Im Mitgefühl für andere begegnen wir uns selbst. Logisch, denn wir können nur wahrhaftig mitfühlen, wenn wir unser Herz einen Spalt öffnen. Das erlaubt Zugang zu uns selbst. Je achtsamer du dabei spürst, was dein Mitgefühl für andere in dir auslöst, desto mehr Dankbarkeit fühlst du. Dankbarkeit dafür, dass es ein Miteinander gibt und dass du einen Herzensmoment erleben darfst.
Der Blick der Dankbarkeit lässt dich in jedem Menschen etwas Liebenswertes entdecken
Dankbarkeit entschleunigt
Wie jedes Jahr ziehen am Donnerstag die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland los, um dem Jesuskind mit Geschenken ihre Aufwartung zu machen. Es ist ein Tag der Dankbarkeit. Denn die Geschenke der weisen Monarchen sind auch als eine Geste der Dankbarkeit zu verstehen. Dankbarkeit dafür, dass ihnen der Heiland geboren wurde.
Vielleicht sollte uns dieser Feiertag daran erinnern, dass wir jeden Tag mit kleinen Geschenken für mehr Dankbarkeit und damit mehr Herzenswärme sorgen könnten. Geschenke in Form von Zuhören und Hilfsbereitschaft. Bin ich ehrlich, fällt mir das manchmal auch nicht leicht. Zum Beispiel dann, wenn ich es eilig habe und eines meiner Kinder mir ausgerechnet in dem Moment etwas erzählen will. Ich höre mit halbem Ohr zu und verpasse damit einen Moment geteilten Vertrauens. Sie schenken mir ihr Vertrauen und statt dafür dankbar zu sein, bin ich nur halb bei der Sache.
Damit sich Dankbarkeit entfalten kann, bedarf es einen Moment der achtsamen Wahrnehmung.
Schnell, schnell, schnell, immer alles so nebenbei, doch wirkliches Erleben findet dabei nicht statt. Vielleicht sollte ich mir für das gerade begonnene Jahr nur eine Sache vornehmen: Dankbarkeit. Innehalten und die Momente, die sich mir gerade bieten, mit Achtsamkeit annehmen und hineinspüren. So schwer ist das ja nun nicht. Und gleichzeitig entschleunigen diese Momente der Dankbarkeit unser unentwegt rotierendes Hamsterrad.
Dasein, wirklich präsent sein. Das ist ein Geschenk für die anderen und zuallererst auch ein Geschenk an dich selbst.
Dankbarkeit für das andere in deinem Gegenüber
Ich gestehe: Manchmal fehlt mir die Geduld. Meine Tochter erzählt beispielsweise sehr lang und ausführlich. Ihre Sorgen werden im Grunde einmal von links und dann noch einmal von rechts erzählt und am liebsten anschließend alles noch einmal von vorne und hinten. So ist sie. Ich dagegen versuche, alles schnell auf den Punkt zu bringen. Doch im Grunde ist ihre Art zu erzählen, eine Lektion für mich: Nimm dir Raum und Zeit für deine Belange. Ich sollte dankbar sein, dass sie mir zeigt, mich wichtiger zu nehmen. Betrachte ich während ihres Erzählens ihre Gesten und Mimik, erkenne ich, wie sehr sie bei sich selbst und wie nah sie an ihren Gefühlen ist. Ich bin froh, dass das so ist, denn diese Art, die Welt zu erleben, berührt mich. Dafür bin ich dankbar. Und gleichzeitig macht es mich nachdenklich, denn je erwachsener wir werden, je verkopfter werden wir.
Dankbarkeit für das „Andere“ im Menschen, für das, was so gar nicht zu uns passt und doch will es uns immer etwas sagen. Es zeigt uns, wie vielseitig die Welt und wie einseitig unsere Sicht der Dinge ist. Und wie wichtig Toleranz und Mitgefühl sind. In meiner Tischtennismannschaft zum Beispiel (Yes, ich spiele seit einiger Zeit wieder Tischtennis, dazu ein anderes Mal mehr.) sind komplett unterschiedliche Frauen. Eine von ihnen spricht den typisch breiten Hamburger Slang und nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Da segeln schon mal die einen oder anderen Sch…-Wörter über die Platte, wenn es nicht so klappt, wie sie will. Doch sie ist supernett und ein total verlässlicher Spielpartner. Sie zeigt sich, wie sie ist. Auch körperlich, denn sämtliche Pfunde zu viel, da steht sie zu. Ich bin dankbar für ihre Art. Dankbar, denn sie lehrt mich Selbstverständlichkeit in Bezug auf sich selbst, frei von Scham und Peinlichkeit.
Dankbarkeit öffnet deinen Horizont
Wie oft ärgert es mich, wenn jemand etwas sagt oder tut, was mir nicht gefällt. Zum Beispiel eine Nachbarin von mir, die jedes Mal in Bezug auf Ärzte besser Bescheid weiß. Kaum erzähle ich von einem Arztbesuch, schon legt sie los, ich müsse die und die Praxis aufsuchen und wieso mir nicht das und das verschrieben wurde. Trotzdem mag ich sie. Sie hat ein großes Herz und will helfen.
Dankbarkeit fördert deine Toleranz und lässt dich die Dinge mit Nachsicht und Großzügigkeit betrachten.
Die Praxis der Dankbarkeit löst Engstirnigkeit und Verdruss. Manchmal nervt mich diese eben beschriebene „Besserwisserei“, doch in dem Moment, in dem ich achtsam wahrnehme, was in diesem Moment eigentlich ist, verfliegt mein Ärger. Dann spüre ich die Zuneigung meiner Freundin, ihr Wohlwollen mir gegenüber. Ich erkenne in ihr den liebenswerten Menschen, der gerne helfen möchte. Ja, der auch ein wenig mit seinem Wissen prahlen will, aber ist es nicht trotzdem schön, dass ich mit ihr über meine Angelegenheiten reden kann, dass sie mir zuhört und anteilnimmt?
Sobald du die Menschen um dich herum mit dem Blick der Dankbarkeit betrachtest, erkennst du in jedem von ihnen etwas Liebenswertes. Sie sind anders als du und du bist genauso anders für sie. Genau diese Unterschiede machen das Miteinander spannend und sorgen dafür, dass wir immer weiter lernen und lernen.
Was sich in unserem Geist abspielt, hat möglicherweise größeren Einfluss auf unser Wohlergehen als das, was wir in einem gegebenen Moment tatsächlich tun und erfahren.
Jon Kabat-Zinn (aus: „Gesund durch Meditation“)
Und jede Begegnung, die dich auf die eine oder andere Art und Weise ärgert, nervt oder sogar wütend macht, ist immer der berühmte Fingerzeig zu dir selbst: Den Zeigefinger richtest du auf den anderen, doch die restlichen Finger zeigen auf dich selbst.
Dankbarkeit eröffnet dir tiefe Einsichten in dich selbst
Jede Begegnung mit einem Menschen, dessen Worte oder Taten uns ärgern, führen uns zu uns selbst. Warum zum Beispiel ärgerte es mich, dass ich am Sonntagnachmittag nach einem langen Hundespaziergang (Schließlich muss das Hundekind bewegt werden.) meinen Sohn und seine Freundin in unserem Wohnzimmer bei Kerzenschein vorfand, die Weingläser gefüllt und auf den Tellern dampfende Spaghetti. Sie hatten lange geschlafen, kurz gefrühstückt, weitergeschlafen und nun ein Festmahl zelebriert. Es nervte mich doch nur deswegen, weil ich ihnen ihre Fähigkeit zum Genuss neide. Wann erlaube ich es mir, mich am Sonntag gemütlich ein zu entspannen? Nie, denn mein Vater muss besucht, der Hund bewegt und dies und das erledigt werden, was sich über die Woche angesammelt hat. Heute bin ich dankbar für das Bild von den beiden Verliebten bei Kerzenschein. Es mahnt mich, besser für mich zu sorgen und den Genuss in mein Leben einzuladen.
Dankbar kann ich anhand dieses Bildes auch erkennen, dass ich im Grunde traurig darüber bin, so wenig genussfähig zu sein. Ich habe es nie gelernt, niemand hat es mir je vorgelebt. Doch heute liegt es an mir, es zu verändern.
Aber solange wir unsere Wunden nur bedeckt halten oder ignorieren, anstatt sie zu heilen, werden wir mit all unseren Versuchen der Kompensation weder Ganzheit noch Gesundheit erlangen.
Jon Kabat-Zinn (aus: „Gesund durch Meditation“)
Dankbarkeit lehrt uns, die Dinge zu lassen, wie sie sind.
Je mehr du deinen täglichen Blick auf Dankbarkeit richtest, desto gleichmütiger wirst du. Du spürst mehr und mehr, dass viele Dinge gar nicht wichtig sind. Du lässt los und wertest Situationen und Menschen wesentlich wohlwollender. Dein Fokus verschiebt sich schleichend Richtung Positiv-Seite des Lebens.
Loslassen heißt zulassen. Es bedeutet, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.
Jon Kabat-Zinn (aus: „Gesund durch Meditation“)
Nimm daher meinen ersten Post des neuen Jahres als Aufforderung, täglich Dankbarkeit zu praktizieren. Immer mal wieder innehalten und spüren, wofür du dankbar bist. In Unterhaltungen den Blick auf Dankbarkeit richten. Das ist spannend, denn je achtsamer du wahrnimmst, desto deutliche erkennst du, wie sich deine Sicht der Dinge positiv verändert.
Viele Spaß dabei!
- Achtsam halte ich in kritischen Situationen inne, um zu spüren, was ich fühle und woher diese Gefühle kommen. Abschließend nehme ich diese Situation dankbar an.
- Statt mich über Menschen oder Situationen zu ärgern, akzeptiere ich lächelnd und sende Liebe aus.
- Bereits morgens nach dem Aufstehen richte ich meinen Fokus für den Tag bewusst auf Dankbarkeit.
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