Die neue Herbstmode lässt den Kleiderschrank mal wieder traurig aussehen. Dabei braucht man im Grunde nichts Neues. Doch man will mithalten. Leider bestimmt der Blick auf das, was im Außen vorlebt wird, viel zu oft unser Inneres. Unser Selbstwert ist eine schwankende Variable. Abgrenzung von den äußeren Maximen und Abgrenzung von den vielen inneren Unsicherheiten, die uns auf Irrwege leiten, machen das Leben wesentlich entspannter.
Wie die Wurzeln eines Baumes ist ein guter Selbstwert das Fundament für Wachstum, Entfaltung und Zufriedenheit.
Fehlende Abgrenzung im Außen verhindert das Erblühen deiner selbst
Damit Pflanzen reifen und gedeihen brauchen sie ein geeignetes Klima, passende Nahrung und geduldige Hege und Pflege. Von Sören Kierkegaard stammt der Satz: „Der Mensch solle werden, der er ist.“ Bist du auf dem richtigen Weg zu werden, wer du bist? Die Tage habe ich viel mehr das Gefühl, dass ich herabriesle wie eines dieser vielen Herbstblätter im Wind. Ich segle mal nach rechts und mal nach links, je nachdem wo die Lüfte mich so hintragen. Dabei würde ich viel lieber konzentrierter bei mir selbst bleiben und fokussierter meinen Weg gehen. Denn ich weiß, wie gut es sich anfühlt, wenn ich bei mir bleibe und nicht hier- und dahin husche, um ja mithalten zu können und nichts zu verpassen. Denn erst dann spüren wir uns und erleben uns selbst so, wie wir sind, wie wir sein möchten und wie wir vielleicht irgendwann sein werden.
Erst der Blick nach innen ermöglicht Abgrenzung
Dieses ständige „Sich selbst Optimieren“ ist so was von anstrengend! Selbstoptimierung kann ermüdend und frustrierend sein. Lebenskunst dagegen hat etwas Spielerisches und Leichtes. Was klingt für dich verlockender: Selbstoptimierung oder Lebenskunst? Wie fühlen sich diese Begriffe an? Spüre einmal achtsam hinein, vor allem auch, wie sie auf deinen Körper wirken. Lebenskunst fühlt sich weicher und mitfühlender an. Darin steckt etwas Lustvolles. Doch irgendwie hält uns die Angst, nicht mithalten zu können, stets wachsam mit dem Blick nach außen und predigt eher Strenge als Genuss.
„In der Angst liegt auch die Möglichkeit, sich seiner selbst bewusst zu werden und sich zugleich selbst zu wählen – als der, der man gewesen und als der, der man sein könnte.“
aus: „Ich und du und Müllers Kuh. Kleine Charakterkunde für alle,
die sich selbst und andere besser verstehen wollen.“
von Ariadne von Schirarch.
Diese Sorge, nicht den vermeintlichen Ansprüchen im Außen zu entsprechen, sagt viel über dich aus. Doch verurteile dich nicht dafür, sondern schaue stattdessen achtsam, warum du fühlst, wie du fühlst. Abgrenzung von Ansprüchen klappt nur dann, wenn du nach innen schaust, um zu verstehen, warum du tust, was du tust und warum du fühlst, wie du fühlst.
Die Arbeit an dir selbst ist Basis für erfolgreiche Abgrenzung
Einerseits möchte man sich tagtäglich eine Art unmittelbare Bestätigung für seinen Selbstwert holen. Andererseits wirken in uns Gefühle, die es bequem haben wollen, und diverse Begierden aufwerfen. Sie fordern viel Energie ein, da sie mit dem Bild, dem wir zu entsprechen versuchen, nicht unbedingt zusammenpassen. Beispielsweise möchte ich als kulturinteressierter Mensch wahrgenommen werden und habe auch Lust, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Andererseits fühle ich mich nach unserem Umzug ausgelaugt und sehne mich nach Ruhe und Entspannung auf dem Sofa. Mich von meinen Antreibern zu distanzieren, um meiner inneren Stimme Raum zu geben, erfordert Mut. Mut dafür, mich abzugrenzen und das anzunehmen, was gerade ist, ohne schlechtes Gewissen. Und es erfordert Ehrlichkeit: Sich ehrlich zu hinterfragen, ob man etwas nur deshalb tut, weil man einem Bild zu entsprechen versucht, welches man im Außen darstellen möchte. Erst wenn wir verstehen, auf das zu hören, wonach Körper und Geist lechzen, erst dann landen wir bei uns selbst. Wie andere uns wahrnehmen, wird dann immer unwichtiger. Dieser Mut entlohnt uns mit Zufriedenheit und stärkt unseren Selbstwert nachhaltig und fundamental.
„Die moderne Selbstdarstellung auf Instagram und Facebook wirkt vordergründig natürlich sehr narzisstisch, ist letztlich aber zutiefst depressiv. Man wartet ja nur darauf, dass jemand anderes einen gut findet und macht sich dadurch mehr und mehr von der Meinung anderer abhängig.“
Ariane von Schirarch, Interview Spiegel Online
Natürlich kommt mir bei diesem Thema auch sofort das Thema „Instagram“ in den Sinn, denn es macht mich als Mutter wahnsinnig, wenn ich sehe, wie beispielsweise meine Tochter sich dort präsentiert. Kaum ein neues Teil gekauft, schon wird es viral publik gemacht. Ein leckeres Essen, auch das muss „geteilt“ werden. Und alles immer mega chic und beneidenswert attraktiv. Dieser Selbstoptimierungswahn ist bodenlos, sprich es geht immer weiter und weiter und weiter. Wo das hinführt? Keine Ahnung. Doch ich plädiere für Abgrenzung von diesem medialen Zirkus. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber achtsame Wahrnehmung klärt den Blick für die Dinge, um sie zu erkennen, wie sie wirklich sind. Und dafür braucht man gewiss keine Omnipräsens auf Instagram.
Dein Selbstwert entscheidet über deine Perspektive
Um mehr Selbstwert zu spüren, kommen wir um Achtsamkeit nicht vorbei. Achtsam schauen, was ist. Achtsam spüren, wie du dich fühlst und ebenso achtsam beobachten, welche Gedanken du in dir trägst. An schlechten Tagen beispielsweise siehst du nur deine Defizite und Misserfolge. An guten dagegen spürst du die Liebe, die dich umgibt, und siehst die vielen Möglichkeiten, die dir mit jedem neuen Tag geschenkt werden. Alles eine Frage der Perspektive. Je gefestigter dein Selbstwert ist, desto klarer entlarvst du die Bedeutung dieser unterschiedlichen Sichtweisen. Du erkennst die jeweiligen Ursachen hinter den vielen Gefühlen, die dich zu den unterschiedlichen Sichtweisen bewegen. Das Leben hält tagtäglich jede Menge Herausforderungen für uns parat. Und das ist gut so, denn je achtsamer du lebst, desto klarer erkennst du, dass es genau diese Herausforderungen sind, die dich innerlich wachsen lassen und deinen Selbstwert festigen.
„Wer in Watte gepackt wird, kommt nicht voran. Nein, die zarten Pflänzchen unserer Seelen wollen sich dem Leben stellen, wollen ihre Fähigkeiten im Gegenüber zur Welt und den Menschen entwickeln.“
aus: „Zeit Wert Geben“ bei YouTube
Meine Seele ist zurzeit auch ein zartes Pflänzchen, das etwas Hege und Pflege braucht, um wieder Kräfte zu sammeln. Die Herbstwinde des Alltags dringen bisweilen bis ins Mark. Doch egal, die Wurzeln stecken tief genug und Achtsamkeit ist mein täglicher Dünger.
- Ich praktizier bewusste Abgrenzung vom Außen, indem ich im Laufe des Tages immer wieder achtsam in mich hineinspüre: Wie geht es mir? Was tut mir jetzt gut?
- Erwische ich mich dabei, wie ich wieder einmal ruhelos den Ansprüchen im Außen gerecht zu werden versuche, sage ich mir bewusst: „Ich muss es nur einer Person recht machen: mir selbst.“
- „Ich mute mich zu, so, wie ich bin, denn so wie ich bin, reiche ich vollkommen.“ Auch ein gutes Mantra zur Stärkung des Selbstwerts.
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