In kaum einem anderen Monat als im Monat Mai können wir die Kraft der Natur derart intensiv erfahren. Überall blüht es verschwenderisch und duftet nach Blütennektar und Sonnenschein. Es ist ein Fest der Sinne. Und tauchen wir achtsam ein in all diesen Überschwang, mit dem uns die Natur beschenkt, können wir uns sowohl körperlich als auch seelisch stärken. Denn wir sind Teil der Natur und ihre Kraft wirkt in uns.
In der Natur verbinden wir uns mit unserer „Grünkraft“ – unserer Lebensenergie.
Hildegard von Bingen setzt auf „Günkraft“
Ohne Grün können wir nicht leben. Das Chlorophyll, das Blattgrün, verwandelt das Licht der Sonne in Sauerstoff und Kohlenhydrate und ermöglicht dadurch Leben und Wachstum. Diese grüne Lebenskraft ist eine unsichtbare Lebensenergie. Sie wurde nicht vom Menschen gemacht, doch der Mensch kann dafür sorgen, dass sich diese Energie entfalten kann. Zum Beispiel, indem wir die Natur hegen und pflegen. Und gleichzeitig bestimmt diese Lebensenergie auch unser Wohlergehen. Hildegard von Bingen spricht hier von „Grünkraft“ (viriditas).
Wenn die Sonne bei ihrem Aufgang sich machtvoll erhebt, um ihren Lauf anzutreten, steht das Grün in seiner größten Kraft, weil die Luft bis dahin noch feucht ist, die Sonne aber schon wärmt; dann trinken die Gräser dieses Grün so gierig in sich hinein, wie das Lamm seine Milch saugt; die Hitze des ganzen Tages wird kaum ausreichen, die Grünkraft dieses Tages durchzukochen und fruchtbar zu machen.
Aus: „Liber divinorum operum: Das Buch vom Wirken Gottes“
Mit „Grünkaft“ meinte Hildegard von Bingen eine Art natürliche Grundkraft, die in der gesamten Schöpfung enthalten ist: in Pflanzen, Tieren und Menschen. Und diese Kraft durchzieht auch alles Geistige und Religiöse.
Hildegard von Bingen verweist auf die vier Elemente
Die von Hildegard von Bingen beschrieben „Grünkraft“ ist sozusagen eine Art Spannkraft, die den Körper und die Seele zusammenhält. Je achtsamer und bewusster du lebst, desto spüriger wirst du für diese Energie. Spüre dem beispielsweise einmal achtsam nach, wenn du dich in der Natur bewegst. Du atmest die Luft ein, fühlst ihre Frische und Kraft, du lauschst den Naturgeräuschen, nimmst alle Gerüche wahr und kannst ebenso spüren, wie sich dieses achtsame Naturerleben auf deine Psyche auswirkt. Ein langer Spaziergang im Wald oder durch einen Park wirkt belebend und ausgleichend.
Die Seele ist die grünende Kraft im Leibe; sie wirkt mittels des Leibes und der Leib mittels der Seele, weil der Leib des Menschen durch sie wächst und gedeiht, wie auch die Seele durch die Feuchtigkeit des Leibes fruchtbar wird. Deshalb hat die vernünftige Seele eine gewisse Grünkraft (Lebenskraft) in ihrem vermögen, mit welcher sie die Weichheit der Gewebe und die Derbheit der Knochen und alle Gefäße durchdringt …
Aus: „Liber Vitae Meritorum: Der Mensch in Verantwortung“
Hildegard von Bingen verweist in Bezug auf die „Grünkraft“ auch auf die vier Elemente der Natur: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Ihr geht es darum, sich mit diesen vier Elementen zu verbinden. Du kannst das beispielsweise wunderbar umsetzen, indem du bei deinem nächsten Spaziergang bewusst auf diese Elemente achtest: Spüre die Wärme der Sonne auf deiner Haut. Wie fühlt sich die Luft an? Kannst du sie riechen? Und taste die Blüten ab, vielleicht findest du noch einen Tautropfen in ihren Kelchen. Nimm die Erde zwischen deine Finger und zerreibe sie. Mache dir achtsam bewusst, dass diese Elemente dich nähren, dass diese Elemente Leben und Kraft bedeuten und du ein Teil des Ganzen bist.
Hildegard von Bingen spricht von der Kraft der Liebe
„Grünkraft ist also Lebenskraft, die uns vital hält und mit uns selbst verbindet. Sie ist die Kraft, die unsere Seele nährt. So wie die Grünkraft im Inneren Bäume und Pflanzen nährt, so lebensnotwendig ist diese Seelenkraft auch für unsere Entfaltung. Denn „Grünkraft“ ist „die grünende Kraft der Liebe“, die Grundkraft der Heilung für einen gesunden Körper und einen klaren Geist.
- So oft es geht, begebe ich mich in die Natur, um achtsam den vier Elementen nachzuspüren.
- Statt meinen Gedanken nachzuhängen, richte ich meinen Blick bewusst auf die Fülle, die sich mir in der Natur jetzt bietet. Ich spüre der Freude und Dankbarkeit darüber nach.
- Auch beim Einkauf frischer Lebensmittel mache ich mir den Zusammenhang von Leben und Natur achtsam bewusst.
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