Gelassenheit, Heiterkeit, Klarheit, innere Ruhe und Zufriedenheit. Ach ja, ein tiefer Seufzer, es wäre so schön, all dieses zu verkörpern. Leider sieht der Alltag oft ganz anders aus und der Wusch nach Gelassenheit entschwebt in unerreichbare Sphären. Dabei ist der Weg zu mehr Gelassenheit kein im Dickicht versunkener Geheimpfad. Der Weg der Gelassenheit ist jedem zugänglich., auch für dich. Entscheidend ist, worauf du dein Bewusstsein richtest. Richtest du deine Wahrnehmung beispielsweise auf Stress, Hektik, Anforderungen und Probleme, dann werden all diese Dinge ein Teil von dir. Ganz anders dagegen, sobald du dich bewusst für Gelassenheit entscheidest. Und hier kommt die Achtsamkeit ins Spiel: Sobald du achtsam deine Gedanken und Gefühle wahrnimmst, sie ernst nimmst und erkennt, kannst du eine Entscheidung fällen: Eine Entscheidung für mehr Gelassenheit. In der Achtsamkeit bist du der Regisseur deines Lebens und mit jeder Regieanweisung bringst du mehr Bewusstheit in deinen Alltag. Du lebst selbstbestimmter losgelöst von inneren und äußeren Störenfrieden. Gelassenheit lässt sich lernen. In kleinen Schritten, die jedoch bereits große Wirkung zeigen.
Begleiterscheinungen von Gelassenheit
Durch Gelassenheit gewinnst du Freiheit. Allen voran innere Freiheit. Du lernst loszulassen, deine eigenen Ansprüche und Erwartungen. Du erkennst, welche Fesseln du dir selbst auferlegt hast und kannst dich damit von Gewohnheiten, die dich einengen und unter Druck setzen, leichter lossagen. Zum einen entlarvst du in der Gelassenheit Gedankenmuster, die ständig dafür sorgen, dass du dich selbst stresst. Zum Beispiel Perfektionismus und das Streben nach Anerkennung und Liebe. Zum anderen erkennst du auch äußere Umstände und Energien, die dir nicht guttun. Gelassenheit bietet dir die Möglichkeit, Nein zu sagen und gut für dich zu sorgen, und zwar frei von Schuldgefühlen und Ängsten. Je gelassener du bist, desto besser kannst du mit deinen Ängsten umgehen, da du erkennst, dass viele deiner Ängste im Grunde grundlos sind. Sie beziehen sich auf etwas, das tief in dir verwurzelt noch aus der Kindheit herrührt beziehungsweise richten sie sich auf etwas komplett Offenes in der Zukunft, worauf du keinen Einfluss hast. Gelassenheit ist die Basis für ein selbstsicheres Vertrauen und entspanntes Selbstwertgefühl. Ohne Gelassenheit wirst du immer wieder an einen Punkt kommen, an dem du mit dem Leben haderst und letztendlich mit dir selbst unzufrieden bist. Ein Mangel an Gelassenheit macht es schwer, die Liebe für dich selbst zu fühlen. Je gelassener du wirst, desto mehr Lebensfreude und Lebenslust spürst du. Vor allem spiegelt sich deine Gelassenheit im Außen. Du wirst weniger versuchen, andere zu ändern und du wirst ihren Eigenarten gegenüber toleranter. Viele Konflite entstehen so gar nicht erst.
„Nicht die Realität erschafft deine Interpretation einer Situation, sondern deine Interpretation erschafft die Realität. Deine Realität.“
dubistgenug.de
Gelassenheit schützt vor Impulshandlungen
Gib zu, wahrscheinlich fühlst du dich auch recht schnell persönlich angegriffen, wenn beispielsweise jemand eine so blöde Bemerkung macht, von wegen du hättest dir mehr Mühe geben müssen oder dein Zuspätkommen sei ja nichts Neues. Kleinigkeiten, aber dennoch ärgerst du dich darüber, selbst dann, wenn du deinen Ärger nicht zeigst, weil du ja vom Verstand her weißt, dass es sich nicht lohnt, sich hierüber aufzuregen. Ebenso bei Bemerkungen, die nicht fallen, die du aber im Grunde gerne hören würdest. Zum Beispiel, wie hübsch deine neue Frisur aussieht oder wie toll du alles organisiert hast.
Meistens sind es Kleinigkeiten, die uns blitzschnell aus der Gelassenheit werfen. Leider neigen wir dazu, alles sofort zu bewerten.
Gelassenheit bedeutet Zulassen, etwas lassen, wie es ist.
Je gelassener wir die Situationen und die Menschen nehmen, wie sie sind, desto mehr Freiraum schenken wir uns selbst für das Wesentliche. Dann trägt dein Partner eben zu jedem Anlass diese schreckliche Lederjacke, über die Jahre abgewetzt und komplett unmodern. Na und? Achtsamkeit gibt dir in jedem Moment die Möglichkeit, über den Atem – zwei, drei bewusste Atemzüge – Freiraum zu gewinnen und dich somit von emotionalen Impulse distanzieren zu können Du nimmst einen Reiz wahr, der dich zum Beispiel ärgert. Bevor du reagierst, atmest du ein paar Mal ein und aus und gewinnst Distanz, um nun bewusst zu reagieren. Der Atem ist dein Freiraum, der dir die Möglichkeit des Erkennens gibt: Warum nervt mich das gerade? Was hat das mit mir zu tun? Warum fühle ich mich so und so? Jetzt kannst du dich für Gelassenheit entscheiden.
Da du über den Atem, sprich über deinen Körper mit deinen Gefühlen in Verbindung kommst, erkennst du jetzt auch die wahren Gründe für deine aktuellen Gefühle. Dieses Erkennen ist sozusagen der Übergang zur Gelassenheit, denn nun hat die jeweilige Emotion nicht mehr so viel Macht über dich. Du durchschaut sie quasi und nimmst wieder das Ruder selbst in die Hand. Wichtig ist es, den Unterschied zu verstehen:
Du erkennst im Freiraum, dass du nicht die deine Emotion bist, sondern dass du eine Emotion hast.
Spüre in diese Formulierung hinein, denn es ist ein großer Unterschied, ob du dich komplett mit deiner Emotion identifizierst oder sie nur als ein momentanen Gast betrachtest. Der Freiraum von ein paar Atemzügen hebt dich heraus aus den emotionalen Wogen, die versuchen, dich mitzureißen. Du gewinnst Distanz und damit stellt sich auch Gelassenheit ein.
Gelassenheit bedeutet das Leben zu verstehen
Im Buddhismus spricht man in Bezug auf Gelassenheit auch von Gleichmut. In dem Wort Gleichmut ist das Wort Mut enthalten. Für Gelassenheit brauchen wir Mut, und zwar insofern, dass wir das Leben so annehmen, wie es ist. Vielleicht hast du auch meinen Text zur Achtsamkeit gelesen. Bereits dort weise ich auf den Der Kern der Lehre Buddhas hin, auf die vier edlen Wahrheiten. Für deine Gelassenheit sind vor allem die ersten beiden edlen Wahrheiten wichtig zu verstehen.
Es gibt Leid, so lautet die erste edle Wahrheit. Es hat also keinen Sinn, dich gegen Gefühle von Schmerz, Wut, Angst und Trauer aufzubäumen oder sie zu verdrängen. Nimmst du sie an, lösen sich diese Gefühle bereits in ihrer Bedrohlichkeit auf. Und selbst in Phasen, in denen du wie auf einer Glückswolke schwebst, begleitet dich ständig Leid in Form von dem Wissen, dass dieses Glück vergänglich ist. Beispielsweise tanzt du frisch verliebt durchs Leben und dennoch lauert da diese Angst, der Partner könne sich abwenden. Indem du diese Angst akzeptierst, sie als ein Teil deines Glücks betrachtest, beginnt sie sich bereits zu relativieren und du erfreust dich viel mehr an dem, was gerade ist.
Die zweite der edlen Wahrheiten besagt: Es gibt grundlegende Ursachen für dieses Leid. Diese Ursachen sind in unserem Geist zu finden. Diese Wahrheit fordert dich quasi dazu auf, die Ursachen für deine Klagen zu hinterfragen.
Deine Gedanken färben deine Gefühle und deine Gefühle wiederum führen zu den Worten, die du sprichst und letztendlich zu den Handlungen, die du ausführst.
Natürlich ist beispielsweise eine Krankheit ein offensichtliches Leid. Doch es sind deine Gedanken, die entscheiden, ob du das Leid quasi weiterhin lebendig hältst oder ob du es „beendest“. Deine Gedanken verursachen entweder Angst und Hoffnungslosigkeit angesichts der Krankheit oder sie stärken dich durch Akzeptanz und die Ausrichtung auf das, was trotzdem gut ist.
Alles was du denkst, hinterlässt eine Eindruck im Geist. Diesen bezeichnet man im Buddhismus als Karma.
Nimm das Wort Karma als Signalwort. Vielleicht installierst du es als Bildschirmhintergrund in deinem Handy. So erinnert es dich jeden Tag daran, dass der Eindruck in deinem Geist wichtig ist, um Leid zu verwandeln und um zu mehr Gelassenheit zu finden.
Die dritte edle Wahrheit lautet, dass das Leid beendet werden kann und die vierte der edlen Wahrheiten spricht davon, dass es dafür immer einen Weg gibt.
In diesen vier Wahrheiten ist im Grunde all das erklärt, was uns täglich oft zum Verzweifeln bringt. Vielleicht kennst du den Satz, dass das Problem nicht das Problem sei. Es liegt an uns, wie wir damit umgehen, an unserer Haltung dazu. Das Leben ist wie die Wellen auf dem Meer. In der wertungsfreien Akzeptanz relativiert sich das Leid, wir sehen die Ursachen und entwickeln dem Leid gegenüber Gelassenheit. Das mag sich gerade dann, wenn das Leid groß und schmerzhaft ist, komisch anhören, doch sobald du im Kleinen beginnt, achtsam zu schauen, wirst du gelassener und gleichmütiger, um dann auch den größeren Herausforderungen entsprechend zu begegnen.
„Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.“
www.mymonk.de/buddha-zitate
Gelassenheit gesteht dir Selbstmitgefühl zu.
Sobald du deine Aufmerksamkeit achtsam auf dich selbst richtet, erkennst du zum Beispiel, dass du nur deswegen gereizt bist, weil deine innerer Antreiber dich mal wieder scheucht und du Tausend Dinge auf einmal erledigen willst. Du erkennst, dass du gar nicht immer alles schaffen musst und trotzdem ein liebenswerter Mensch bist, der deswegen nicht weniger wertvoll ist. Du findest zurück zu einer Gelassenheit. Und aus dieser gelassenen Haltung heraus kannst du dich fragen: Was tut mir jetzt wirklich gut?
Vielleicht musst du dich selbst nur ein wenig in die Arme nehmen, vielleicht hilft eine kurze Pause oder vielleicht streichst du jetzt sogar einige Punkte deiner To-do-Liste und gönnst dir einen Spaziergang einfach mal so zwischendurch.
„Gleichmut bedeutet sich stets bewusst zu sein, dass wir alle bereits Buddhas sind, ob wir das nun wissen oder nicht. Es bedeutet, ohne Anhaftung oder Abneigung zu sein, nichts in Kategorien wie „gut“ und „böse“ einzuteilen, und jedem immer alles Gute zu wünschen.“
Lama Ole Nydahl
Wenn wir alle wirklich bereits Buddhas sind, warum quälen wir uns dann, verurteilen, werten und rackern uns so dermaßen ab? Statt wie Buddha zu sitzen, in sich zu ruhen und mitfühlend die Kapriolen unseres Geistern zu belächeln und uns der Schönheit des Lebens bewusst zu werden.
Gelassenheit bedeutet Widerstände loszulassen
Das kennst du bestimmt auch: Der Tag war eigentlich schön, doch was erzählst du deinem Partner abends als Erstes? Die Kleinigkeiten, über die du dich geärgert hast. Dabei gab es viele andere Dinge, die im Laufe des Tages positiv waren, aber leider neigen wir dazu, uns an dem Negativen festzuhalten. Achte einmal darauf, wie oft Menschen immerzu nur über Probleme reden? Sobald du dir angewöhnt, bewusst vor allem über das Schöne zu sprechen, entwickelt sich unbewusst mehr und mehr Gleichmut in Dir. Bis du irgendwann die Ärgernisse des Alltags tatsächlich wesentlich gelassener nimmst, sie sozusagen ausbleichen und im bunten Farbspektrum des Lebens beinahe unsichtbar werden. Gelassenheit schützt dich davor, negative Gefühle unbewusst zu verstärken, indem du sie durch deinen Widerstand am Köcheln hältst. Probiere dich einmal selbst im Alltag aus: Beispielsweise sitzt du im Büro und draußen auf dem Parkplatz veranstaltet jemand ein Hupkonzert. Das lenkt ab und verärgert dich. In der Gelassenheit dagegen nimmst du das Hupen als ein Hupen wahr und richtest deine Aufmerksamkeit wieder auf das, was du gerade machst. Dein Geist, der gegen das Hupen in den Widerstand gegangen war, hat nun keinen Störfaktor mehr, gegen den er protestieren könnte. Indem du annimmst, loslässt und deinen Fokus bewusst verschiebst verfliegt der Ärger und irgendwann nimmst du das Hupen gar nicht mehr wahr.
„Doch Gelassenheit beginnt im Kopf. Denn eine Sache unterscheidet uns Menschen von den Tieren. Wir haben die Möglichkeit, zwischen einem Reiz und unserer Reaktion eine bewusste Entscheidung zu treffen.“
www.dubistgenug.de
Nimm dir einen Tag lang vor, alles zu notieren, was dich ärgert. Mache dir ebenfalls eine kurze Notiz dazu, warum es dich ärgert. Am Abend liest du dir deine Aufzeichnungen in Ruhe durch und wirst überrascht sein, wie nichtig viele dieser Ärgernisse waren.
Staunend zu mehr Gelassenheit
„Das Leben ist Liebe, Leben ist Freude, Leben ist Begeisterung.“
Sri Sri Ravi Shankar, spirituelle Lehrer
Wann war dein Leben zuletzt Begeisterung? Ja, sicher, wir können uns für einen schönen Sonnenuntergang im Urlaub begeistern, von einem tollen Konzert begeistert berichten, von einem Menschen beeindruckt sein usw. Doch wie sieht es im Kleinen aus? Wann hast du zuletzt die Welt staunend betrachtet wir ein Kind? Sicher, diese Fähigkeit geht im Laufe der Jahre viel zu leicht verloren. Dabei gibt es viele Kleinigkeiten, über die du täglich staunen kannst, wie zum Beispiel eine schöne Blume am Weg, die Formation der Wolken, frischer Kaffeeduft und so vieles mehr. Indem du wieder bewusst mehr Staunen in dein Leben bringst, wirst du gelassener. Du fütterst deinen Geist und deine Gefühle mit Schönem und baust dir sozusagen einen Puffer auf, der dich gegenüber Negativem gelassener macht.
Dazu gehört sicherlich auch, dass du jeden Tag mit Freude begrüßt.
„Die ersten Momente nach dem Aufwachen beeinflussen oft den Tagesablauf. Denke darum nicht gleich an die schwierigen Aufgaben, die vor dir lieben. Stattdessen lächle; sage dir: Heute erlebst du einen wundervollen Tag.“
der-buddhismus.de
Stelle dir daher deinen Wecker fünf Minuten früher und nutze diese Zeit, deinen Körper zu spüren, indem du dich reckt und streckt. Bleibe noch ein wenig liegen und denke mit Freude daran, dass du diesen Tag erleben darfst. Denke an etwas Schönes und bittet in Gedanken für Gelassenheit und Geduld für alle Herausforderungen, die sich dir heute stellen werden.
In der Langsamkeit wächst Gelassenheit
Oft geraten wir ja nur deshalb aus unserer inneren Ruhe, weil wir in Hektik sind, immer alles schnell, schnell, schnell. Wie wir uns jedoch schnelles Arbeiten antrainiert haben, können wir uns auch Langsamkeit antrainieren und uns somit in Gelassenheit üben. Probiere es einmal aus, indem du dir selbst das Versprechen abnimmst, einen Tag lang einen Takt runter zu schalten und alles langsamer zu machen. In der Achtsamkeit stellst du automatisch fest, dass es auch langsamer geht und trotzdem alles zu schaffen ist. Das gilt natürlich auch für Multi-Tasking. Immer nur eine Sache nach der anderen und dafür mit voller Konzentration beziehungsweise in absoluter Achtsamkeit stärkt deine Gelassenheit.
„Dieses Multitasking führt dazu, dass wir ständig besorgt sind, wir müssten mehr oder zugleich noch etwas anderes tun.“
der-buddhismus.de
Je langsamer und bedachter du etwas machst, desto klarer erkennt du auch, was wichtig ist. Ebenso vermeidest du es, Dinge zu tun, die oft gar nicht nötig sind. Du erfährst täglich, wie unruhig das Leben durch die permanente digitale Erreichbarkeit geworden ist. Vielen Menschen fällt es bereits schwer, nur einen Tag auf ihr Handy zu verzichten. Doch im Nachhinein stellen sie fest, wie entschleunigend und entzerrend dieser Tag war. Digital Detox ist auf jeden Fall wichtig, um gelassener zu werden. Also nicht ständig Mails checken oder auf Internet-Plattformen umhersurfen. Innere Stille braucht äußere Stille. Somit braucht Gelassenheit auch im Äußeren Ruhe und Muße. Dazu zählt übrigens auch, sich nicht permanenter Beschallung auszusetzen.
Rituale für mehr Gelassenheit
Um Gelassenheit zu üben, bedarf es Verwöhnmomente. Gelassenheit ist nichts, was man schnell herbei zaubern kann. Es muss sich in uns entwickeln, muss in uns wachsen. Dafür eigenen sich besonders gut Rituale, wie zum Beispiel ein, zwei Yoga-Übungen am Abend, regelmäßige Sauna-Besuche oder ein schönes Entspannungsbad mit Duftölen. Der Duft von Zitrusölen hat beispielsweise eine stresslindernde Wirkung, ebenso Sandelholz, Pfefferminzöl oder Jasmin. Ein abendliches Bad nach einem anstrengenden Tag ist die Chance, zur Ruhe zu kommen und sich selbst zu spüren. Lausche dem Wasser, wie es aus dem Wasserhahn fließt, wie sich das Öl oder auch der Badeschaum ausbreitet und spüre dann achtsam in jedes Körperteil, wenn du in die Wanne steigst und die Wärme durch deinen Körper fließt. Feiere solche Momente, indem du zum Beispiel auch Kerzen aufstellt. Ebenso schön ist es, den Tag regelmäßig mit einem Tee ausklingen zu lassen. Oder direkt nach dem Feierabend ein regelmäßiges Tee-Ritual zu etablieren, bevor es an das Abendprogramm geht. Auch hierbei ist es wieder wichtig, diesen Moment des Teetrinkens in kompletter Achtsamkeit zu genießen: Den Duft des Tees einatmen, die Wärme der Tasse in den Händen spüren und aufmerksam fühlen, wie sich die Wärme des Getränks im Körper ausbreitet.
Tägliche Rituale der Entspannung, des Loslassen und der Achtsamkeit sind für unsere Gelassenheit extrem wichtig. Diese Momente haben nichts mit Egoismus zu tun, sondern sind Momente der Selbstliebe!
Die Natur schenkt uns Gelassenheit
„Der Schlüssel zur Gelassenheit ist ein liebevoller Blick auf sich selbst und auf alles um einen herum. Wer die Welt, die Menschen und sich selbst mit einer liebevollen Einstellung anschaut, kann leichter geduldig sein und auch gelassener.“
zeitzuleben.de
Spaziergänge in der Natur haben eine entspannende Wirkung, nicht umsonst hat es die Dichter und Denker immer schon raus in die Natur gezogen. Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb: „Ich würde nur einem Gedanken trauen, der mindestens zehn Kilometer gewandert ist.“ Beim Spazierengehen werden Endorphine freigesetzt, die positive Gefühle in uns auslösen. Sobald du dich auf deinen Wegen in der Natur achtsam auf alles, was dich umgibt, einlässt, verlieren sich Sorgen und Grübeleien. Nicht umsonst sagt man auch, man würde spazieren gehen, um einen klaren Kopf zu kriegen. Gewöhne dir daher an, so oft es geht, einen Gang an der frischen Luft zu machen. Spüre achtsam in dich hinein, wie du dich danach fühlst, denn Bewegung draußen im Freien beschenkt dich sofort spürbar mit mehr Gelassenheit und Lebensfreude.
Kleiner Tipp: Halte bei deinen Spaziergängen inne und betrachte die Wolken am Himmel. Als Kinder konnten wir Stunden damit verbringen, in den großen weißen Riesen alle möglichen Figuren zu erkennen. Genieße dieses kindliche Spiel und spüre, wie dadurch Leichtigkeit und Gelassenheit in dir aufkommen.
Gelassenheit im Schlaf
Selbstverständlich reagieren wir gelassener, wenn wir ausgeschlafen sind und uns erholt fühlen.
„Ein gesunder Schlaf ist die Voraussetzung für fast alles, was unsere körperliche und geistige Gesundheit betrifft. Schlaf ist die Regenerationsquelle unseres Körpers und die Voraussetzung, Gedanken zu verarbeiten und einzuordnen.“
Vielleicht gewöhnst du dir an, mithilfe eines Body-Scans vor dem Einschlafen zur Ruhe zu kommen. Dabei liegst du auf dem Rücken und spürst über deinen Atem von den Zehen beginnend bis zum Kopf achtsam in deinen Körper hinein. Oder du schreibst dir ein paar Sätze zu dem Tag auf, um so den Kopf frei zu kriegen. Vielleicht notierst du dir jeden Abend eine Sache, die besonders schön an dem Tag war. Ein derart positiver Rückblick stärkt deine Gelassenheit.
Doch nicht nur nachts ist Schlaf wichtig. Fühlst du dich erschöpft, gönne dir am Tage ein kleines Nickerchen, um die Energiereserven aufzufüllen. Nicht zu lange, damit der Körper nicht in den Ruhemodus schaltet. Studien zufolge sollte man ohnehin nach jeder Stunde konzentrierter Arbeit ein paar Minuten Pause machen. Vom Schreibtisch aufstehen und aus dem Fenster sehen, sich strecken oder ein paar Schritte tun. Je achtsamer du auf deinen Energielevel achtest, desto gelassener wirst du.
Aus der Gelassenheit entwickelt sich Kreativität
Wann warst du das letzte Mal komplett in einer Sache aufgegangen? Wann hast du zuletzt einen sogenannten Flow erlebt? Wenn wir bei einer Aufgabe das Gefühl haben, die Stunden würden wie im Fluge verstreichen, Zeit und Raum entschwinden und wir geben uns mit unser Phantasie und Konzentration ganz einer Sache hin, fördert dieses unsere Gelassenheit und innere Ruhe. Meist wird der Flow-Zustand in Bezug auf Kreativität benutzt, dabei können wir diesen Zustand bei jeder Tätigkeit erfahren, die wir in voller Achtsamkeit ausüben. Auch der Glaube, dass Kreativität nur bestimmten Menschen vorenthalten sei, ist ein Irrglaube. In jedem von uns steckt Phantasie und je gelassener wir sind, desto mehr Raum geben wir dieser Phantasie. Nur, wenn wir das innere Tempo herabsetzen, kann sich unsere Kreativität entfalten. Albert Einstein beispielsweise soll die Idee zu seiner Relativitätstheorie beim Fahrradfahren bekommen haben. Schöpferische Kraft entwickelt sich niemals aus einem gehetzten Geist, sie braucht innere Ruhe, eine Gelassenheit gegenüber den Herausforderungen des Alltags.
Gelassenheit durch Meditation
Es gibt sehr viele Arten der Meditation. Welche Form des Meditierens du praktizierst, ist in Bezug auf Gelassenheit im Grunde unwichtig. Denn allein die Praxis der Meditation stärkt deine Gelassenheit. In der Meditation kommt dein Geist zur Ruhe und du löst dich für circa 15-20 Minuten aus dem wirren Knäuel deiner Gedanken. Eine Atempause für deinen Affengeist, der unentwegt hierhin und dorthin springt. Aus der Achtsamkeit kennst du sicherlich die wertfreie Annahme der Dinge. Dieses geschieht auch in der Meditation. Alle Gedanken, die kommen, sind okay, jedoch hältst du sie nicht fest, sondern lässt sie wieder ziehen.
Sicherlich kennst du den Spruch von Reinhold Niebuhr, der auch bei den Anonymen Alkoholikern verwendet wird. Dieser geht in etwa so:
„Ich wünsche mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
den Mut,
Dinge zu ändern,
die ich ändern kann;
und die Weisheit,
das eine von dem anderen zu unterscheiden.“
Reinhold Niebuhr (1892-1971), US-Theologe und Philosoph
Dieser Spruch bezieht sich im Grunde auch auf die Praxis der Meditation. Du übst dich durch das Meditieren in Gelassenheit, indem du lernst, das hinzunehmen, was nicht zu ändern ist und indem du erkennst, was du ändern kannst. Dabei siehst du deine Möglichkeiten und erfährst ebenfalls, dass es Dinge gibt, die du nicht beeinflussen kannst und die so, wie sie sind, okay sind, ob nun vermeintlich „gut“ oder „schlecht“. Aus dieser einsichtigen Gelassenheit heraus entwickelst du eine liebevolle Akzeptanz gegenüber den Menschen und dem Leben allgemein.
Gelassenheit spüren im Gegenüber
Manchmal lauschen wir in einem Gespräch einer lieben Person und sind gedanklich jedoch ganz woanders. Dabei sollten wir unsere Aufmerksamkeit hundert Prozent diesem Menschen widmen. Höre ihm achtsam zu, nimm seine Augen wahr, das Leuchten in ihnen, einfach alle Nuancen dieser Person und sei ganz bei ihm. Je mehr du dich in einem Gespräch achtsam einlässt und auch alles an der Person jenseits seiner Worte aufnimmst, desto tiefer verbindet du dich mit dem anderen und bist komplett im Jetzt. Dadurch stärkst du deine, denn durch das komplette Eintauchen in das Erleben des Moments spürst du eine Verbundenheit, die dir innerlich Gleichmut schenkt.
Gerade im zwischenmenschlichen Bereich können wir Gelassenheit auch durch Berührung erfahren beziehungsweise schenken. Du erinnert vielleicht noch Kindertage, an denen du krank in deinem Bett lagst und deine Mutter dir die Hand auf die Stirn legte. Diese Hand konnte nicht die Bauchschmerzen wegzaubern, aber sie machte dir das Kranksein erträglicher.
„Ein Mensch braucht nur die Hand eines vertrauten Menschen in seine Hand nehmen und es durchpulst ihn eine neue Energie, in der Berührung geht die Energie hin und her.“
Wilhelm Schmid, Philosoph und Autor
Ob durch deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit, durch eine Berührung oder auch nur ein Lächeln, je gelassener du selbst bist, desto gelassener können du auch deine Mitmenschen machen. Was du sendest, strahlt auf dich zurück. Du weißt selbst, wie ein Lächeln in einer Konfliktsituation sofort alles verändern kann. Die Entscheidung dafür, mehr Gelassenheit zu üben und dein Leben freudvoller zu gestalten ist immer auch ein Geschenk an die Lieben um dich herum.
Gelassenheit lässt dich das Positive im Leben erkennen, das dich über das Negative hinwegtröstet. Denn Positives und Negatives existieren beide. Gelassenheit ist der Schlüssel, beide Hälften zu etwas Einzigartigem zu vereinen – zum dem Wunder Leben.
Weitere Informationen zur Achtsamkeit
Woche für Woche findest du in unserem Blog von Jutta Vogt-Tegen neue Artikel, die dir helfen sollen, Achtsamkeit im Alltag zu leben. Diese Artikel sind in Themengebiete eingeteilt und zu jedem Thema haben wir für dich noch viele Grundlegende Informationen zusammengetragen: