Stress abbauen beginnt im Kopf

Die einen sagen so, die anderen so und selbst in der Mitte treffen sie nicht die Wahrheit. Es gibt all die Naseweise, die über unser Leben scheinbar besser informiert sind als wir selbst. Könnte uns im Prinzip schnuppe sein, ist es nur meist nicht. Es stresst uns. Um diesen Stress abzubauen, sollten wir auf das schauen, was uns guttut und uns von den Meinungen der anderen befreien. 

Je mehr Freiheiten du den anderen Menschen zugestehst,
desto freier wirst du auch dir selbst gegenüber.

Stress abbauen durch mehr Eigensinn

„Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“ Wir alle lieben sie noch aus Kindertagen, Pippi Langstrumpf, diesen quirligen Freigeist, die einfach das macht, was ihr gefällt. Beneidenswert! Genau das möchten wir doch eigentlich auch: Tun und Lassen, was uns gefällt, ganz egal, was die Leute reden. Denn der stete Blick auf die anderen, was die machen und was die von uns denken, puh, das ist extrem anstrengend. Es stresst.

Eine enge Freundin von mir startet gerade mit Coaching-Seminaren durch und schon fühle ich mich gestresst, denn warum mache ich das nicht, ich sollte auch erfolgreicher sein. Stattdessen teile ich meine Arbeit täglich mit Kochen, Wäsche und all diesem Krams, der eben anfällt mit Familie. Bin ich ehrlich, bin ich sehr zufrieden damit. Doch sobald ich mich vergleiche, fühle ich mich weniger wertvoll. Doch wer bestimmt eigentlich den Wert von mir?

Sobald wir darauf achten, was andere von uns denken, sind wir nicht mehr achtsam bei uns.

Kennst du noch diesen Satz von früher: „Was werden denn die Nachbarn dazu sagen.“ Solche oder ähnliche Ermahnungen haben besonders Menschen in meiner Generation geprägt. Heute schreibe ich dir eine kleine Geschichte dazu, die mir ein Iman aus Hamburg, dem ich einmal Sprachunterricht gegeben hatte, mit auf den Weg gab. Es geht um den Spaßvogel Goha, sozusagen das arabische Pendant zum deutschen Eulenspiegel. Ich weiß, dass mein Schüler bei seiner Erzählung die Geschichte etwas abgewandelt hat, aber so gefällt sie mir besser. Also los…….

Vater, Sohn und Esel gehen in der Mittagshitze nebeneinander auf staubiger Straße. Als die Leute sie sehen, lachen sie: „Wie kann man nur so dumm sein, wozu hat man einen Esel, wenn er einen nicht trägt.“ Also hebt der Vater den Sohn auf den Esel und sie marschieren weiter. Da empören sich die Leute erneut: „Unverschämt, thront der Bengel auf dem Esel und der alte Mann muss laufen.“ Somit wechseln sie die Position: Vattern rauf  auf den Esel, Sohn trottet nebenher. Aber wieder das Reden der Leute: „Wie herzlos der Alte, sitzt dort bräsig auf dem Vieh und der Kleine muss rennen.“ Schließlich stärken Vater und Sohn sich mit Wasser, packen den Esel an den Beinen und tragen ihn auf ihren Schultern. Da lachen die Leute: „Seht euch die Deppen an, wie verrückt kann man nur sein.“

Man kann es nie allen recht machen.

 

Ehrlichkeit ist der erste Schritt, um Stress abzubauen

Je mehr du versuchst, allen gerecht zu werden, desto weniger machst du es dir recht und desto weiter entfernst du dich von dir selbst. Irgendwann kannst du dann deine eigenen Wünsche gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Warum ist es dann so schwer, loszulassen und sich selbst die Freiheit zu gönnen, so zu sein, wie man will? Und damit dann sämtlichen Stress der vermeintlichen Erwartungen abzubauen – das wär´s doch. Ist aber nicht so leicht, weil diese vermeintlichen Erwartungen und Meinungen der anderen im Grunde längst zu unseren eigenen Vorstellungen geworden sind: Beispielsweise glauben wir tatsächlich, so und so sein zu müssen, um geliebt und wertgeschätzt zu werden. Verrückt, oder? Würde man uns denn weniger mögen, wenn wir diesen Erwartungen nicht entsprechen?

Was wir denken, was die anderen über uns denken, denken wir über uns selbst.

Wir gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Ja, wir belügen uns sogar selbst. Bei ehrlicher Betrachtung erkenne ich, dass ich nur deswegen auf das Urteil anderer Wert lege und mich ausrichte, weil ich nach Anerkennung lechze. Klar, je älter ich werde, desto souveräner stehe ich über gewissen Dingen. Aber zum Beispiel die Sache mit dem Beruf: Es gab Zeiten, da hatte ich keinen Job und mich nur um die Kinder gekümmert. Nicht aus Überzeugung, sondern weil keine Projekte anfielen, die ich ansonsten liebend gerne übernommen hätte. Du ahnst es schon: Mir war es peinlich, dieses zu erzählen. Noch schlimmer: Selbst ohne finanziellen Druck konnte ich nicht einen Tag davon so richtig genießen. Dabei hat niemand je zu mir gesagt, es sei verwerflich, mit zwei Kindern nicht zu arbeiten. Eine Freundin von mir hat nur ein Kind, arbeitet nicht und genießt ihr Leben. Das ist der Unterschied. Ich beneide sie um diese Haltung, gönne es ihr vom Herzen und trotzdem blitzt manchmal etwas Abwertendes gegenüber ihrem Lebensstil in mir auf. Dafür schäme ich mich. Das bin nicht ich, sondern es sind meine eingepflanzten Gedankenmuster. Diese zu erkennen ist wichtig, um diesen gedanklichen Stress abzubauen und wertfreier das zu genießen, was einem das Leben gerade bietet.

Andere müssen nicht einmal urteilen, wir nehmen ihnen das Urteil über uns gedanklich ab.

 

Spielerisch Stress abbauen

Wie oft zum Beispiel fühlst du dich schlecht, sobald du „egoistisch“ Zeit nur für dich selbst beanspruchst? Da muss nicht einmal jemand etwas sagen, dieses Gefühl poppt von alleine auf. Wir tragen Urteile und Vorurteile in uns und sind wir nicht achtsam, äußern wir diese nicht nur in Bezug auf andere, sondern halten uns selbst damit klein.

Um der ganzen Sache etwas Leichtigkeit zu geben und gleichzeitig mich selbst weiterhin in Achtsamkeit zu üben, habe ich ein Experiment angefangen. Und ich würde mich freuen, wenn du es auch ausprobierst, denn die Wirkung ist enorm. Tatsächlich hilft es dabei, den Stress im Leben zu reduzieren. Seit einer Woche habe ich mir strikt verboten, über andere zu lästern oder mich an Lästereien zu beteidigen.

„Wenn ein Gegenstand hart und zerbrechlich ist wie Glas, dann wird er leichter kaputtgehen, als wenn er nachgiebig ist. Ein Wenig „Spiel“ in dein Leben zu bringen, ist eine wunderbare Befreiung von all dem Druck….“

Aus: „Erleichtung jeden Tag“, Gyalwang Drukpa

Eine hautenge Tigerleggings zu knappem Spitzentop und das mit knapp Achtzig? Na und, ist doch großartig, dass die Frau Spaß daran hat. Muss das sein, dass der Kollege bei seiner mittlerweile vierten Hochzeit wieder das komplette Programm mit Gottes Segen abspult? Unbedingt, wenn es ihm Freude bringt. Ich stelle fest, je weniger ich schlecht rede und je mehr Freiheit ich meiner Umwelt zugestehe, desto freier fühle auch ich mich und desto weniger stressen mich irgendwelche Zwänge. Ich werde gleichgültiger gegenüber dem Urteil der anderen und bin mir selbst gegenüber toleranter.

Schlechte Rede über andere beginnt immer bei uns selbst.

„So wie ich die Welt verstehe, ist unser Geist der Schöpfer aller Dinge.“ Da gebe ich seiner Heiligkeit Gyalwang Drukpa absolut Recht. Ich werde meinen Geist mal etwas entrümpeln, damit er die Freiheiten erkennt, die sich mir täglich zeigen und die in mir schlummern. Denn indem ich achtsam meine Gedanken von Urteilen und Wertungen befreie, baue ich eine Menge gedanklichen Stress ab, befreie mein Herz und öffne es für Liebe und Vertrauen.

 

  • Achtsam vermeide ich es, über andere zu lästern.
  • Versuchen Kollegen oder Freunde mich in Lästereien hineinzuziehen, gehe ich nicht drauf ein, halte mich raus oder wechsle das Thema.
  • Erwische ich mich dabei, wie ich überlege, was andere wohl über mich denken, atme ich mehre Male bewusst tief ein und aus und nehme über den Atem wieder Verbindung zu mir auf: Ich erspüre achtsam mein Körpergefühl.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Weitere Informationen zum Thema "Stress abbauen" findest du hier ...

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