„Keep cool“ oder „alles cool“ sind nicht nur nette Redewendungen, sondern Aufforderung dazu, die Dinge gelassen sein zu lassen, wie sie sind. Das Wort „cool“ klingt wesentlich cooler als „gelassen“. Doch es macht Sinn, sich mit beiden Begriffen einmal zu beschäftigen, denn dabei entdeckst du, wie allein das Wording große Wirkung zeigt.
Coolness sorgt für Distanz und schenkt uns Kraft, gelassener und selbstbewusster unseren Weg zu gehen.
Gelassene Akzeptanz des Ist-Zustandes
Meine Kinder sind mit zunehmendem Alter irgendwie nur noch cool. Wie oft entgegnen sie mir auf besorgte Fragen mit einem lässigen „Alles cool, Mama.“ Und mein Sohn, der ja nun mittlerweile allein lebt, hat alles „cool“ im Griff, wobei ich die Arme über den Kopf zusammenschlage, wenn ich sehe, wie sich bei ihm das dreckige Geschirr stapelt oder wie er in Seelenruhe sein Essen vorbereitet, während ich in derselben Zeit nicht nur gekocht, sondern längst auch alles verputzt und wieder abgewaschen hätte. „Alles cool, Mama.“
Auch dann noch, als er neulich total abgebrannt war und ein paar Wochen lang kein Geld zum Rausgehen hatte. Wegen des pädagogischen Lerneffekts wollten wir ihm kein Geld geben, doch natürlich habe ich ihn gefragt – nein, geradezu gedibbelt – ob ich ihm nicht Lebensmittel vorbeibringen soll. „Alles cool, Mama.“
Kann es sein, dass Coolness uns emotional schützt? Legt Coolness eine Art Schutzpanzer über unsere Seele, damit bestimmte Gefühle dort nicht eindringen?
Gelassenheit für gesunde Selbstliebe
Im Grunde ist es doch egal, wie wir es nennen. Neulich jedenfalls erzählte mir eine Bekannte, dass sie in Sachen „Mindfulness“ coachen würde. „Und was machst Du so?“ Da kam ich mir mit meiner Achtsamkeit etwas altbacken vor. „Mindfulness“ klingt irgendwie attraktiver. Und wie klingt „Coolness“?
Zwischen Gelassenheit und Coolness sehe ich einen Unterschied. Gelassenheit ist für mich die sanftere, freundlichere, liebevollere Variante. Übe ich mich in Gelassenheit, erkenne ich sehr wohl, dass Dinge mich traurig machen oder schmerzen. Doch ich nehme sie liebevoll an, gebe diesen Gefühlen ihren Raum und schenke mir Wärme und Mitgefühl. Coolness kommt dagegen ziemlich frech und aufmüpfig daher. Und das ist auch gut so! Denn manchmal tut es Not, diese Haltung einzunehmen, um für sich selbst einzutreten. Um sich selbst zu motivieren und Kraft zu schenken.
Bei Coolness sehe ich die berühmte kleine Prinzessin vor Augen, die nach einem Sturz ihre Krone richtet und weitermarschiert, als sei nichts gewesen. Bei Gelassenheit dagegen sehe ich die Prinzessin erst einmal sitzen, sich sammeln, ihre Wunden verarzten und ein wenig ruhen, bevor es dann irgendwann weitergeht. Gelassenheit fühlt sich für mich ehrlicher an, erscheint mir die gesündere Art der Selbstliebe zu sein. Coolness ist eher eine Haltung dem Außen gegenüber.
Coolness hebt das Selbstbewusstsein
Übe dich einmal in coolen Gesten. Davon gibt es jede Menge: Zum Beispiel Finger in den Hosengürtel haken und mit wiegenden Hüften durch einen Raum schlendern. Ein bisschen macho-like. Nimm dabei die Veränderung achtsam wahr. Kannst du spüren, wie diese Geste der Coolness dein Selbstvertrauen hebt und deinen „Kämpfergeist“ weckt? Achte ebenso darauf, wie dein cooles Auftreten immer einen gewissen Abstand mit sich bringt. Das kann von Vorteil sein, wenn du dazu neigst, dich selbstlos zu involvieren oder die Dinge schnell persönlich zu nehmen. Im Grunde ermöglicht dir Coolness eine Art achtsame Distanz. Jawohl: und Gelassenheit! Vielleicht fällt dir beim Üben der coolen Gesten auch auf, dass „cool sein“ jede Menge Humor in sich birgt. Und wer über sich selbst lachen kann, der ist nun wirklich cool und nimmt die Dinge gelassen.
Wer cool ist, nimmt eine Art achtsame Distanz ein.
Coolness schützt vor Negativität
Na gut, mein „cooler Sohn“ hat auch Momente, in denen er die Dinge nicht so cool sieht. Als er derart knapp bei Kasse war, rief er mich abends an, dass ihn das ganz traurig machen würde, denn er würde die jungen Leute auf der Straße hören, während er ohne Geld zuhause säße. Aber das sei schon in Ordnung, hätte er sich ja selbst eingebrockt und bald hätte er ja wieder Geld. Er nahm es gelassen, hatte es sich trotzdem gemütlich gemacht, wollte nur ein wenig darüber reden.
Coolness lässt dich das Leben tatsächlich etwas „kühler“ betrachten. Nach dem Motto, „Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Ich denke schon, dass eine Portion Coolness uns davor bewahrt, nicht alles sofort so tragisch, dramatisch und existenziell zu beurteilen. Keep cool – Davon geht die Welt nicht unter. Diese Einstellung lässt uns die Dinge mit einer gesunden Portion Urvertrauen betrachten. Und dieser achtsame Abstand führt dann zu der nötigen Gelassenheit, die wir brauchen, um gut für uns selbst zu sorgen und zu erkennen, was in gewissen Situationen wichtig ist, damit wir daran reifen.
- Ich übe coole Gesten und spüre achtsam nach, welche Veränderungen ich in Bezug auf mein Selbstbewusstsein fühle.
- Ich klebe mir einen Post it für mehr Gelassenheit an den Computer: Keep cool
- „Keep smiling“ wäre auch eine Variante: Ich versuche Gelassenheit zu praktizieren, indem ich in ärgerlichen Situationen lächle.
Folge dem Blog – Jede Woche neue Impulse
Bleib am Ball mit der wöchentlichen "Das tut mir gut"-E-Mail:
Freitags gibt es eine E‐Mail mit den aktuellen Blog-Beiträgen der Woche. Nimm Dir die Zeit zum Lesen, um Dein Leben bewusster zu gestalten und Dich selbst entsprechend wertzuschätzen.