Einen Gedanken zu hegen, bedeutet nicht unbedingt, dass er der Wahrheit entspricht. Und nicht jedes Gefühl, was uns beschleicht, hat etwas mit der Realität zu tun. Gefühle und Gedanken aus der Vergangenheit können sehr belastend sein. Manchmal hilft hier Abgrenzung, um zuversichtlich nach vorne zu gehen.
Statt negative Gefühle zu verdrängen, sollten wir sie bewusst erkennen, um uns ebenso bewusst mithilfe diverser Methoden davon abzugrenzen.
Entscheidungen treffen
Neulich habe ich ein Interview mit Dr. Joe Dispenza gelesen, erfolgreicher Bestseller-Autor, Neurowissenschaftler und Coach. Es ging um das Thema, inwieweit man sich von belastenden Gefühlen und damit einhergehend Gedanken abgrenzen, beziehungsweise für neue Gedanken und Emotionen öffnen kann. Laut Dispenza sind Emotionen die Endprodukte vergangener Erfahrungen. Und wenn wir nun beispielsweise täglich über unsere Probleme, Sorgen und über uns selbst nachdenken, manifestieren wir diese Emotionen und verankern uns chemisch in der Vergangenheit.
Neurologisch betrachtet würden wir so in den Schaltkreisen des Gehirns denken, die mit der Vergangenheit verknüpft sind. Wir leben emotional in den Begrenzungen unserer bisher gesammelten Erfahrungen. All unser Erleben im „Jetzt“ wird von der Vergangenheit gefärbt. Weil sich das über Jahrzehnte verfestigt hat, erzeugen Veränderungen Widerstand.
Jetzt wird es spannend: Dispenza meint, dass wir geistig Revue passieren lassen sollten, wer wir in Bezug auf unser Verhalten nicht mehr sein wollen. Und dann müssen wir bewusst eine Entscheidung treffen. Uns entschlossen abgrenzen. Dadurch würden wir einen Energieschub Richtung Zukunft erleben, sprich bereits eine Art Kostprobe von der neuen Freiheit und der Person spüren, die wir sein wollen.
Im nächsten Schritt müssen wir uns dann die Emotionen anschauen, die bereits in den Startlöchern stehen: Angst, Schuldgefühle, Selbstzweifel. Und uns nun fragen: Gehört diese Emotion in meine Zukunft? Wenn nicht, dann klar davon abgrenzen und sich wieder auf die Zukunft fokussieren.
Hört sich super an, ist aber viel Arbeit. Das heißt nämlich, jeden Morgen zu meditieren und sich dabei vorzustellen, wie die Bilder von dem Leben aussehen, das wir gerne führen möchten.
Indem wir uns entscheiden, uns von Emotionen aus der Vergangenheit abzugrenzen, spüren wie eine Art Vorfreude auf die Zukunft, die wir mithilfe von Meditation verankern können.
Abgrenzen bedeutet nicht Verdrängen
Interessant finde ich zu diesem Thema eine Studie der Cambridge Universität, von der ein Artikel des Online Magazins „netzwerk ethik heute“ handelt. Darin geht es um die Frage, ob Verdrängung als „seelischer Abwehrmechanismus“ vielleicht sogar hilfreich sein kann. Laut Sigmund Freud führt Verdrängung ja dazu, dass unsere Gedanken erst recht um das kreisen, was wir nicht mehr denken und fühlen wollen. Das Verdrängte würde sich demnach immer einen Weg aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein suchen, schlimmstenfalls durch körperliche Leiden.
Die Studienleiter in Cambridge haben jedoch festgestellt, dass es tatsächlich funktioniert, sich bewusst von negativen Gedanken abzugrenzen, ohne dass dadurch diese Gedanken nur verstärkt werden. Und unser Gehirn hat die Fähigkeit, sich abzulenken und Dinge auch bewusst zu vergessen. Von daher macht es schon Sinn, sich freudvollen Dingen zuzuwenden, wie zum Beispiel mit Freunden zusammen zu kochen, Musik zu hören oder ins Grüne zu fahren, wenn die Sorgen einen mit Ängsten und Zweifeln übermannen.
Diese positive Ablenkung zieht eine Grenze und öffnet damit Raum für positives Erleben, das wiederum ein Gegengewicht erzeugt und dadurch die Sorgen und Ängste im Endeffekt relativiert.
Positive Ablenkung hilft dabei, sich von negativen Gefühlen und Gedanken abzugrenzen und ein positives Gegengewicht zu schaffen.
Laut der Universitätsstudie gibt es noch eine weitere Möglichkeit, sich von negativen Einflüssen abzugrenzen. Man kann nämlich negative Gedanken bewusst blockieren, zum Beispiel mit einer geistigen Notiz „Gar nicht dran denken“.
Ich persönlich nutze oft die „Nicht jetzt“-Methode. Gerade gestern wieder. Ich war für einen langen Hundespaziergang gestartet und bekam einen Anruf unseres Sohnes, der leider mit Depressionen zu kämpfen hat. Ihm ginge es wieder so schlecht und er wolle mich am Abend treffen. Statt auf dem zweistündigen Spaziergang nun voller Angst und Sorgen zu sein, hatte ich mich dazu entschieden: „Nicht jetzt“. Ich konnte mit meinen Sorgen und Ängsten ja ohnehin nichts verändern.
Ablenkung oder auf später Verschieben – Diese Methoden helfen, sich von negativen Gedanken abzugrenzen.
Achtsame Abgrenzung
Bei der Abgrenzung von schlechten Gefühlen hilft natürlich auch Achtsamkeit. Indem ich meine schlechten Gefühle bewusst wahrnehme, richte ich nun achtsam meine Aufmerksamkeit auf meinen Atem oder meine Umgebung, nehme also bewusst wahr, was ich sehe, rieche und höre. Dadurch durchbreche ich meinen Gedankenfluss und bringe meinen Geist ins Hier und Jetzt zurück.
Übrigens verhindert Multitasking, dass wir abschalten können. Indem wir uns bewusst auf nur eine Sache fokussieren, zwingen wir unseren Geist zur Konzentration und grenzen uns von Gedankenspiralen ab.
Achtsamkeit hilft dir dabei, dich von negativen Gefühlen und Gedankenspiralen abzugrenzen.
Ich denke, um uns von negativen Gedanken und Gefühlen zu befreien, hilft sowohl bewusstes Annehmen, um zu erkennen, was sich gerade genau bei uns abspielt, als auch bewusste Abgrenzung. Eine Patentlösung gibt es wohl nicht. Das Interview mit Joe Dispenza hat mich aber schon sehr nachdenklich gestimmt, denn ich spüre auch, wie sehr ich in den Schaltkreisen meines Gehirns verankert bin, die in der Vergangenheit verknüpft sind. Allein das zu erkennen ist doch bereits ein erster Schritt.
- Haben Ängste und Zweifel mich im Griff, grenze ich mich bewusst ab mit einer geistigen Notiz: „Jetzt nicht.“
- Bei negativen Emotionen richte ich meine achtsame Aufmerksamkeit auf meinen Atem, meinen Körper oder auf meine Umgebung: Was sehe ich, was rieche ich, was höre ich.
- Ängste in Bezug auf die Zukunft verschiebe ich auf später, indem ich mir bewusst mache, dass ich in dem jeweiligen Moment nichts machen kann.
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