Und jetzt muss ich mich hinstellen, beide Füße fest auf den Boden und mich ein paar Minuten lang erden? Also bitte, dafür ist nun wirklich keine Zeit. Sinnlos herumstehen, wobei sich die Arbeit türmt und ich ohnehin nicht weiß, was ich zuerst anpacken soll. Doch, gerade jetzt. Denn, oh Wunder, Achtsamkeitsübungen helfen uns zentrierter und klarer die Anforderungen des Tages zu bewältigen.
Wenn die Pflichten des Alltags uns erdrücken, führen uns Achtsamkeitsübungen zu dem Wesentlichen zurück – Spüren und Erleben, präsent sein.
Übungen für zwischendurch
Während andere noch im Urlaub entspannen, ist mein Ferienspaß beendet, denn zwei Umzüge stehen an. Wir ziehen zurück in die Stadt und gleichzeitig bezieht mein Sohn seine erste eigene Wohnung. Und da meine Tochter ins Ausland will, gibt es da auch noch so einiges zu organisieren. Damit ich bei alledem nicht den Überblick verliere, bedarf es Zentriertheit und Gelassenheit. Am besten mithilfe einfacher Achtsamkeitsübungen, die sich sozusagen in den Alltag mit wenig Aufwand einschieben lassen. Hier habe ich ein paar solcher Übungen gefunden, die dir vielleicht auch gefallen:
1. Konzentriere dich direkt nach dem Aufwachen auf deine Atmung
Startest du täglich derart bewusst in den Tag, wirst du feststellen, dass du all die Dinge, die es am Tage zu erledigen gilt, wesentlich entspannter angehen wirst. Das klappt nicht gleich nach ein oder zwei Tagen, aber bereits nach einer Woche merkst du einen gravierenden Unterschied.
2. Lege jede Stunde eine kurze Pause ein, um dich zu strecken, zu recken und einmal alles abzuschütteln.
Diese Übung zeigt sofort Wirkung. Du bist im Nu raus aus deiner „Kopflastigkeit“, spürst dich selbst wieder und nimmst somit achtsam wahr, wie es dir eigentlich geht und was jetzt überhaupt wichtig ist.
Übungen sollen Spaß bringen
Viel zu oft werden Achtsamkeitsübungen als Pflichtprogramm runtergespult. Dann ist man jedoch halbherzig dabei, innerlich nicht wirklich präsent und schon verliert sich die Wirkung genauso wie die Lust daran. Die Übung deiner Wahl sollte dir Freude bringen. Ansonsten empfindest du sie schnell als weitere „Last“ deines Alltags.
Auf meinem Nachtisch liegt das Buch „Glück – The World Book of Happiness“, herausgegeben von Leo Bormans. Interessant finde ich darin einen Betrag des Dänen Christian Bjornskov, Professors für Volkswirtschaft und Glücksforscher. Als er einen Fachaufsatz schreiben sollte und irgendwie partout nicht weiterkam, ist er vom Schreibtisch aufgestanden und kaufte sich ein Eis. Und in diesem Moment erkannte er, dass unser Glück unter anderem davon abhängig ist,
… „dass man an die eigene persönliche Freiheit glaubt und entsprechend diesem Glauben handelt.“
Von daher lautet eine weitere absolut wichtige Achtsamkeitsübung:
3. Mache jeden Tag etwas, wozu du Lust hast und was dir Freude bringt. Kostet es dich Zeit, die du „scheinbar“ nicht hast, egal, mache es trotzdem, es reichen bereits 10 bis 15 Minuten.
Was passiert nämlich, wenn wir uns täglich diese individuelle Freiheit einräumen? Wir erleben diese Zeit wesentlich bewusster und präsenter. Wir genießen diese Zeit. Dadurch fühlen wir uns fröhlicher und vor allem gibt sie uns ein Gefühl der Selbstbestimmung. Wir selbst haben unser Leben in der Hand. Gönnst du dir täglich diese 15 Minuten, wirst du zukünftig deinen Alltag insgesamt bewusster erleben und darüber stolpern, wo du beispielsweise nur „funktionierst“ oder dich stressen lässt.
Achtsamkeitsübungen beschenken uns mit dem Vertrauen, unsere Zeit selbst in der Hand zu haben.
„Obwohl wir oft überschätzen, wie viel wir an einem bestimmten Tag leisten können (und frustriert enden), unterschätzen wir im Allgemeinen, wie viel wir in einem Jahr leisten können, wenn wir jeden Tag nur einen kleinen Fortschritt erzielen.“
Prof. David G. Myers, aus: „Glück – The World Book of happiness“
Achtsamkeitsübungen sind ein Geschenk, das wir uns selbst machen. Mit dieser Haltung wird aus den Übungen keine leidige Pflicht, sondern eine freudige Unterbrechung des Tages, bei der wir gut für uns selbst sorgen.
Übungen verändern die Wertschätzung
Im Grunde verbinden wir uns durch Achtsamkeitsübungen mit dem Leben, mit der Lebendigkeit. Übungen, bei denen du zum Beispiel achtsam dem Wasserstrahl der Dusche auf deiner Haut nachspürt oder bei denen du eine Mahlzeit mit allen Sinnen zu dir nimmst und die einzelnen Zutaten herausschmeckst. Es gibt zahlreiche Übungen, die dich den Wert des Augenblicks spüren lassen. Spürst du derart bewusst das Wasser auf deiner Haut, fühlst du vielleicht auch eine Art von Dankbarkeit für das Wasser. Und ebenso dankbar nimmst du dann vielleicht auch die Speisen wahr, mit denen du deinen Körper gut ernährst.
Erleben in Achtsamkeit ist Lebendigkeit. Im Grunde ist es verrückt, dass wir all diese Übungen benötigen, um das Leben bewusst zu spüren, um uns bewusst zu spüren. Versuchst du beispielsweise jede Stunde für einen kurzen Moment bewusst zu atmen, wirst du feststellen, dass du beim Atmen anfangs überlegst, ob du das so richtig machst. Bereits dieser Gedanke zeigt, wie schwierig es ist, einfach nur zu sein, einfach nur zu atmen und das Leben zu spüren. Dabei ist das Leben das größte Geschenk, das uns gemacht wurde. Um sich dessen bewusster zu werden, hier noch eine schöne Übung für den Abend:
4. Notiere dir jeden Abend auf einen Zettel eine Sache, die dich am Tage glücklich gemacht hat.
Mit dieser Übung wirst du dein Leben langfristig positiver wahrnehmen. Du wirst Erlebnisse und Begegnungen anders wertschätzen und insgesamt das Gefühl entwickeln, den Dingen gelassener zu begegnen, da du spürst, dass neben all den Herausforderungen auch viel Freude vorhanden ist.
Übrigens ist es spannend, wenn du diese Zettel zum Beispiel in einem Glas sammelst und am Ende des Jahres noch einmal liest. Da erkennst du dann sehr deutlich, was dir im Leben wichtig ist.
Übungen immer gerne, aber wohldosiert
Vielleicht hast du Lust bekommen, die eine oder andere Übung auszuprobieren, doch bitte nicht gleich alle auf einmal: Zu viel des Guten und schnell haben wir die Lust verloren. Denn leider sind wir so gestrickt, dass wir uns lieber für alles andere Zeit nehmen, auch wenn es stresst und wir wenig Lust dazu haben, als für die Dinge, die uns guttun und vieles erleichtern würden.
Ich würde beispielsweise unglaublich gerne wieder anfangen, regelmäßig zu meditieren. Doch meine ich, nicht die Zeit dafür zu haben. Dabei sollte doch gerade ich es besser wissen. Darüber werde ich mal nachdenken. Und derweil erst einmal mit einer kleinen Übung beginnen.
Achtsamkeitsübungen sind wie kleine Mosaiksteinchen, die uns mit der Zeit eins nach dem anderen das Große Ganze erkennen und wertschätzen lassen.
- Gerade wenn es hektisch und stressig wird, nehme ich mir zwei Minuten für eine Achtsamkeitsübung: recken und strecken und alles ausschütteln und dann spüren, wie ich mich fühle.
- Ich fange klein an und beginne mit nur einer Übung täglich.
- Praktiziere ich bereits ein paar Tage, spüre ich nach, ob sich in dem Erleben meines Alltags und meiner selbst etwas verändert hat.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen …
Weitere Informationen zum Thema "Übungen & Impulse" findest du hier ...
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