Sommerlaune in der Stadt: Kinder spielen auf den Parkwiesen und die Schwäne gleiten mit anmutig erhobenem Haupt entlang dem Alsterufer. Oft liegt das Glück so nahe, wir müssen nur unsere Augen dafür öffnen. Hineinspüren in diese Momente, dankbar dafür sein und uns freuen. Je bewusster und demütiger wir das Schöne im Alltäglichen entdecken, desto gelassener und zufriedener werden wir.
Die Wahrnehmung für Freude öffnen und Momente des Glücks in Demut wertschätzen – Üben wir uns darin, werden wir gelassener und zufriedener.
Achtsame Wahrnehmung für mehr Gelassenheit
Ich beobachte eine Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter auf einer Parkbank sitzt und ihrer Tochter dabei hilft, ein Eis zu essen. Der kleinen Maus läuft die süße Creme über die Finger und tropft auf ihre Hose. Doch das macht ihr nicht aus, sie ist damit beschäftigt, einen herumtollenden Hund zu beobachten, der plötzlich viel interessanter als das Eis ist. Ich muss lächeln und spüre Sehnsucht nach der Zeit, als meine Kinder noch so klein wie dieses Mädchen waren. Und ich freue mich über diesen Moment, den ich dort beobachten darf. Dankbar und auch demütig erinnere ich das Geschenk der vergangenen Jahre, die ich mit meinen Kindern erleben durfte. Ich lächle der Mutter auf der Parkbank zu, sie lächelt zurück und so nehme ich diesen Moment mit in meinen Tag. Nur ein kurzer Augenblick, doch er lässt mich meine momentanen Sorgen vergessen und schafft es, dass ich alles gelassener und freudvoller sehe als zuvor.
Der spirituelle indische Lehrer Chinmoy Kumar Ghose sagte einmal:
„Wenn sich die Kraft der Seele offenbart, tut sie es durch Demut.“
Chinmoy Kumar Ghose
Gelassenheit erlangen wir durch achtsame Wahrnehmung und der Fähigkeit, uns in Demut für das zu öffnen, was gerade ist.
Mit Demut die Seele stärken
Gelassenheit lässt sich nicht erzwingen. Das Wort leitet sich übrigens vom mittelhochdeutschen Wort „Gottergebenheit“ ab. Gelassenheit ist eine Haltung, eine innere Einstellung. Von dem Theologen und Philosophen Meister Eckhart stammt der treffende Satz: „Man muss erst lassen können, um gelassen zu sein.“
Bei diesem Satz muss ich sofort an meinen Mann denken, der so oft zu mir sagt: „Lass es doch einfach.“ Nämlich immer dann, wenn ich mich über die Kinder ärgere und sofort reagieren will. Die Dinge lassen, wie sie gerade sind. Für mich, die ich versuche, immer alles zu regeln, zu organisieren und in die Hand zu nehmen, ist das eine wahre Herausforderung. Die Dinge einfach lassen. Mit Gelassenheit reagieren, statt in Aktion zu treten. Zulassen und auch aushalten können, ja, ruhen lassen können.
Die Haltung der Gelassenheit lässt sich jedoch „üben“, indem wir uns all dessen bewusster werden, was an Positivem und Schönem da ist. Demut ist dabei eine große Hilfe, denn sobald du die Dinge mit demütigem Blick betrachtest, erkennst du ihren Wert. Dann spürst du plötzlich unverhofft einen Moment der Demut, so als würde ein Sonnenstrahl in dein Herz treffen. Absichtslos und anstrengungslos. Ein Moment „Gottergebenheit“. Dieser Moment geschieht, weil du bewusst den Augenblick wahrnimmst. Und dieser Moment hat die Kraft, deine Gelassenheit zu stärken, weil er tief greift, weil er deine Seele berührt.
Jeder Moment in Demut wertgeschätzt, ist eine Berührung der Seele.
Mit Freude Gelassenheit finden
Schaffen wir es, mehr Freude in unser Leben einzuladen, stärken wir unsere Gelassenheit. Und da hat Meister Eckhart recht: Die Dinge zulassen. Der Alltag ist da und damit die vielen Sorgen, Probleme und Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Doch in dem Moment, wo ich den Blick auf die Freude richte, ganz bewusst nach Freude Ausschau halte, in dem Moment erkenne ich, dass ich vieles gerade nicht ändern kann, doch ich kann es annehmen, zulassen und mich für das öffnen, was an Freudvollem vorhanden ist. Dafür muss ich meine Sinne öffnen und die vielen Gedanken in meinem Kopf wie lästige Obstfliegen verscheuchen. Aufmerksam wahrnehmen, was alles um mich herum existent ist, raus aus dem Kopf und rein in die achtsame Präsenz. Jede kleine Freude ist eine Stärkung, sei sie noch so unbedeutend. Denn in dem Moment, wo wir sie bewusst als Freude erkennen und zulassen, in diesem Moment berührt sie unser Herz und stärkt unsere Resilienz und damit unsere Gelassenheit.
Momente demütiger Freude, die das Herz erfüllen und das Leben leuchten lassen, stärken unsere Gelassenheit.
Momente demütiger Freude sind Momente, in denen wir von dem Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit frei sind. Es sind Momente der natürlichen Einfachheit, in denen wir im Einklang mit unserer wahren Natur sind. Alles, was in diesen Momenten zählt, ist das achtsame Erleben des „Jetzt“, frei von den vielen Gedanken, die uns umtreiben.
Im Einklang mit dem größeren Ganzen
Das Gefühl der Freude enthebt uns sozusagen uns von sämtlichen Zwängen des Egos. Lebensfreude am Dasein und Demut für das augenblickliche Erleben.
Bei mir auf dem Schreibtisch liegt eine Infobroschüre des Deutschen Naturschutzbundes (NABU), in dem für eine Mitmach-Aktion geworben wird, die sich „Stunde der Gartenvögel“ nennt. Dabei geht es darum, eine Stunde lang die Vögel im Garten, im Park oder auf dem Balkon zu beobachten und zu zählen. Die Ergebnisse sind wichtig für die NABU-Bestandsforschungen. Vielleicht mache ich da mal mit, denn ich liebe es, unsere kleinen Mitbewohner aus der Luft zu beobachten, wie sie von Zweig zu Zweig hüpfen oder sich im Café an die Tische wagen, um den einen oder anderen Krümel zu erhaschen. Und ja, dabei fühle ich Freude und Demut. Für diesen Moment schweigen meine Sorgen und ich genieße gelassen die Freude am Sein.
Demut ist ein flüchtiger Kuss des Glücks
- Je richte meinen Fokus im Alltag bewusst auf die vielen Freunden, die da sind, die ich bisher nur nicht gesehen habe.
- Die Dinge zulassen, diesen Rat nehme ich mit auf meinen Weg.
- Um nicht länger achtlos durch den Alltag zu hetzen, mache ich alles langsamer und öffne so meinen Blick für das Schöne, das in der Hektik leicht übersehen wird.
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