Hildegard von Bingen: Spruch der Woche

In jedem Menschen sind unterschiedliche Kräfte am Wirken. Sozusagen Stürme und Böen, dann wieder sanfte Brisen oder ein zarter Hauch. Unsere Emotionen toben und wirken, wie es ihnen in den Sinn kommt. Und um es vereinfacht darzustellen: Es ist ein ewiger Kampf zwischen Gut und Böse. Mal sind wir voll von Groll und Neid, dann wieder großmütig und voll von Mitgefühl. Hildegard von Bingen schreibt in ihren Texten von dämonischen Kräften, die unsere Handlungen verleiten, die unserer Seele und auch anderen Menschen schaden. Das hört sich doch arg dramatisch und nicht besonders nett an.

Doch was die Benediktinerin damit meinte, ist nichts anderes, als dass wir uns unserer dunklen Seiten achtsam gewahr werden sollten. Gefühle von beispielsweise Missmut, Schwermut, Misstrauen und Zorn schaden unserer Seele, machen uns krank und verhindern, dass wir den Reichtum des Lebens erkennen und genießen. Und wir müssen verstehen, dass in uns auch all die „Gegenkräfte“ enthalten sind. In jedem von uns wohnt auch Freude, Leichtigkeit, Vertrauen, Warmherzigkeit, Toleranz und vieles andere Gute.

Nie ist ein Mensch nur das Eine. Deswegen dürfen wir nicht verzweifeln, wenn uns eine unserer dämonischen Kräfte in seinen Klauen hat, denn dieser Zustand ist vorrübergehend und in uns ist bereits die Kraft vorhanden, die uns aus den Fesseln dieses fiesen Dämons löst.

Hinter jedem Lachen steckt ein Weinen und
hinter dunklen Wolken lauert schon der Sonnenschein