Ich kenne so gut wie niemanden, der die letzte Woche vor Weihnachten tiefenentspannt ist. Dabei würden wir unser Pensum auch schaffen, wenn wir es lockerer und langsamer angehen würden. Schließlich bedeutet schneller nicht besser. Wie du trotz vieler Erledigungen genießen kannst, ist im Grunde eine Frage der Haltung. Ein kurzer Haltungswechsel verschafft dir mehr Gelassenheit.
Stress führt zu einem Tunnelblick, wohingegen dir die Haltung der Gelassenheit den Blick für Möglichkeiten öffnet.
Den Moment wertschätzen
Mein Mann öffnet in aller Seelenruhe die verschiedenen Keksdosen, um aus jeder Dose eine Kekssorte herauszufischen und sich ein kleines Sortiment zusammenzustellen. Vor ihm steht ein dampfender Becher mit Kaffee und er genießt, als hätte er nicht in zwei Minuten ein Online-Meeting, sondern alle Zeit der Welt.
Wie macht er das? „Eins nach dem anderen.“, sagt er und grinst. „Deine Kekse kommen nicht ganz an das Backwerk deiner Schwiegermutter heran.“ Das überhöre ich mal geflissentlich und wundere mich nur, warum mir diese Gelassenheit fehlt. Ich säße bereits startklar am Computer. Dabei weiß ich die Antwort natürlich, denn würde ich mich immer nur auf das konzentrieren, was gerade ansteht, wäre ich gelassener. Es sind die Gedanken, die uns meist schon einen Schritt vorantreiben, so dass wir den Moment an sich nicht wirklich so wahrnehmen, wie er es verdient.
Gelassenheit ist immer möglich
Zuerst sollten wir akzeptieren, dass Gelassenheit in jeglicher Situation möglich ist.
Was hatte ich mich noch vor Beginn der Weihnachtszeit gestresst, damit unsere Wohnung ja rechtzeitig zum 1. Advent mit Kerzen, Engel-Gedöns und Tannengrün ausgestattet ist. Jetzt betrachte ich all diesen Tinnef und ganz im Ernst: Was wäre denn so schlimm gewesen, wenn die Engelschar erst nach und nach bei uns Einzug gehalten hätte? Alles muss immer perfekt sein, damit ist doch das Unperfekte viel liebenswerter, weil es Schwächen offenbart, mit denen man sich so herrlich identifizieren kann. Alles spielt sich immer im Kopf ab. Sobald du akzeptierst, dass Vielgeschäftigkeit und Gelassenheit nichts Gegensätzliches darstellen, entspannt sich deine Haltung. Ich erwische mich oft dabei, dass ich am Tage immer und immer wieder im Kopf durchgehe, was ich alles noch bis zum Abend erledigen muss. Geschieht dann etwas Unverhofftes, überfordert mich das schnell und ich reagiere gereizt. Das Leben ist aber nicht planbar, sonst wäre es nicht lebendig.
Indem du dir angewöhnst, deinen gedanklichen Fokus immer nur auf das zu richten, was du gerade machst, entzerrst du das Stressgefühl und fühlst mehr Gelassenheit.
Ohne Gelassenheit kein Spaß
Lasse auch du nicht zu, dass diese Art Tunnelblick, gerichtet auf all die Dinge, die du noch erledigen musst, dich einschränkt. Damit verlierst du die Freude an allem, was du machst. Vor allem bringst du dich selbst um die Möglichkeit, die Dinge zu entdecken, die jenseits dieses Tunnelblicks auf dich warten. Von daher macht mein Mann es genau richtig. Statt gedanklich bereits beim Online-Meeting zu sein und wohlmöglich noch weiter hinaus, was danach alles ansteht, nimmt er bewusst den Moment wahr. Und in dem Moment geht es um Kaffee und Kekse und um nichts anderes. In diesem Moment hat er Zeit, wenn auch nur wenige Minuten, um es sich gutgehen zu lassen.
Ich an seiner Stelle hätte so kurz vor dem Meeting nicht einmal an die Keksdosen gedacht, selbst wenn sie direkt vor meiner Nase gestanden hätten. Derartige Möglichkeiten wären gar nicht in das Sichtfeld meines Tunnelblicks gekommen. Damit raubt man sich selbst viele schöne Momente, die sozusagen am Rande unseres Weges liegen und nur darauf warten, aufgesammelt zu werden. Ein Tunnelblick blockiert, weil wir die Möglichkeiten nicht mehr sehen. Erst in der Gelassenheit nehmen wir das Ganze wahr, all das, was außerdem noch da ist.
„Diese Blockaden im Kopf gilt es zu lösen, um wieder befreiter und mit mehr Spaß bei der Arbeit zu sein.“
Gelassenheit erlaubt Langsamkeit
Langsamkeit hat für viele Menschen leider immer noch diesen Beigeschmack von Faulheit und Erfolglosigkeit. Schnelligkeit und Fleiß scheinen unterschwellige Tugenden zu sein. Dabei würden wir viel weniger Fehler machen und im Endeffekt wesentlich produktiver arbeiten, würden wir langsamer und gelassener durchs Leben gehen. Mir ist zum Beispiel gestern aufgefallen, dass ich einen enorm schnellen Schritt am Leibe habe. Zielorientiert haste ich durch die Straßen. Vielleicht komme ich so fünf Minuten schneller ans Ziel, doch diese fünf Minuten bringen gar nichts. Ganz anders, als ich heute morgen bewusst langsam mit dem Fahrrad zum Supermarkt ein paar Straßen weiter geradelt bin. Wie schön, die Morgenstimmung einer erwachenden Stadt aufzunehmen, die beginnende Geschäftigkeit der Menschen und die sich mehr und mehr lichtende Dunkelheit.
Erlaube du dir auch Langsamkeit, um sinnlicher wahrzunehmen. Denn darum geht es doch, die Lebendigkeit bewusster fühlen. Solche kleinsten Veränderungen stärken deine Gelassenheit und lassen dich deinen Alltag weniger stressig empfinden.
Gelassenheit mithilfe von Prioritäten
„Unsere Prioritäten folgen ganz klar einer Rangordnung. Sehr oft vergessen wir diese oder haben sie nicht mehr klar vor Augen.“
www.mirgehtesgut.be
Überdenke ebenso deine Prioritäten: Was hat jetzt, eine Woche vor dem Fest, Priorität? Ich finde eindeutig der Genuss, denn in nur einer Woche ist der ganze Zauber bereits wieder vorbei. In nur zwei Wochen startet schon das neue Jahr und das sollten wir gestärkt angehen. Also Prioritäten setzen, wie zum Beispiel: noch einmal über den Weihnachtsmarkt bummeln und Glühwein trinken oder mit den Kindern gemütlich Spiele spielen und dabei Weihnachtskekse knabbern. Was auch immer an Schönem du mit der Weihnachtszeit verbindest, erlaube es dir, es zu erleben.
Je „wuscheliger“ du in deinen Gedanken bist, desto leichter verzettelst du dich und das stresst. Am Ende bleibt dabei auch keine Zeit für dich. Daher übe dich darin, Prioritäten zu setzen und vergesse dabei nicht, das Schöne mit einzuplanen, es dir zu erlauben.
Damit gönne ich mir jetzt auch eine weihnachtliche Pause und mache es wie mein Mann, knabbere das Weihnachtsgebäck (meins und nicht das meiner Schwiegermutter) und trinke einen Milchkaffee dazu. Weihnachtskekse schmecken ohnehin in der Weihnachtszeit am besten.
- Nicht immer alles auf einmal: Zukünftig verbiete ich mir Gedanken daran, was noch alles bis dann und dann erledigt werden muss, sondern richte stattdessen den Fokus auf das, was genau jetzt ansteht.
- Gerade in hektischen Phasen schalte ich bewusst zwei Gänge runter und gönne mir Langsamkeit.
- Ich setze Prioritäten und achte dabei darauf, dass schönes Erleben ebenso eine Priorität ist, wie alle anderen Verpflichtungen auch.
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