mithilfe dieser Entscheidung entlarve ich meine Gedanken rechtzeitig und irgendwann kann ich mich komplett von ihnen lösen, weil sie in meinem Geist gar nicht mehr aufpoppen: Meine Entscheidung lautet:
Ich begegne jedem Menschen mit einer liebevollen Haltung.
Mit der Haltung der Liebe verändert sich das Miteinander, es wird wohlwollender, toleranter und wertfreier.
Eine liebevolle Haltung schützt vor negativen Gedanken
Je mehr Selbstliebe wir spüren, desto wertfreier und urteilsfreier begegnen wir den anderen. Ich denke schon, dass unsere Haltung sich auf unsere Selbstliebe auswirkt. Gehst du beispielsweise mit einem liebenden Blick auf die Menschen zu, nährst du damit auch die Liebe zu dir selbst, denn du strahlst Offenheit aus und ebnest einen Weg zu einem Miteinander basierend auf Toleranz und Wertschätzung. Dazu gehört es, sich von Lästereien abzugrenzen, von Vergleichen und von Urteilen.
Das fühlt sich sofort besser an. Du kannst beispielsweise bereits morgens nach dem Aufstehen entscheiden, heute Liebe zu senden und damit jeglicher Situation mit einem liebevollen Blick zu begegnen. Dabei wirst du erleben, wie viel stressfreier und freundlicher sich der Tag für dich entwickeln wird. Und mit dieser Entscheidung grenzt du dich von den negativen Gedanken ab, die ansonsten unbewusst in deinem Geist umherschwirren.
Die Entscheidung für die Liebe ist immer auch ein „Ja“ zu dir selbst.
Ein starker Selbstwert schenkt dir Gelassenheit
Die Entscheidung für die Liebe, sprich für eine liebevolle Haltung, ist auch eine Entscheidung, sich frei zu fühlen. Nicht immer fällt es leicht, sich selbst liebevoll wahrzunehmen. Und die Versuchung, den eigenen angekratzten Selbstwert durch Lästereien über andere aufzubauen, ist dann besonders groß. Doch schaffst du es, dich in solchen Momenten mitfühlend anzunehmen und dir den Mangel an Eigenliebe einzugestehen, sorgt dein Selbstmitgefühl dafür, dass dieser Mangel Heilung erfahren kann. Das stärkt wiederum deinen Selbstwert. Die Praxis des Selbstmitgefühls befreit dich von neidvollen Gedanken und hilft dir dabei, dich mehr und mehr davon abzugrenzen.
Von dem österreichischen Philosophen Paul Watzlawick stammt folgendes Zitat:
Ich bin frei, denn ich bin einer Wirklichkeit nicht ausgeliefert, ich kann sie gestalten.
Paul Watzlawick
Dazu fällt mir eine liebe Freundin ein, die ich noch aus Kindertagen kenne. Sie ist wirklich der einzige Mensch, den ich kenne, der nie etwas Schlechtes über andere sagt. Sie ergreift immer für die Person Partei, über die ich mich gerade aufrege. Sie versucht immer die Sicht des anderen zu verstehen. Meine Freundin lebt diese liebevolle Haltung. Und oft stehe ich dann beschämt da, weil ich erkenne, dass das, worüber ich mich aufrege, viel mehr etwas mit mir zu tun hat und mir etwas Lehrreiches über mich selbst sagen will.
Bei der bewussten Abgrenzung vor negativen Gedanken erkennst du, warum du denkst, wie du denkst.
Auch Selbstliebe ist eine Entscheidung
Mutig zu sich selbst stehen und dadurch eine liebevolle Haltung einnehmen – so werden wir gelassener und grenzen uns ab von Neid, Missgunst und übler Nachrede. Und damit meine ich eben auch diese kleinen Regungen, diese unbewussten Gedankenblitze, die im Nu Negatives produzieren. Die Kunst der Selbstliebe besteht darin, dass man sich dafür entscheidet, sich selbst zu lieben. Denn wir sind uns selbst am nächsten und bleiben ein Leben lang mit uns selbst zusammen. Wir müssen mit uns selbst auskommen, Tag für Tag, bis zum Ende. Daher ist es eine gute Entscheidung, deine Selbstliebe zu pflegen.
Wenn du dich annimmst, wie du bist, und wenn du spürst, was dich berührt, wächst dein Selbstwert. Denn in dem Spüren, was dich berührt, entdeckst du dich selbst. Dann verbindest du dich zunehmend mit deiner Kraft. Und sobald du die Freiheit in der liebevollen Haltung erfährst, sorgst du für ein gutes Auskommen mit dir selbst und grenzt dich ab von den vielen destruktiven Gedanken, die weder dir noch anderen helfen.
Abschließend noch ein Satz, der dir dabei hilft, eine liebevolle Haltung einzunehmen:
Respektiere keinen Menschen mehr oder weniger als dich selbst.
Frage dich zukünftig am Abend, inwieweit du diesen Satz beziehungsweise diese Aufgabe erfüllt hast? Wie schnell nämlich respektieren wir andere weniger als uns selbst. Das passiert unbewusst, zum Beispiel mit dem Bahnbeamten, der uns keine zufriedenstellende Auskunft geben kann, oder mit der Servicekraft, die uns warten lässt, weil einfach zu viel los ist.
Da ich nicht aus einer akademischen Familie stamme, wurde mir ein großer Respekt vor Ärzten und Anwälten eingetrichtert. Und noch heute spüre ich, dass ich Ärzte und Anwälte weit mehr respektiere als mich selbst. Dabei sagt der akademische Titel wenig darüber aus, ob die Person ein guter Mensch ist oder nicht. Spüre also einmal bewusst in den Satz hinein und reflektiere, was er für dich bedeutet und wie du ihn in deinem Alltag erfährst. Dabei wirst du auch eine Menge über deinen Selbstwert erfahren.
- Jeden Abend stelle ich mir die Frage: Habe ich heute jemanden mehr oder weniger respektiert als mich?
- Ich nehme täglich bewusst eine liebevolle Haltung ein und spüre achtsam, wie sich diese Haltung auf meine Selbstliebe auswirkt.
- Jeden Morgen mache ich mir bewusst, dass ich meine Wirklichkeit gestalten kann. Deswegen grenze ich mich achtsam von missgünstigen und neidvollen Gedanken ab.
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