Unsere Existenz ist kurzweilig und zerbrechlich wie ein karges Ästchen an einem Baum. Sobald du jedoch dein Herz in Demut und Dankbarkeit öffnest, lädst du das Gute ein und wertschätzt das, was ist, sei es noch so wenig und vergänglich. Du entzündest ein Licht in deinem Herzen, dessen Flamme dich innerlich wärmt.
Indem du die Haltung der Demut annimmst, spürst du Dankbarkeit für das Gute in deinem Leben.
Dankbarkeit stärkt dich
Weihnachten ist das Fest der Liebe und die Liebe sollte am Heiligabend besonders strahlend aufleuchten. Deswegen geben wir uns Mühe, bekochen unsere Liebsten reichlich und versuchen allen Ärger, sämtliche Sorgen und jeglichen Unmut loszulassen. An diesem Tag soll das Schöne erstrahlen und Harmonie uns tragen. Doch kann nicht jeden Tag Heiligabend sein, damit wir uns tagtäglich von der Liebe leiten lassen?
Dankbarkeit verändert alles
Jeder Moment der Dankbarkeit stärkt unser Herz gegen Verzagtheit, Unzufriedenheit, Groll und Missgunst.
Hierzu gibt es ein schönes Bild, wie Dankbarkeit langfristig wirkt:
Fällt etwas Dreck in unser Wasserglas, so würden wir es auskippen. Fällt dieser Dreck dagegen in einen Fluss, würde uns das nicht stören. Das Flusswasser wäre für uns noch immer herrlich rein, um darin zu baden und es vielleicht sogar zu trinken.
Demut öffnet dein Herz für Dankbarkeit
Ich muss gerade an den Festtagsgottesdienst in der Kirche denken. Ich gestehe, ich bin eine lausige Kirchengängerin. Am Heiligabend lasse ich den Kirchgang jedoch nicht aus, wegen der festlichen Stimmung und irgendwie ist es mir auch ein Bedürfnis. Dann steht der Pastor vorne vor dem Altar und fordert die Gemeinde zum Gebet auf. Und schaust du dich um, siehst du, wie die Menschen demütig ihre Köpfe neigen und die Hände falten. Jedenfalls alle bis auf die hochrotwangigen Kinder, die ungeduldig auf den Holzbänken rangeln und meist trotz Festtagskleidung schon ganz verzottelt aussehen. Dann beginnt der Pastor zu sprechen:
„Herr, wir danken Dir …“
Diese Haltung der Demut und dieser Moment der inneren Einkehr und des dankbaren Gedenkens verändern etwas in uns. Wir öffnen dabei unsere Herzen und lassen Liebe, Güte und Dankbarkeit fließen. „Herr, wir danken Dir …“. Vielleicht sollten wir täglich mit einer kurzen Innenkehr Dankbarkeit üben, damit uns dieses Gefühl durch den Tag trägt.
Dankbarkeit befreit
Die Haltung der Dankbarkeit verschafft dir Freiheit. Lässt du dich beispielsweise von Disharmonie, Zorn, Frust oder Stolz leiten, bist du unfrei. Diese schrecklichen Gefühle beeinflussen sämtliches Erleben und verschleiern deinen Blick. Freiheit bedeutet jedoch, offen durch die Welt zu gehen – mit einem offenen Herzen und einem klaren Blick.
„Das Menschlein spricht: Ich weiß von vielen Dingen.
Doch ach! Schon entfalteten ihre Schwingen
Künste und Wissenschaften
Und tausend Machenschaften!Der Wind weht –
Das ist alles, was der Mensch versteht.“
Henry David Thoreau, aus „Walden“
Übst du dich in Dankbarkeit, löst du dich mehr und mehr von der Last all dieser Gefühle und von den vielen Erwartungen, die du hegst. Du öffnest dich für das Wunder jeden neuen Tages.
Freude schenken und Dankbarkeit ernten
Verschenkst du Freude, bekommst du Freude unmittelbar zurück. Indem du dich selbstlos gibst und anderen ermöglichst, sich zu freuen, spürst du die Freude der Dankbarkeit. Du fühlst dich innerlich berührt, genießt einen Moment der stillen Verbundenheit, einen Moment des Einsseins – Demut.
Ich war kurz vor Weihnachten noch einmal mit dem „Kältebus“ unterwegs, der nachts die Obdachlosen auf den Straßen Hamburgs mit warmen Getränken, Decken und Schlafsäcken versorgt, oder sie in Winterquartiere fährt. Sitze ich am Heiligabend auf der Kirchenbank und falte meine Hände zum Dankbarkeitsgebet, dann werde ich genau dafür dankbar sein. Denn diese Aufgabe gibt mir so viel mehr zurück als ich selbst dabei geben kann.
Ich wünsche dir einen schönen Heiligabend und besinnliche Momente voll Dankbarkeit.
- Ich nehme mir morgens einige Minuten Zeit, um in mich hineinzuspüren, wofür ich dankbar bin.
- Ich sende gedanklich Liebe an jemanden, der mich verletzt hat.
- Dankbar lasse ich die Trauer um die Verstorbenen zu, denn sie wird von Liebe getragen.
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