Das Ego verstehen auf dem Weg zur Gelassenheit

Mein Ego, mein bester Freund. Bisher dachte ich immer, eine innige Beziehung zu meinem Ego verspricht mir Gelassenheit. War mein Ego mal wieder im Keller und fühlte sich ganz klein, gab ich mir größte Mühe, es aufzubauen. Und erstrahlte mein Ego, erfreute ich mich ebenfalls bester Dinge. Doch jetzt weiß ich: Meinem Ego kann ich nicht trauen, es mauschelt heimlich bei meinen Emotionen mit.

In Gelassenheit erkennen, welche deiner Gedanken und Emotionen deinem Ego geschuldet sind, ist wichtig, um mit dir selbst gut auszukommen.

Gelassenheit und Ego passen nicht gut zusammen

Man hatte mich eingeladen, einen Vortrag zum Thema Achtsamkeit zu halten. Drei Tage vor dem Event machte ich mich bereits verrückt. Meine Emotionen spielten sozusagen Achterbahn. Mal dachte ich, okay, wird schon alles klappen und dann wieder diese Ängste. Mir saß ein Floh im Ohr, der mir einredete, ich dürfe auf keinen Fall Karteikarten benutzen. Doch im Grunde spricht nichts dagegen, mithilfe von kleinen Spickzetteln dem Roten Faden zu folgen. Doch bei einem anderen Vortrag kam ein Teilnehmer danach auf mich zu und meinte, ohne die Karteikarten würde ich professioneller wirken. Ein nett gemeinter Ratschlag. Mein liebes Ego, das mich mit dem Anspruch der Perfektion unter Strom hält, griff diese Bemerkung jedoch freudig auf, um mich bei meinen Vorbereitungen mit Zweifeln und Unsicherheiten zu versorgen. Meine Gelassenheit war dahin, obwohl ich weiß, dass ich das kann und Karteikaten absolut okay sind.

„Unser Ego ist die Linse, durch die wir die Welt sehen.“

Seine Heiligkeit Gyalwang Drupka 

Vom Ego getriebene Emotionen stören die Gelassenheit

Schließlich benutzte ich Karteikarten und es störte niemanden. Unser Ego wird quasi als ein falsches Selbstbild erschaffen, weil wir uns nur zu gerne mit etwas identifizieren, was wir gar nicht sind. Ich bin Autorin und gut so. Halte ich einen Vortrag, spreche ich als Autorin. Das muss reichen. Mein Ego schreit nach Perfektion und folge ich diesem Ruf nicht, kämpft es lange und hart, bis es entweder siegt oder ich es besiege. Sein Kampf sieht so aus, dass es mit meiner Gelassenheit vorbei ist und mich Selbstzweifel und Ängste plagen. Indem ich jedoch achtsam schaue, was bei mir los ist, meine Gedanken quasi hinter meinen Gedanken erkenne, entlarve ich diese Mechanismen und finde zurück zu meiner Gelassenheit.

Achte selbst einmal darauf, wann dein Ego dich mit Emotionen versorgt, die im Grunde komplett überflüssig sind. Hass, Wut, Ärger, Neid, Minderwertigkeit, Angst, Gereiztheit und vieles mehr verdanken wir leider viel zu oft unserem Ego.

„Unser Ego besitzt die Fähigkeit, uns in all unseren Entscheidungen, die wir treffen, und in den Taten, die unser Schicksal besiegeln, zu beeinflussen. Wir können sogar Sklaven unseres eigenen Egos werden, ohne dass es uns überhaupt auffällt.“

www.gedankenwelt.de

Unser Ego treibt uns immer zum Vergleich und zur Wertung. Das läuft automatisch ab. Wie oft versuche ich, Recht zu haben. Wie oft meine ich, etwas leisten und erfolgreich dastehen zu müssen. Wie oft ist dort der unausgesprochene Ansporn, bloß immer besser zu sein als der Rest. Und wie oft fühle ich mich sofort persönlich angegriffen, obwohl es zum Beispiel darum geht, dass meine Tochter (und nicht ich!) in der Schule fleißiger wird. Aber schon meldet sich mein Ego: „ Du schlechte Mutter, Du! Das ist Deine Schuld.“ Merkst du, worauf ich hinaus will? Unser Ego schafft es immer, uns mithilfe schlechter Gedanken die Lebensfreude zu vermiesen und die innere Gelassenheit zu zerstören, die im Grunde so Not tut, um dem Ego Paroli zu bieten.

Mit Gelassenheit das Ego austricksen

Das eine sind die vielen schlechten Emotionen, die uns klein halten. Zum Beispiel: Erst in der Anstrengung, es perfekter zu machen, wirst du deinem Ego gerecht. Das freut sich diebisch über deinen Eifer. Würdest du stattdessen sagen: „Hey, Ego, Du kannst mich mal gerne haben! Ich strenge mich nicht mehr an, ich nehme es gelassen! Ich bin mit mir so zufrieden, wie ich bin und basta.“ – Oh je, da würde das Ego dicke Backen machen, denn damit hätte es nichts mehr zu lachen und wäre abgemeldet.

„Wirst du von deinem Ego beherrscht, wird alles, was du siehst, bewertet und verglichen. Du schaffst dir also deine eigene Welt, in der Dinge und Menschen entweder gut oder schlecht sind.“

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Das andere sind die verlockenden „Höhenflüge“, zu dem uns unser Ego nämlich auch verführt. Zum Beispiel: Du hast dich super angestrengt und es besser als die anderen gemacht, denn du wolltest ja perfekt sein. Jetzt belohnt dich dein Ego mit listiger Freude. Wohlmöglich aalst du dich in Selbstgefälligkeit, verspürst jede Menge Stolz oder einen Hauch von Arroganz. Nach dem Motto „Tja, ich hab´s einfach drauf.“ Und auch hier ist wieder dein Ego am Werk. Denn diese Art von Hochgefühl gibt dir die Bestätigung, dass du mit deinem Perfektionismus und all deinen Anstrengungen weiter machen musst. Damit ist die Existenz des Egos gesichert. Ziemlich verzwickt, oder?

Unser Ego ist ein trügerisches Ich-Gefühl, dass uns leicht zu Arroganz, Stolz und Selbstgefälligkeit verleitet.

In Gelassenheit die  Überlebensstrategien des Egos entlarven:

Allen voran: Das Ego gehört zu uns. Jedoch sollten wir es mit ein wenig Abstand betrachten, um endlich zu der Gelassenheit zu finden, nach der wir uns sehnen.

Es ist nützlich, es zu kennen, es im Zaum zu halten aber sich nicht von ihm das Leben diktieren zu lassen.

www.seele-verstehen.de

Sobald du nämlich verstehst, dass dein Ego eine Menge Theater veranstaltet, um sich immer wieder Gehör zu verschaffen, kannst du mit einem Lächeln erkennen, warum du welche Gefühle hast. Alleine dieses achtsame Erkennen gibt dir die Möglichkeit, aus einer gewissen Distanz Abstand zu gewinnen und gelassen so zu agieren, wie du es möchtest, wie es sich für dich gut anfühlt.

Gelassenheit ist dein Mitstreiter, wenn es darum geht, dein Ego zum Schweigen zu bringen.

Mit folgenden Strategien hat dein Ego dich an Wickel:

  1. Urteil / Wertung (Achte einmal darauf, wie schnell du wertest und urteilst.)
  2. Vergleich
  3. Angst*
  4. Selbstgefälligkeit
  5. Arroganz
  6. Stolz

 

* (Angst regiert immer dann, wenn du dich von Glaubenssätzen oder Konditionierungen zu lösen versuchst.)

Im Grunde ist es nicht schwer, dem Ego auf die Schliche zu kommen. Beobachte eine Emotionen und Gefühle und hinterfrage dich mithilfe achtsamen Spürens. Zum Beispiel:

  • Meldet sich hier das Ego zu Wort?
  • Sehe ich die Situation mit meinem Herzen genauso oder sind hier Konditionierungen und Gedankenmuster am Werk?
  • Kann ich Mitgefühl für mich aufbringen?
  • Muss ich mir das jetzt von meinem Ego bieten lassen (z.B. Zweifel, Sorgen, Grübeln…)

Die Erfahrung mit dem Vortrag hat mich auf jeden Fall eines gelehrt: Ich lasse mir nicht mehr alles von meinem Ego bieten. So wie ich bin, reiche ich nämlich auch.

  • Je achtsamer ich in mich hineinspüre, desto klarer kann ich erkennen, ob mein Ego oder mein Herz mich leitet.
  • Ich gestehe mir mein Ego lächelnd zu. Es ist ein Teil von mir, doch ich brauche mich nicht mit ihm zu identifizieren. Diese Haltung stärkt meine Gelassenheit.
  • Bei meinem nächsten Höhenflug von Selbstgefälligkeit und Stolz belächle ich mich selbst: Ich genieße das gute Gefühl, aber bitte ohne „Ego-mantenten“..
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Gelassenheit" geht, findest du hier ...

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