Hand aufs Herz: Guckst du auch, was andere so machen, um zu vergleichen und dich eventuell entsprechend anzurichten? Die anderen sollten jedoch nicht unsere Orientierung sein. Denn passen wir nicht auf, verlieren wir unser ursprüngliches Gefühl für uns selbst. Etwas mehr Abgrenzung täte da ganz gut, um einen intuitiveren Draht zu unseren eigenen Gefühlen zu bekommen, zu unserer inneren Weisheit.
Die Gründe, warum uns Abgrenzung so schwer fällt, beruhen auf Ängsten und Unsicherheiten.
Lass dich nicht unter Druck setzen
Kennst du das auch: Die einen schwärmen von ihrem täglichen Krafttraining im Fitnessstudio, die anderen erzählen von ihren regelmäßigen Joggingrunden und du fühlst dich bei alledem mehr und mehr unter Druck gesetzt. Außer deiner Spaziergänge bist du nicht weiter sportlich unterwegs. Doch wenn alle etwas machen, dann musst du wohl auch endlich „in die Puschen“ kommen. Musst du das wirklich?
Spüre achtsam in dich hinein: Was willst du wirklich und wenn du mehr Sport treiben möchtest, welche Art der körperlichen Bewegung ist für DICH die richtige? Grenze dich ab von den Erzählungen der anderen, lasse dich davon inspirieren, doch fühle aufmerksam nach, was deine Bedürfnisse sind. Was andere tun, das setzt uns schnell unter Druck, weil wir uns permanent im Vergleich mit den anderen beurteilen. Spüre beispielsweise am Abend, wenn du nach einem anstrengenden Tag endlich Zeit für dich hast, achtsam in deinen Körper hinein. Was braucht dieser jetzt?
Und verspürst du nun Lust auf Sport, spüre ebenso achtsam, welche Art von Sport dir Spaß bringen würde. Denn ohne Spaß wirst du schnell die Lust daran verlieren. Dann gibst du dein Vorhaben wieder auf, Gefühle von Versagen und Scheitern kommen auf und darunter leidet dann dein Selbstwert, der dich ja eigentlich darin bestärken sollte, dir mithilfe von Bewegung etwas Gutes zu tun.
Was andere tun und machen setzt uns schnell unter Druck, weil wir uns stets im Vergleich mit anderen beurteilen. Grenzt du dich hier nicht ab, verlierst du an Selbstwertgefühl.
Höre auf dein Bauchgefühl
Der Philosoph Ralph Waldo Emerson prägte den Begriff „self-reliance“, was man im Groben mit „sich auf sich selbst verlassen“ übersetzen könnte. Also sollten wir nicht etwas nur deswegen tun, weil andere es uns raten oder es gerade Trend ist. Es geht um Abgrenzung von den vielen Stimmen im außen, die uns permanent etwas zuflüstern und damit unbewusst von uns selbst ablenken. Grenzt du dich hiervon nicht ab, wird es immer schwieriger, der Stimme deines Bauchgefühls zu lauschen.
Dabei ist unser Bauchgefühl der wichtigste Ratgeber. Doch lassen wir es zu, dass alle anderen Stimmen diese zarte Stimme übertönen, verlieren wir uns selbst. Und das schadet unserem Selbstbewusstsein. Sich selbst bewusst sein und diesem „Selbst“ zu folgen, schenkt uns Wertigkeit und Lebensfreude und stärkt unser Selbstvertrauen und unsere Selbstwirksamkeit.
Gesunde Abgrenzung vom Außen stärkt die Verbindung zu deinem Bauchgefühl, deinem wichtigsten Ratgeber.
Gehe der Sache auf den Grund
Es ist gut, wenn du weißt, warum es dir Schwierigkeiten bereitet, dich abzugrenzen. Bei mir ist es beispielsweise die Angst, nicht mithalten zu können. Darunter lauert wiederum die Angst, nicht geliebt zu werden. Bleibe ich jetzt einmal beim Beispiel Sport, dann geht es darum, ehrlich zu sich selbst zu sein: Vielleicht setze ich mich mit Krafttraining und Joggen nur deshalb unter Druck, weil ich fürchte, wenn ich nicht trainiert bin, dass mich die anderen weniger mögen.
Hört sich vielleicht im ersten Moment etwas weit hergeholt an, aber es gehört viel Selbstvertrauen dazu, sich so „zuzumuten“, wie man ist. Wer sich dagegen nach den anderen ausrichtet und im Vergleich mit ihnen mithalten kann, läuft keine Gefahr, nicht zu reichen. Je weniger Selbstvertrauen du also besitzt, desto herausfordernder ist es für dich, dich abzugrenzen und zu dir, zu deinen ganz individuellen Bedürfnissen zu stehen.
Bei dem Thema Abgrenzung bin ich auf folgende Gründe gestoßen, die angeblich die Ursache für fehlende Abgrenzung seien:
- das Bedürfnis nach sozialem Anschluss.
- Schuldgefühle, weil wir uns für die Gefühle der anderen verantwortlich fühlen.
- Angst, nicht geliebt zu werden
- hohes Einfühlungsvermögen
Lies dir einmal diese Ursachen in Ruhe durch und reflektiere beziehungsweise spüre ehrlich und achtsam in sie hinein. Vielleicht erkennst du dich in einigen dieser Punkte wieder. Ich würde sogar sagen, dass all diesen Gründen, die Abgrenzung so schwierig machen, ein Mangel an Selbstvertrauen und Selbstwert zugrunde liegt.
Fehlende Abgrenzung hat oft tiefliegende Ursachen beruhend auf einem Mangel an Selbstwert und Selbstvertrauen.
Frage nach deinem „Warum“
Mir sagte mal jemand, dass es wichtig sei, immer sein Warum zu kennen. Daher hilft es, sich immer wieder zu fragen, warum man etwas macht und warum man zu etwas „Ja“ sagt. Unsere Vernunft knüpft innerhalb von Zehntelsekunden auf Meinungen und Vorstellungen anderer zurück. Außerdem will sie immer auf Nummer Sicher gehen. Räumt du dir jedoch ein wenig Zeit ein, um deinem Bauchgefühl nachzuspüren, desto klarer erkennst du, welche Gedanken beziehungsweise Motive dein Selbstvertrauen beeinflussen.
Mir fällt es beispielsweise dann schwer, meine Entscheidung ohne schlechtes Gewissen zu genießen, wenn ich meinen Bedürfnissen ganz „egoistisch“ Priorität eingeräumt habe. Schon lassen mir meine Gedanken keine Ruhe: „Hätte ich nicht lieber doch … Was denken jetzt die anderen … und wäre es nicht doch besser gewesen …“ Auch hier hilft wieder Abgrenzung: Sich bewusstwerden, welche Gedanken aufkommen, diese liebevoll betrachten und dann den Fous neu ausrichten auf das, wofür die Entscheidung gefallen ist.
Grenzt du dich erfolgreich für deine Bedürfnisse ab, dann lass dich nicht von Gedanken beirren, die diese Entscheidung aus einem schlechten Gewissen heraus in Frage stellen.
Der ehrliche Blick auf dich selbst
Niemand fühlt wie du. Je ehrlicher du dich mit all deinen Schwächen, Zweifeln und dem vielen Hader liebevoll annimmst, desto besser wirst du verstehen, warum du dich unter Druck setzen lässt. Und auch das Wissen darum, dass jeder Mensch ganz individuelle Bedürfnisse hat und entsprechend unterschiedlich fühlt und wahrnimmt, hilft dir dabei, dir selbst gegenüber nachsichtiger und toleranter zu werden. Nur wenn du gut für deine Bedürfnisse sorgst und entsprechend Grenzen setzt, wirst du auch die Grenzen der anderen akzeptieren können, ohne dem Gefühl, selbst zu kurz zu kommen.
Ohne Abgrenzung sind wir wie Wasserfarben, die auf dem Papier verlaufen. Abgrenzung gehört zum Leben dazu. Schaffen wir es nicht, klare Grenzen zu setzen, werden wir auf andere Weise Distanz schaffen müssen, weil das Leben uns am Ende dazu zwingt.
Ohne Abgrenzung für die Wahrnehmung deiner Bedürfnisse, wirst du in Bezug auf die Grenzen, die andere setzen, immer das Gefühl haben, selbst zu kurz zu kommen.
- Bei allem, wozu ich spontan „Ja“ sagen will, hinterfrage ich: Warum möchte ich „Ja“ sagen.
- Ich nehme mir eine halbe Stunde Zeit, um einmal in Ruhe meine Gründe aufzuschreiben, die mir das Thema Abgrenzung so schwer machen.
- In Situationen, in denen ich mich unter Druck gesetzt fühle, spüre ich achtsam nach, welche Ängste es sind, die diesen Druck verursachen.
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