Verfolgt man täglich die vielen Nachrichten, fehlt es an allem. So viel Negatives und Mangel überall. Das ist schrecklich, beängstigend und belastend. Trotzdem gibt es auch viel Gutes. Das sollte täglich genauso präsent publiziert werden, damit wir hoffnungsvoll und mutig bleiben. Was ansonsten auf der Strecke bleibt, sind Wertschätzung und Dankbarkeit. Die nähren sich aus der Fülle dessen, was bereits da ist, vielleicht nur im Kleinen, jedoch mit großer Wirkung.
Je bewusster wir das Schöne im Alltäglichen wahrnehmen und uns dafür öffnen, desto dankbarer und zuversichtlicher werden wir.
Wertschätzung und Dankbarkeit reichen sich die Hand
Ich gestehe es hier gleich zu Beginn: Ich gehöre auch dazu, viel zu klagen und mit ängstlichem Blick in die Zukunft zu sehen. Ganz unabhängig vom Weltgeschehen, richte ich meinen Blick leider auch in den alltäglichen Dingen meist auf den Mangel. Zum Beispiel erwache ich morgens oft mit dem Gedanken, dass ich während des Tages mal wieder keine Zeit für mich haben werde. Da sind all die Dinge, die ich machen muss. Und dieses „Muss“ löst unbewusst ein Mangel-Gefühl aus. Ich muss mit dem Hundekind Gassi gehen, ich muss arbeiten, ich muss einkaufen, muss kochen, muss mich noch sozial engagieren und Sport muss ich irgendwann ja auch noch machen.
Dieses „Muss“ signalisiert mir unbewusst, dass ich dann, wenn ich all dieses nicht mache, nicht reiche und nicht gut genug und wenig leistungsstark bin. Insofern bin ich getrieben von einem Mangel. Wo bleibt da die Freude an alledem? Wie wäre es, wenn ich jetzt das „Muss“ durch ein „Möchte“ ersetze. Das fühlt sich nämlich sofort positiver an: weicher, mitfühlender und freier. Natürlich gibt es Verpflichtungen, die müssen erledigt werden. Trotzdem fühlt sich diese neue Art der Formulierung auch bei diesen Dingen anders an: Ich möchte meine Arbeit machen, ich möchte für meine Familie kochen und ich möchte mich sozial engagieren. Probierte es einmal aus. Du wirst sehen, dass dein Alltag dadurch eine neue Wertschätzung erhält. Und indem du mehr Wertschätzung für das fühlst, was du tust, wirst du automatisch dankbarer für dein Leben. Du fühlst mehr Fülle.
Blickwechsel für mehr Dankbarkeit
Wie wäre es zum Beispiel, wenn du dir vornimmst, jeden Tag zum Glückssammler zu werden. Das hört sich albern an, aber verändert nach und nach Wahrnehmung und Wertschätzung. Es macht dich für dein Leben dankbarer auch dann, wenn es gerade schwierig ist. Zum Beispiel sitzt du im Büro, schaust aus dem Fenster und entdeckst ein Eichhörnchen, das mit einer Nuss in seiner kleinen Schnute eilig den Stamm hoch rast. Plötzlich hält es inne, schaut zu dir, überlegt kurz, nach dem Motto: „Da guckste, aber das ist meine Nuss, die kriegst du nicht.“ und flitzt weiter. Oder du bist im Bus unterwegs und dir gegenüber sitzt er ein kleines Kind, das mit dem Finger die Regentropfen an der Scheibe nachzeichnet. Nimm diesen schönen Moment achtsam wahr und lass dich dazu verführen, der Sorglosigkeit der Kindheit nachzuspüren, dieser Selbstverständlichkeit komplett im „Jetzt“ versunken zu sein.
Wertschätzung gegenüber den kleinen Glücksmomenten des Tages lassen uns die Fülle erkennen, die uns umgibt.
Oft sind es diese scheinbar belanglosen Momente, von denen du abends deinem Partner erzählst, denn sie haben die Kraft, dich zu berühren. Daher nimm sie in Dankbarkeit an und freue dich darüber.
Dankbarkeit beschenkt dich mit Zuversicht
Wie sieht das nun aus, wenn ein gravierender Mangel uns zu schaffen macht, wie zum Beispiel ein finanzieller oder gesundheitlicher Mangel? Auch dann darfst du dich nicht von dem Mangel wie in eine graue Wolke hüllen lassen. Je mehr du zulässt, dass dieser Mangel dein gesamtes Denken und deine Wahrnehmung bestimmt, desto einsamer und verzweifelter wirst du. Desto dichter wird diese Wolke. Gerade jetzt ist es wichtig, dich zu öffnen, dich zu zeigen, wie du bist und in Verbindung zu gehen.
Scham ist ein starkes Gefühl, das verhindert, dass wir das Gute hineinlassen. Mutest du dich jedoch mit deinen Ängsten und Sorgen zu, erfährst du Wertschätzung und erntest Hoffnung. Eine Freundin von mir war in finanzielle Not geraten und erst in dem Moment, wo sie ihre Scham überwand, und bei der Schuldnerberatung anrief, erkannte sie Möglichkeiten und fand dort jemanden, der ihre Sorgen sah und ernst nahm. Als sie mir danach davon erzählte, wirkte sie wie befreit und voller Zuversicht.
Neben dem Mangel besteht die Fülle. Es liegt an uns, diese Fülle zu suchen, uns dafür zu öffnen, um in der Fülle die Möglichkeiten zu erkennen.
Mangelgedanken machen einsam und verhindern, dass wir trotz Leid und Sorgen, Möglichkeiten erkennen und das Gute wahrnehmen. Bleiben wir im Mangel-Bewusstsein stecken, verschließen wir uns vor dem Guten im Leben, das oft zum Greifen nahe liegt.
Dankbarkeit ändert deine Wahrnehmung
Neulich stand ich mit unserem Hundekind im Stadtpark und schaute ihm dabei zu, wie er in den Büschen ein Loch buddelte. Er liebt das total, nur ist das nicht unbedingt erlaubt. Als ein Mann hinter mir vorbeiging, pfiff ich das Hundekind sofort zurück und wappnete mich für den Rüffel, denn der guckte nicht so nett. Doch statt mich zurechtzuweisen, blieb er neben mir stehen, lächelte und erzählte, wie sehr sein Hund das früher auch geliebt hätte.
Leider ticken wir Menschen so, dass wir immer erst das Negative sehen, beziehungsweise erwarten. Wahrscheinlich entspringt diese Haltung unserem Erbe aus Urzeiten, als es wichtig war, immer auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, um nicht vom Säbelzahntiger gefressen zu werden. Doch Misstrauen und Argwohn verschleiern unsere Sicht für die Fülle an Gutem, Schönem und Mitmenschlichem. Je mehr wir uns dafür öffnen und je bewusster wir unsere achtsame Wahrnehmung entsprechend ausrichten, desto weiter öffnet sich der Vorhang für die Fülle. Negativität und Mangelgedanken nehmen ab und wir spüren immer mehr Dankbarkeit und Freude, so dass wir vertrauensvoller, mutiger und zuversichtlicher werden.
Übrigens wurde uns nicht selten auch eine Art Mangelbewusstsein anerzogen. Zum Beispiel mit Sätzen wie: „Immer trödelst Du.“ „Sei nicht so unordentlich.“ „Du musst fleißiger lernen.“ Es reichte nie. Und heute sind wir nicht erfolgreich genug, wir sind nicht attraktiv, nicht jung und nicht gut genug so, wie wir sind. Der größte Mangel herrscht in uns selbst. Würden wir uns selbst genug wertschätzen, würden wir die Fülle erkennen, die uns umgibt, und dankbar dafür sein, dass wir sind, wie wir sind.
Heute Mittag war ich mit dem Hundekind an der Alster und bestaunte die vielen Krokusse, die auf den Alsterwiesen so farbenfroh blühen. Das war Fülle pur. Ein Moment der Vollkommenheit, der Wertschätzung dessen, was alles da ist. Diesen Moment habe ich „eingepackt“ und mit nachhause genommen. Welch anstrengungsloses Geschenk – ein kleines Glück zwischendurch, dafür bin ich dankbar.
- Ich achte bewusst auf meine Gedanken: „Ich muss“-Gedanken formuliere ich um: „Ich möchte“.
- Morgens setze ich mich zwei Minuten aufrecht im Bett hin und atme tief ein und aus, wobei ich folgendes Mantra leise vor mich hinspreche: Heute lebe ich Fülle.
- Täglich sammle ich jetzt kleine Glücksmomente, die mein Herz mit Dankbarkeit füllen.
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