Arbeit am Selbstwert

Der Selbstwert sollte eine verlässliche Konstante im Inneren sein, doch meistens schwankt er rauf und runter, wie eine Feder im Wind nicht immer greifbar. Dabei sollte er doch Halt geben – bedingungslosen Halt. Stattdessen knüpfen wir unseren Selbstwert an jede Menge Bedingungen. Vielleicht sollten wir uns davon abgrenzen und uns endlich trauen, urteilslos in uns selbst hineinzuspüren.

Sich von Fremdbildern frei zu schwimmen, stärkt deinen Selbstwert

Der Selbstwert darf nicht an Bedingungen geknüpft sein

Der erste Monat im Jahr macht es einem nicht unbedingt leicht, voll Freude und Energie zu leuchten. Die karge Natur sieht eher lustlos aus und die vielen Sorgen und Unsicherheiten nehmen wir mit ins neue Jahr. Das baut nicht auf und passe ich nicht auf, spüre ich eine Schwere und Last in mir, die meinen Selbstwert und meine Freude an allem trübt. Dabei sollte der Wert für sich selbst und die Freude am Sein aus uns selbst herauskommen. Vieles ist ungewiss und es macht wenig Sinn, die eigene Lebensfreude an Bedingungen zu knüpfen. Damit helfen wir niemanden, am allerwenigsten uns selbst, bringen somit auch nichts Gutes in die Welt. Ein gesunder Selbstwert strahlt auf andere und motiviert, stärkt und beflügelt uns selbst und unsere Umgebung.

Das Entscheidende, was man über den Selbstwert wissen muss, ist seine Unbedingtheit.

Aus: „Verletzlichkeit macht stark“ Brené Brown, www.brenebrown.com

Ich gestehe, mein Selbstwert hängt viel zu sehr daran, wie es den Kindern geht, wie erfolgreich sie und auch ich beruflich sind, wie ich mein Leben vorzeigbar meistere. Die Bedingung für meinen Selbstwert ist das Bild, das ich gerne von mir und meiner Familie hätte. Und dieses Bild richtet sich immer an dem Vergleich mit anderen aus. Beispielsweise sind meine Kinder nicht wie gewünscht am Studieren. Sie jobben, ihre Zukunft ist komplett ungewiss. Das nagt an meinem Selbstwert, denn die Kinder unserer Freunde besuchen Universitäten und haben einen festen Lebensentwurf. Unsere nicht. Und schon fühle ich mich schlecht. Dabei müsste ich es besser wissen. Denn es geht um Abgrenzung von Bedingungen und um liebevolle Annahme dessen, was ist. Ansonsten bleibt das Thema Selbstwert ein lebenslanger Kampf und mit meinen Zweifeln und Ängsten helfe ich auch nicht meinen Kindern.

Abgrenzung von Mangelgedanken

Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber mein Selbstwert leidet auch darunter, dass ich mir für alles irgendwie die Schuld gebe. Ich fühle mich für alles verantwortlich. Sozusagen eine Art Omnipotenz in mir, die mich ständig mit Mangelgedanken füttert und indirekt dazu auffordert, es besser zu machen. Denn so, wie ich bin, reiche ich nicht. Dabei weiß ich genau, dass ich mich davon abgrenzen muss. Ich bin, wie ich bin, und du bist, wie du bist. Wir alle versuchen unser Bestes zu geben und würden wir uns liebevoll uns selbst zuwenden, wäre uns damit weit mehr geholfen, als ständig etwas zu wollen und zu wünschen, aber darüber das Sein zu vergessen. Diese Haltung, den eigenen Wert an Bedingungen zu knüpfen, führt unweigerlich dazu, dass wir permanent einen Mangel spüren. Doch in uns ist Fülle. Und um uns herum ist auch Fülle.

Wir empfinden den Mangel, wie wir ihn leben.

Aus: „Verletzlichkeit macht stark“ Brené Brown, www.brenebrown.com

In dem Moment, wo wir uns hingebungsvoll Zeit für uns selbst nehmen und spüren, in diesem Moment legen wir den Mangel ab. Natürlich fühlen wir dann auch Gefühle von Trauer, von Schuld und Scham, aber allein die Haltung der liebevollen Annahme verändert bereits etwas. Freundlich mit sich selbst umgehen und sich selbst mitfühlend etwas Gutes tun, genau das sind die einzelnen Schritte auf dem Weg zu einem bedingungslosen Selbstwert. Spüren, zulassen, annehmen, verstehen und sich selbst vergeben.

Perfektionismus führt vor allem dazu, dass Sie das, was andere denken, für wichtiger halten als das, was Sie selbst denken oder empfinden.

Aus: „Verletzlichkeit macht stark“ Brené Brown, www.brenebrown.com

Bei mir sitzt der Anspruch an Perfektionismus und damit einhergehend die Orientierung an Bedingungen tief wie ein Stachel unter der Haut. Es gibt immer erfolgreichere Menschen und Kinder mit besseren Schulleistungen und beneidenswerten Lebenswegen. Mein Selbstwert sollte jedoch stark genug sein, mich von diesen Bildern abzugrenzen und zu relativieren. Denn ich selbst habe es in der Hand, ob ich meinen Blick auf den Mangel richte oder der Fülle nachspüre, die in mir ist und die mir jeden Moment des Tages geboten wird.

Die Pflege des Selbstwerts ist gar nicht kompliziert

Gerade dann, wenn du ebenso wie ich am Hadern bist und dein Selbstwert mal wieder ganz unten ist, gerade dann gönne dir etwas Gutes: Es sind die einfachen Dinge, die dich stärken. Im Grunde geht es dabei nur darum, freundlich mit dir selbst umzugehen. Nimm dir Zeit für ein Bad, gönne dir eine Tasse Tee in einem netten Café oder meditiere. Es muss nichts Aufregendes sein, doch kleine und bewusste „Auszeiten“ helfen so sehr, dich selbst zu spüren und deinen Wert zu entdecken, der meist verborgen unter all den Bedingungen liegt. Oft reicht es bereits, einfach innezuhalten und zu spüren. Zu schauen, welche Gedanken dich gerade malträtieren. Sie allein durch die achtsame Beobachtung ziehen zu lassen und durch den Atem Kontakt zu deinem Körper und deinen Gefühlen aufzunehmen. Dieses bewusste Innehalten ermöglicht dir, dich von deinen Mangelgedanken abzugrenzen, den Perfektionismus liebevoll zu belächeln und dir innerlich eine liebevolle Umarmung zu schenken.

Viel zu oft ist der Selbstwert ein Fremdwert. Nicht du entscheidest, wie viel du wert bist, sondern andere tun es.

Den Selbstwert spüren durch Abgrenzung von falschen Vorstellungen

Selbstwert bedeutet: Selbst etwas wert zu sein –wertvoll zu sein, weil man die Person ist, die man ist. Das erinnert mich gerade an mein Abschlussprojekt für meine Kreativausbildung. Ich fragte die anderen Teilnehmerinnen, zwölf wirklich tolle Frauen, ob sie mir hierbei helfen könnten. Das Thema war der weibliche Körper und ich wollte ein Video machen, in dem ich die Frauen zu ihrer Beziehung zum eigenen Körper befrage. Erst waren alle begeistert, doch nach und nach hagelte es Absagen.

Es war ihnen peinlich, denn es gäbe vieles, was ihnen an ihrem Körper nicht gefalle. Mich hat das betroffen gemacht. Brené Browns Recherche für ihr Buch „Verletzlichkeit macht stark“ ergab, dass bei Frauen der primäre Auslöser für Scham und damit für einen geringen Selbstwert noch immer das Aussehen sei. Bei Männern dagegen die Prämisse, auf keinen Fall als schwach zu gelten. Können wir uns davon nicht endlich abgrenzen und unseren Wert bedingungslos fühlen, um uns entsprechend mutig zu zeigen, wie wir sind?

Die Energie der achtsamen Wahrnehmung klärt deinen Blick für das, was wirklich ist

Manchmal denke ich, dass das Thema Achtsamkeit doch irgendwann ausgelotet sein müsse. Doch dann stolpere ich wieder über all diese Themen wie Selbstwert, Abgrenzung und das Lösen von Bedingungen, und schon bin ich wieder mittendrin. Die vielen Zweifel, die uns ein Leben lang begleiten, die unser Innerstes betreffen und die uns davon abhalten, einfach zufrieden und glücklich Tag für Tag für all das Gute in uns und um uns herum dankbar zu sein, sie lösen sich durch achtsame Wahrnehmung, durch achtsames Erkennen und Verstehen.

Bin ich am Hadern, grinst mein Mann mich oft an und sagt: „Sei doch einfach achtsam.“ Und recht hat er, es ist einfach und auch wieder nicht. Aber ich selbst habe es in der Hand, jeden Tag.

Nur du allein kannst das Licht deines Selbstwertes erhellen und am Leuchten halten.

Ich bin es mir wert. Bist du es dir auch wert? Nimm diesen Beitrag als kleine Aufforderung dazu, dir selbst im Alltag kleine „Auszeiten“ zu gönnen, um achtsam bei dir anzukommen und mitfühlend zu spüren, wie wertvoll Du bist.

  • Ich versuche mir täglich eine kleine „Auszeit“ zu nehmen, um mir etwas Gutes zu tun und mich dabei achtsam zu fühlen.
  • Sobald ich merke, wie sehr mein Selbstwert mal wieder an Bedingungen geknüpft ist, grenze ich mich davon bewusst ab, indem ich über den Atem bei mir ankomme und spüre, was wirklich ist.
  • Um meinen Selbstwert zu stärken, schreibe ich auf, wofür ich dankbar bin und was alles in meinem Leben gut läuft.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Abgrenzung" geht, findest du hier ...

Folge dem Blog – Jede Woche neue Impulse

Bleib am Ball mit der wöchentlichen "Das tut mir gut"-E-Mail:
Freitags gibt es eine EMail mit den aktuellen Blog-Beiträgen der Woche. Nimm Dir die Zeit zum Lesen, um Dein Leben bewusster zu gestalten und Dich selbst entsprechend wertzuschätzen.

Klar möchte ich nichts verpassen ...