Natürlich bin ich gerne für andere da. Keine Frage, du auch, da bin ich sicher. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir alles im Griff haben und für unsere Lieben gut sorgen. Manchmal geht das jedoch auf Kosten unserer Gelassenheit. Immer dann, wenn wir selbst zu kurz kommen und uns in den Belangen der anderen verlieren. Statt mit Freude dabei zu sein, wird dann alles zur Last und stresst uns uns.
Kleine Auszeiten für mehr Gelassenheit
Was unternimmst du gerne? Was bringt dir Freude? Wobei vergisst du den Alltag um dich herum? Ich habe da schnell eine Antwort parat: Ich liebe Bücher. Ich liebe es, zu lesen. Hierbei kann ich abtauchen und eintauchen. Abtauchen in Geschichten und eintauchen in mich selbst. Ein Leben ohne Bücher wäre für mich undenkbar. So gut wie kein Tag, an dem ich nicht abends lese. Für mich ist das Erholung pur. Meine kleine Auszeit, meine Zeit für mich. Und auch in der Bahn oder im Wartezimmer –immer habe ich ein Buch dabei.
Zeit nur für dich ist wichtig, um deine Gelassenheit zu stärken und dein Selbstwertgefühl zu nähren.
Schlage ich ein Buch auf, verändert sich etwas in mir. Mein Körper schaltet sozusagen automatisch in den Entspannungsmodus. Ich fühle es richtig, wie die Anspannung nachlässt. Eine angenehme Ruhe breitet sich aus, mein Atem wird gleichmäßiger, oft erwische ich mich bei ein oder zwei tiefen Atemzügen – und ich bin ganz bei mir. Ich spüre Gelassenheit.
Und jetzt du: Wobei machst du eine ähnliche Erfahrung? Was zieht dich im Nu aus dem Alltagstrubel heraus?
„Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“
Arabisches Sprichwort
Gelassenheit lässt sich trainieren
Übernächstes Wochenende ist schon Pfingsten und ich hoffe sehr, dass du dir das lange Wochenende nicht schon jetzt vollgepackt hast. Es ist wichtig, dass du dir Freiräume für dich selbst schaffst. Freiräume, in denen du niemanden Rechenschaft ablegen musst, in denen du ganz für dich bist und komplett frei entscheiden kannst, was du mit der Zeit anstellst. Es geht nicht darum, die Zeit möglichst produktiv zu nutzen, nach dem Motto, dann putze ich endlich mal mein Fahrrad oder schrubbe die Gartenmöbel sauber. Nein, es geht darum, dir Zeit für das zu nehmen, was dir guttut. Probiere es einmal aus und reserviere dir pro Woche zwei Stunden, die nur dir gehören. Verabrede dich mit dir selbst. Und diese Verabredung ist genauso wichtig wie alle anderen deiner Termine. Trage diesen Ich-Termin deswegen in deinen Kalender ein. Dieser Ich-Termin sollte nicht dein Yoga-Abend sein, zu dem du ohnehin schon seit langem regelmäßig gehst. Überlege dir, womit du diese zwei Stunden füllen willst. Etwas, was du dir sonst nicht gestattest oder wo du gerade richtig Lust zu hast. Dann spüre dabei und auch danach achtsam in dich hinein. Fällt es dir schwer, dir diese Zeit zu nehmen? Hast du deswegen ein schlechtes Gewissen? Oder kommt Freude in dir auf?
Erst wenn du für dich selbst gut sorgst, kannst du auch für andere gut sorgen.
In kleinen Schritten zu mehr Gelassenheit
Sollten dir diese zwei Stunden pro Woche anfangs eine zu große Hürde sein, starte mit Minischritten: Baue dir Gelassenheitspausen in deinen Alltag ein, sozusagen kleine „Ich-Inseln“, um deine Kräfte aufzutanken. Gönne dir zwischen zwei Terminen beispielsweise fünf Minuten Nichtstun auf einer Parkbank, währenddessen du bewusst alles um dich herum wahrnimmst. Statt zielstrebig von A nach B zu gehen, gönne dir einen kleinen Umweg und genieße das Gehen, die Luft und die Eindrücke. Oder spendiere dir selbst beim Einkaufen ein Eis und spüre achtsam der Freude über dieses Geschenk an dich selbst nach. Jede noch so kleine Unterbrechung deiner Routine, die du mit etwas füllst, das nur dir guttut und deine Seele streichelt, stärkt deine Gelassenheit.
Jeder Moment der bewussten Wahrnehmung, der dich mit dem Jetzt verbindet, stärkt das Gefühl für dich selbst und damit deine innere Widerstandsfähigkeit.
Gelassenheit in Bezug auf die eigenen Ansprüche
Mal Hand aufs Herz: Die Erwartungen der anderen an dich sind das eine, doch wie sieht es mit deinen Erwartungen an dich aus? Überprüfe die einmal und solltest du dabei feststellen, dass sich dabei sehr viel um Leistung, Harmonie, Gefallen und Perfektionismus dreht und sehr wenig um Selbstfürsorge, ist es höchste Zeit, deine Erwartungen zu korrigieren. Denn genau das ist deine Pflicht: selbst für dich Sorge zu tragen. Das übernimmt in der Regel kein anderer. Dazu gehört auch, dich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und nach außen zu signalisieren: Ich bin wichtig! Jetzt geht es um mich. Und das Interessante dabei ist: Je selbstverständlicher du dieses kommunizierst und lebst, desto respektvoller und rücksichtsvoller wird es von allen akzeptiert.
Wer seine Trigger kennt bleibt gelassener
Achte demnächst auch einmal auf deine Trigger: Ich weiß beispielsweise ziemlich genau, welche Situationen oder Umstände mich jedes Mal sofort aus meiner Gelassenheit herausschubsen: Zum Beispiel herumliegende Klamotten der Kinder, dreckiges Geschirr in der Spüle, Stress in der Schule, freche Antworten und wenn jedes Familienmitglied gleichzeitig von mir etwas möchte. Es ist wichtig, seine Trigger zu kennen. Denn je besser du sie kennst, desto achtsamer nimmst du sie wahr und desto bewusster kannst du daran arbeiten, nicht sofort drauf anzuspringen, sondern dich in Gelassenheit zu üben. Vielleicht schreibst du dir deine Trigger alle auf, damit sie dir bewusster werden. Übrigens wirst du feststellen, dass sich viele Trigger relativieren, sobald du dir mehr Zeit für dich selbst einräumst.
„Gelassenheit nimmt das Leben ernst, aber nicht schwer.“
Ernst Reinhardt, Schweizer Publizist und Aphoristiker
Mit Gelassenheit das Selbstwertgefühl stärken
Jeder kleine Erfolg in Sachen Gelassenheit ist ein Geschenk an dein Selbstwertgefühl. Die Dinge auch mal laufen lassen, die Zügel lockern und sich rausnehmen aus dem Alltagszirkus – All das gibt dir das Gefühl, dich selbst wertzuschätzen. Neulich habe ich zum Beispiel mitten im Streit der Kinder, bei dem jeder der beiden mich auf seine Seite ziehen wollte, mein Buch gegriffen, ihnen gesagt, sie sollen das unter sich regeln, und mich ins Schlafzimmer zurückgezogen. Dort habe ich mich dann für zwanzig Minuten ins Buch vertieft und dabei tatsächlich den Streit komplett ausschalten können. Das fühlte sich richtig gut an. Danach bin ich zurück in die Küche, beide Kinder hatten sich in ihre Zimmer verzogen, und ich konnte entspannt mit dem weitermachen, wovon mich der Streit abgehalten hatte.
Jawohl, ich war ein wenig stolz auf mich. Aber genau diese kleinen Übungsschritte in Sachen Gelassenheit stärken uns und dann klappt es mit der Zeit immer besser.
- Jedes Mal, wenn ich zu einem Buch greife, spüre ich achtsam in mich hinein, wie sich dieser „Zeit für mich“- Moment anfühlt und genieße ihn bewusst.
- Ich versuche täglich, Mini-Momente nur für mich selbst einzubauen.
- Klappt es an einem Tag so gar nicht mit der Gelassenheit, verurteile ich mich nicht dafür, sondern verabschiede diesen Tag am Abend liebevoll und wertschätzend.
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