Körper und Geist wie Pat & Patachon – unzertrennbar. Das höre ich seit Jahren, klingt ein wenig abgedroschen. Was hat mein Körper damit zu tun, wenn ich genervt oder frustriert bin? Ist doch schön, dass es dem wenigstens gut geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein kleiner Zeh mir Aufschluss über mein temporäres Stimmungstief geben könnte. Oder liegt das an den fehlenden Flip Flops, weil mein Zeh gut verpackt in einer Socke zu sehr abgeschottet ist?
Mithilfe von Übungen können wir lernen, unseren Körper, unseren wichtigsten Verbündeten, mehr wertzuschätzen.
Die einfachste Übung, den Körper wahrzunehmen
Statt mit meinem Mann und seinem Kumpel heute Abend auf ein Bierchen um die Ecke zu gehen, liege ich träge auf dem Sofa, eine Packung Kekse neben mir und mein Buch auf dem Schoß. Bevor beide Männer loszwitscherten, guckten sie kurz bei mir rein: Geht`s gut? – Klar geht`s gut, alles bestens. Und genau da fängt die Schwindelei an. Ich belüge mich täglich selbst. Und ich mutmaße mal, dass du das ähnlich machst: Wie oft antwortest du auf diese Standardfrage, dass es dir gut ginge, ohne zu wissen, wie es dir wirklich geht. Ich schaue meistens nicht genau hin. Spüre ich eine Art Unlust, flüchte ich mich gedankenlos in Ablenkung. Sei es nun Fernsehen, Bücher lesen oder Online-Shopping. Ich tauche unter, statt einzutauchen in meinen Körper.Und hier auf dem Sofa liegend spüre ich lediglich den süßen Schmelz der Vollmilchschokoladenglasur, der die Geschmacksnerven meiner Zunge stimuliert, den Rest meines Körpers ignoriere ich.
Indem du Verbindung zu deinem Körper aufnimmst, erfährst du, welche Gefühle dich tragen und was dir in dem Moment wirklich gut tut würde.
Meist registriere ich meinen Körper als etwas Selbstverständliches und nehme ihn gar nicht wahr. Stattdessen lebe ich in meinem Geist. Und der schwirrt um Vergangenes, macht sich Sorgen um Zukünftiges oder flüchtet sich in Belangloses – bloß nicht spüren! Zwei getrennte Wesen, das bin ich.
„Der Atem ist die Brücke, die Körper und Geist verbindet.“
Aus: „Versöhnung mit dem inneren Kind“, Thich Nhat Hanh
Indem du bewusst atmest, verbindest du dich mit deinem Körper und fängst an, zu spüren, wie du dich fühlst. Dazu reicht es bereits, dich einmal aufrecht hinzustellen, beide Beine fest auf dem Boden und den Blick nach innen richten. Jetzt atmest du ein paar Mal tief ein und aus und spürst nach, wie der Atem in deinen Körper strömt, sich dort ausbreitet und der verbrauchte Atem wieder aus dir herausfließt. Das ist schon alles. Spürst Du, wie schnell du dich dadurch mit deinem Körper verbindest?
Übung der Körper-Wertschätzung
Laut Buddha besteht ein Mensch aus fünf Elementen, den skandhas: Vorstellungen, Geistesformationen, Bewusstsein, Gefühle und Form.Der buddhistische Mönch Thich Naht Hanh benutzt hier ein schönes Bild, das mir gefällt:
„Wir sind der König, und diese Elemente sind unser Land.“
Und als gerechte „Herrscher“ haben wir nun einmal die Aufgabe, uns um unsere Güter sorgsam zu kümmern und ihnen gleich viel Beachtung zu schenken. Gefühle und Form (Körper) dürfen nicht zu kurz kommen. Ich präge mir dieses Bild gut ein.
„Wie ein Fluss strömen die Gefühle in uns dahin, und jedes Gefühl ist ein Tropfen dieses Flusses.“
Wenn ich also meine eigene Landschaftsgärtnerin bin, kann es doch nicht angehen, dass ich tatenlos zusehe, wie diffuse Gefühlsströme meinen Körper prägen und ich kriege davon nichts mit.Also auf zu einer weiteren Übung, die das Körpergewahrsein und gleichzeitig die Wertschätzung für den eigenen Körper stärkt: Du stehst wieder aufrecht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Dein Blick ist nach innen gerichtet und nun tastest du dich mit den Händen vom Kopf beginnend bis zu den Füßen ab. Streiche über deine Haare, dein Gesicht, deinen Hals und deine Schultern. Lasse dir dabei Zeit und spüre in diese Berührungen hinein. Dann geht es weiter mit den Schultern, den Armen und Händen und immer fort, bis du bei deinen Füßen angelangt bist. Abschließend bleibe einen Moment stehen und spüre nach.
Übung der Körperhaltung
Schokokekse und Buch weg und runter vom weichen Samt: Ich stelle mich gerade hin, strecke den Hals, schiebe meine Schultern nach unten und atme. Ich atme ruhig und tief, zehnmal ein und aus. Meine Brust ist nach vorne gestreckt und ich spüre bewusst in meine aufrechte Haltung hinein. Diese Übung wirkt auf unsere Stimmung, denn mit aufrechter Haltung fühlen wir uns sofort energetischer und selbstbewusster. Sammeln sich also schlechte Gefühle in dir, praktiziere diese Übung. Sie vermittelt dir außerdem Sicherheit und ein Gefühl von Vertrauen in dich selbst.
Ich verbinde und verbünde mich mit meinem Körper.
Eine aufrechte Haltung signalisiert dir, dass du Herr deiner Lage bist. Für mich heißt das: Ich hänge nicht mehr so hilflos in meinem Abendtief, habe die Situation wieder im Griff. Das ist doch schon mal was. Und Vorsicht: Unser Verstand nimmt jede Körperhaltung sofort wahr und interpretiert sie entsprechend. Je öfter du mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf und nach vorne gebeugt durch deinen Alltag schlurfst, desto trüber wird deine Stimmung, desto dunkler deine Gedanken und am Ende klappt nichts mehr so richtig.
Unser Verstand nimmt jede Körperhaltung sofort wahr und interpretiert sie entsprechend.
Übung der Körper-Energetisierung
Und wo ich jetzt schon einmal stehe und Kekse und Buch links liegen gelassen habe, praktiziere ich gleich noch eine weitere Übung: Ich schüttle mich wie ein nasser Hund, schüttle alles aus: Arme, Hände, Beine, Füße, Becken, Po, auch den Kopf und sogar den Mund mit einem lauten „Brrr“. Ich bin ja allein, mich sieht ja niemand. Mit dieser Übung lösen sich Spannungen und energetisch fühlt man sich sofort fitter. Da du dir dabei albern vorkommen wirst, musst du vielleicht über dich selbst lachen und das macht gute Laune.Derart energetisiert mache ich Schluss für heute und gehe doch noch mal auf ein Gläschen rüber zu den Jungs. Aber achtsam in aufrechter Haltung.
- Erst lasse ich Schultern und Rücken hängen, danach richte ich mich wie eine Königin auf: erhobenes Haupt, langer Hals, Brustwirbel geweitet, Blick geradeaus. Wie wirkt sich dieser Haltungswechsel auf meine Stimmung aus?
- So oft es am Tage geht, verbinde ich mich über bewusstes Atmen mit meinem Körper und spüre nach, wie sich das anfühlt.
- Ich lege während der Arbeit am Computer Gehpausen ein: Zehn tiefe Atemzüge lang schreite ich langsam durch den Raum und spüre.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen …
Weitere Informationen zum Thema "Übungen & Impulse" findest du hier ...
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