Der Wonnemonat Mai beschenkt uns geradezu verschwenderisch. Überall sprießt und blüht es, Gräser und Blumen betören uns mit feinen Düften und die Vögel trällern fröhlich von früh bis spät. Die Natur feiert ein rauschendes Fest der Farben und Düfte. Also nix wie raus und mitfeiern! Hildegard von Bingen wusste, wie wir den Mai nutzen können, um mehr Freude in unser Erleben zu bringen.
Geht das nur mir so, oder freut du dich auch tagtäglich über das Grün an den Bäumen, die vielen Blüten, die jetzt überall hervorlugen und das Gezwitscher der Vögel bis in den Abend hinein. Okay, vielleicht liegt das daran, dass wir, wie meine Kinder immer sagen, am Ar… der Heide wohnen. Ich bin jeden Tag mit unserem Hundekind in Wald und Wiesen unterwegs und um uns herum ist Natur pur.
Der Wonnemonat Mai beschenkt uns mit Farben und Düften – ein Fest für die Sinne.
Manchmal nehme ich Reißaus und mich zieht es in die Stadt, aber meistens und insbesondere jetzt im Mai ist es unschlagbar schön. Und der lieben Hildegard von Bingen erging es ja offensichtlich ebenso trotz der mystischen Dunkelheit des Mittelalters. Jedenfalls vermitteln Filme wie „Der Herr der Rinde“, „Der Name der Rose“ oder die Serie „Game of Thrones“ selbst im wonnigen Maienmonat immer etwas schaurig Dunkles. Doch seit je her beschenkt uns der Mai mit dem Erwachen der Natur – ein Genuss für unsere Sinne.
„Der fünfte Monat ist lieblich und leicht und herrlich in allen Dingen der Erde.“
Aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke“
Hildegard von Bingen frönte der Freude des sinnlichen Erlebens
Hildegard von Bingen schrieb in ihren Monatstexten über den Mai, dass diese Zeit eine Aufforderung sei, unsere Sinne zu öffnen.
„Die Natur ist im Menschen programmiert. Gott hat dieses Programm in uns hineingeschrieben. Aber es muss aktiviert werden, indem wir es aufrufen. Das tun wir durch unsere Sinne. Sie Sinne sind die Tore und Fenster zur Außenwelt.“
Hildegard Strickerschmidt, aus: „Hildegard von Bingen – Jahreskreis & Lebenskreis“
Begehst du in diesem Frühlingsmonat die Natur in Achtsamkeit – und sei es nur auf dem Weg zur Arbeit oder während der Mittagspause im Park – bietet sich dir hier eine Kraftquelle voll Energie, aus der du schöpfen kannst, um dein Herz mit Freude und Zuversicht zu füllen. Öffne deine Sinne für das bewusste Erleben.
Für Hildegard von Bingen waren die Düfte von Kräutern und Blüten Boten der Freude
„Der fünfte Monat, der Mai, Träger allerlieblichsten Duftes der Blüten, macht des Menschen Herz so froh, weil in ihm schon alle Früchte der Erde – dem Menschen zur Freude – ans Licht sprießen.“
Aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke“
Nimm dir einmal die Zeit und rieche an den Blumen, die jetzt überall wild sprießen, sei es auf Wiesen oder in Wäldern. Sie duften ganz anders als die vielen Blumen, die auf Plantagen gezogen werden. In den vielen Wildblüten kannst du noch den Wind, den Regen, die Sonne und die Erde riechen. Nimm diese Aromen bewusst auf, verweile einen Moment und spüre der Freude nach, die der Duft in dir auslöst. Verankere diese Freude in deinem Herzen.
Unser Geschmacksinn ist nach Hildegard von Bingen ein wichtiges Richtmaß für unsere Ernährung
„So ist auch dem Mund das Schmecken süß und ergötzlich; wird doch durch diesen Geschmack festgestellt und erkannt, was den Menschen mit Freude erfüllt.“
Aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke“
Juhu, endlich gibt es wieder Spargel! Bummelst du jetzt über die Wochenmärkte ist es eine wahre Freude, wie reichhaltig sich das heimische Angebot an frischen Produkten nun wieder präsentiert. Ob Spitzkohl, Spinat, Blumenkohl, Radieschen oder Kohlrabi – frisch geerntet schmeckt wesentlich intensiver als importiert. Beim achtsamen Essen spürst du sehr genau, welche Kost dir guttut beziehungsweise nicht gut bekommt. Je achtsamer du isst, desto selbstverständlicher stellt sich außerdem ein gesundes Sättigungsgefühl ein und du isst mit Freude, da du bewusster isst. Statt Essensplänen entscheidet dein Bauchgefühl – dein Körper, dein Herz und dein Verstand.
Nach Hildegard von Bingen sind es unsere Augen, die das Wunderwerk Natur erkennen.
Das Sehen steht allen Sinnen voran, denn unsere Augen können alles überblicken und dadurch haben sie eine viel größere Reichweite als das Hören und das Schmecken. Und ständig nehmen unsere Augen Eindrücke auf: Farben, Lichtreflexe, Formen, eine Flut an Bildern. Je achtsamer du bist, desto bewusster kannst du dich entscheiden, worauf du deine Augen richtest. Nutze die Schönheit dieses Monats, um all den Reichtum der Natur in dir aufzunehmen und ihn in Dankbarkeit zu genießen. Richte deine Augen bewusst auf das Erwachen der Natur, auf die Freude und die Fülle.
„Daher ist dieses Sehen mit den Augen so angenehm, so herrlich, weil der Mensch damit durch Erkennen und Auslesen Wertvolles und Minderwertiges unterscheiden kann.“
Aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke“
Vielleicht findest du die Hildegard von Bingen-Texte doch ein wenig antiquiert, doch jedes Mal, wenn ich mich wie hier in einen ihrer Monatstexte vertiefe, verändert sich bereits etwas in mir. Plötzlich kriege ich Lust, achtsamer durch die Welt zu gehen, bewusster und dankbarer. Sollte ich dich ebenfalls dazu ein wenig angestiftet haben, so war meine Schreiberei der Mühe wert. Und jetzt nichts wie raus mit dem Hundekind in die Natur.
- Beim Einkaufen wähle ich gezielt Produkte aus der heimischen Ernte aus. Ich mache mir bewusst, dass in jedem Produkt der Regen, die Sonne, der Wind und die Erde enthalten sind.
- Beim Spazierengehen nehme ich mir die Zeit, um an den Blüten und Knospen der Bäume zu riechen, sie zu bewundern und anzufassen.
- Statt während meiner Wege meinen Gedanken nachzuhängen, richte ich meinen Blick bewusst auf die Fülle, die sich mir in der Natur jetzt bietet. Ich spüre der Freude darüber nach.
Folge dem Blog – Jede Woche neue Impulse
Bleib am Ball mit der wöchentlichen "Das tut mir gut"-E-Mail:
Freitags gibt es eine E‐Mail mit den aktuellen Blog-Beiträgen der Woche. Nimm Dir die Zeit zum Lesen, um Dein Leben bewusster zu gestalten und Dich selbst entsprechend wertzuschätzen.