Natur tut gut. Sich am Meer den Wind um die Ohren wehen lassen oder inmitten von Waldeinsamkeit dem Kuckuck lauschen. Natur verbinden wir immer mit Wohlsein und einer Art Auszeit von den alltäglichen Sorgen. Wir sollten diese Quelle der Heilung viel öfter aufsuchen, um Abstand zu finden, unsere Gelassenheit zu stärken und zu neuer Hoffnung und Lebenskraft zu finden.
Die Natur ist eine Quelle der Kraft, die dir Zuversicht und Gelassenheit schenkt und deine Resilienz stärkt.
Natürlich die Ressourcen stärken
Sich im Monat Mai hinaus in die Natur zu begeben, das fällt nun wirklich nicht schwer, ist sozusagen ein Selbstgänger. Es macht Freude, sich von dem jungen Grün in den Bäumen, den Gänseblümchen auf den Wiesen, den leuchtenden Farben der blühenden Rhododendren und den prächtigen Köpfen der Pfingstrosen verzaubern zu lassen. Das bewusste Eintauchen in die wunderschöne Pracht der Natur erfreut uns, relativiert unsere Alltagssorgen und schenkt uns Zuversicht und Gelassenheit.
Mensch und Natur im Hier und Jetzt und plötzlich ticken unsere inneren Uhren gelassener. Wir nehmen anders wahr und öffnen uns für diesen natürlichen Zauber. Das Kreisen unserer Gedanken kommt zur Ruhe. Alles erscheint leichter und hoffnungsvoller. Mensch und Natur schwingen sich ein in einen heilenden Rhythmus. In der Natur finden wir die Gelassenheit, die uns stärkt für die Widrigkeiten des Alltags.
Zurück zum natürlichen Gleichgewicht
Der amerikanische Biologe Edward O. Wilson beschreibt in seinem Buch „Biophilia“, wie unsere Affinität zur Natur evolutionsbedingt begründet sei. Unser Geist und unsere Psyche und damit verwoben unsere Emotionen hätten sich aus einer biologischen Welt und nicht aus einer künstlichen entwickelt. Als Jäger und Sammler haben sich unsere Gehirnmodule an den Elementen einer lebendigen Welt mit Tieren und Pflanzen ausgerichtet. Entsprechend haben sich auch Verhaltensmuster eingeprägt, basierend auf der Reaktion unserer Sinne auf natürliche Reize: Lichtreize, Naturtöne, zyklisches Zeitempfinden, natürliche Formen, Farben und Bewegungen. Diese Muster wirken noch immer tief in uns, so dass wir uns in der Natur wieder mit etwas Ursprünglichem verbinden, sozusagen wieder bei uns selbst ankommen. Daher finden wir in der Natur Entspannung und Gelassenheit. Mensch und Natur im Einklang bedeutet wieder zurück zu einem natürlichen Gleichgewicht zu finden, zu unserer natürlichen inneren Balance.
Einen Lehrer gibt es, der ist vortrefflich, wenn wir ihn verstehen; es ist die Natur.
Heinrich von Kleist, aus: Briefe / an Wilhelmine von Zenge, 16.-18. November 1800
Natur stärkt deine Resilienz
Das „Waldbaden“ ist eine japanische Tradition. Dabei taucht man mit allen Sinnen in den Wald ein, versinkt geradezu in der Waldatmosphäre: den Wald einatmen, in ihn hineinlauschen, Bäume und Sträucher ertasten, die Aromen riechen und seinen Rhythmus wahrnehmen.
Doch du musst dich gar nicht in einen Wald begeben. Nimm dir täglich vor, auf deinen Wegen die Natur sinnlich zu entdecken. Ich bleibe beispielsweise stehen, wenn ich eine schöne Blüte entdecke. Dann nehme ich mir die Zeit, dieses Wunder der Natur bewusst wahrzunehmen, es zu betrachten und mich daran zu erfreuen. Ich halte sogar mit dem Auto an, wenn ich am Horizont den feuerrot sinkenden Sonnenball entdecke, der alles in ein orangerosa Licht taucht. Stunden könnte ich stehen und dieses faszinierende Farberlebnis bestaunen.
Ich glaube, es macht einen großen Unterschied, wenn wir uns für diese „kleinen“ Freuden des Alltags achtsam öffnen. Wir stärken damit unsere Resilienz, denn wir öffnen unsere Herzen für Freude, wodurch wir den vielen Anforderungen des Alltag gegenüber gelassener werden. Denn ein freudvolles Herz stellt sich den täglichen Hürden positiver und vertrauensvoller.
Die Natur sollte unsere tägliche Insel sein, auf der wir zur Ruhe kommen und unsere Gelassenheit und Lebensfreude stärken.
Die Heilkraft der Natur
Tatsächlich gibt es seit 2012 in Japans Universitäten sogar den Forschungszweig „Waldmedizin“. Denn Untersuchungen haben ergeben, dass Mensch und Natur miteinander „kommunizieren“. So beeinflusst der Wald unser Immunsystem positiv. Das Einatmen der durch die Pflanzen abgesonderten ätherischen Öle, zum Beispiel der Duft von Harzen, Moosen, Blüten, Gräsern und Erde stärkt unser Abwehrsystem. Gerüche beeinflussen nachweislich unsere Stimmungen und wirken auf unser Unterbewusstsein. Und die in der Waldluft enthaltenen Terpene (Pflanzenmoleküle) sollen sogar so genannte Killerzellen in unserem Körper unterstützten, die wiederum gegen Krebs wirken. Okay, ich habe medizinisch null Ahnung, mein Wissen endet bei Aspirin gegen Kopfschmerzen und Ibuprofen bei Fieber. Doch was ich reinen Gewissens bestätigen kann, ist die psychische Wirkung des Waldes, sprich der Natur ganz allgemein.
Bedingt durch das Hundekind bin ich jeden Tag draußen unterwegs, ob Regen oder Sonne, Winter oder Frühjahr. Und wie oft habe ich schon meine Sorgen um die Kinder, Streitereien mit den beiden, aber auch die Trauer um den Tod meiner Eltern mit mir hinaus in die Natur genommen. Wie verzweifelt und traurig war ich oft, doch jedes Mal kehrte ich gelassener und getrösteter zurück. Nicht selten habe ich in der Natur meinen Tränen freien Lauf gelassen und irgendwie fand ich immer Trost, auch dann, wenn die Kargheit der Wintermonate wenig Freude schenkte, sondern eher meine Trauer spiegelte.
Die Natur besänftigt deine inneren Wogen nicht durch Worte. Sie nimmt dich mit ihren Geräuschen, Gerüchen, Sträuchern und Blumen an die Hand und flüstert dir Zuversicht zu.
Achte selbst einmal auf deinen Gemütszustand, auf deine Stimmung, sobald du einen Spaziergang in der Natur machst. Bist du dabei jedoch gedanklich ganz woanders, planst vielleicht das Abendessen oder das nächste Meeting, wirst du die Wirkung natürlich nicht spüren. Und nimm am besten auch kein Handy mit. Ich gestehe, mir kam es übrigens immer etwas befremdlich vor, Bäume zu umarmen. Dafür bin ich irgendwie zu bodenständig. Trotzdem habe ich es ausprobiert, man kann ja nur klüger werden. Und, oh Wunder, es macht etwas mit einem. Ich habe die Kraft des Baumes gespürt, seine Beständigkeit, eine Art Halt. Und ich habe mich mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt und durch die Äste hindurch zu seiner Krone geschaut. Tatsächlich, das macht etwas mit einem, berührt etwas im Inneren und lässt dich danach vieles gelassener sehen.
Alles Selbstdenken kommt mir wie Sünde vor, wenn ich in der Natur bin; könnt man ihr nicht lieber zuhören?
Bettina von Arnim, aus: „Die Günderrode“
Mensch und Natur – Seelenverwandte
Die Natur ist ein Ort des „Auf-sich-selbst-Besinnens“. Der Begriff der „Waldeinsamkeit“ bedeutet im Endeffekt, eine Begegnung mit sich selbst in der ruhenden Kraft der Natur. Innere Wogen relativieren sich und wir erfahren einen Raum der liebevollen Annahme, des Seins. Nicht umsonst spricht man vom Wald auch als „Seelenort“. Aber wir müssen es zulassen.
Ich bin übrigens auf den Briten Gavin Pretor-Pinney gestoßen, ein überzeugter „Wolkengucker“, der auch andere Menschen dazu animieren möchte, öfter den Müßiggang zu pflegen und in die Wolken zu schauen. Beim Betrachten des natürlichen Wandels der Himmelsformationen vergisst er die täglichen Sorgen. Seine Fantasie wird beflügelt und seine Gelassenheit gestärkt. Für ihn ist das Betrachten der Wolken eine Art Meditation.
Fazit: Also am besten jeden Tag raus ins Grüne. So oft es geht die Pausen nach draußen verlegen und auch am Abend gerne noch einen kleinen Gang in den Park machen. Schaue selbst einmal, wie du täglich Natur tanken kannst, um dich zu stärken, zu erfreuen und deine innere Balance zu wahren.
- Täglich mindestens 20 Minuten raus in die Natur.
- Im Park oder auf der Wiese spiele ich mit meiner sinnlichen Wahrnehmung: Welche Düfte nehme ich wahr, welche Geräusche und spüre ich den Wind auf der Haut?
- Ich setze mich auf eine Bank im Park und schaue auf die Bäume. Dabei atme ich bewusst ein und aus und nehme einfach nur wahr, wie die Atmosphäre auf meinen Geist und Körper wirkt.
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