In der Sauna entspannen, in einem Aromabad relaxen, auf einem Spaziergang durch die Natur alles loslassen oder sich voll und ganz dem Lauschen schöner Musik hingeben. Stärkt alles die innere Gelassenheit, nur hat sich erst ein störender Gedanke bei dir im Oberstübchen festgesetzt, wirst du ihn schwerlich los. Mit ein wenig Kopfarbeit jedoch kannst du wieder zur Gelassenheit finden.
Um Antworten auf deine Fragen zu finden, benötigst du einen Blick,
der auf innerer Gelassenheit basiert.
Gelassenheit durch Kontrollübernahme
Wir wollen wieder zurück in die Stadt ziehen und irgendjemand sagte zu mir: „Da wirst du die Natur aber vermissen.“ Kaum gesagt, war dieser Gedanke in mir gepflanzt: „Ich werde die Natur vermissen.“ Von wegen in Gelassenheit alles planen und durchdenken. Weit gefehlt. In mir nagt dieser eine Gedanke und damit verbunden Ängste, ob die Entscheidung richtig ist und ob wir diesen Schritt nicht bereuen werden. Nur ein Gedanke, der immer wieder aufblitzt und nicht wegzudenken ist. Und schon erwische ich mich, wie ich grüble und statt in Gelassenheit alles auf mich zukommen zu lassen, an diesem einen Gedanken festhänge.
Dr. Tobias Teismann, geschäftsführender Leiter des Zentrums für Psychotherapie Bonn sagte in einem Interview.
„… dass Grübeln wie ein Brandbeschleuniger negativer Gefühl wirkt. Schnell schaukelt sich das Ganze auf – dem Betroffenen fallen immer mehr negative Erinnerungen auf.“
Gut zu wissen, dass diese Grübelfragen, die so ein störender Gedanke hervorruft, tendenziell unbeantwortbar sind. Und realistisch betrachtet kann dieser Fragenkatalog, den ein einziger Gedanke aufwirft, auch gar nicht beantwortet werden. Ein derartiger Störgedanke bezieht sich entweder auf Vergangenes in Form von „Warum nur… hätte ich doch …“ oder auf Ungewisses in der Zukunft. Beginnt sich ein derartiges Sorgenkarussell zu drehen, müssen wir bewusst und entschieden STOP sagen. Und am besten richtig laut und deutlich, also nicht nur in Gedanken. Was ebenfalls hilft: Mit sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Hört sich erst komisch an, macht aber einen Unterschied. Spüre mal hinein, wie es sich anfühlt, wenn ich sage: „Ich werde die Natur vermissen.“ oder „Jutta wird dort die Natur vermissen.“ Noch besser: „Jutta fürchtet, in der Stadt die Natur zu vermissen.“ Je nach Formulierung gewinnt man Abstand und identifiziert sich nicht länger mit dem Gedanken.
Gelassenheit mithilfe achtsamer Fokussierung
Zusammen mit anderen Psychologen hat Dr. Tobias Teismann ein Programm mit diversen Methoden entwickelt, die Gedankenschleifen stoppen sollen. Um überhaupt einmal zu checken, ob man sich bereits in der Grübelfalle befindet, soll man seine Gedanken für zwei Minuten weiterverfolgen und im Anschluss folgende Fragen beantworten:
- Bin ich auf einem Weg zu einer Lösung?
- Ist mir etwas klar geworden, was mir vorher unklar war?
- Fühle ich mich jetzt besser?
Wer hier alle Fragen mit Nein beantwortet, ist noch immer am Grübeln und verändert nichts. Denn Grübeln bringt uns keinen Schritt weiter.
Um aus der Grübelei herauszukommen und wieder in die Gelassenheit zu finden, die es bedarf, um Fragen beantworten zu können, hilft konzentrierte Achtsamkeit: Zum Beispiel fokussierst du dich fünf Minuten auf alle Geräusche und Gerüche und benennst diese. Oder du stellst dich aufrecht hin, beide Füße fest auf den Boden und atmest bewusst tief ein und aus. Dabei spürst du beginnend bei den Füßen jedem Körperteil nach, bis du bei deinem Scheitelpunkt angekommen bist.
Schreibend zu Gelassenheit finden
„Das Problem beim Grübeln ist, dass es sich zu einer Spirale entwickeln kann. So machen Sie sich letztendlich Gedanken um etwas, das mit dem ursprünglichen Problem gar nichts mehr zu tun hat. Um den Gedankenkreislauf zu unterbrechen, ist es deshalb wichtig, das wahre Problem zu erkennen.“
Um dem wahren Problem des Grübelknäuels näher zu kommen, müssen wir es aufknoten. Da hilft Schreiben. Mir als Autorin liegt diese Methode nahe, doch trau dich und probiere es auch aus: Setze dich in Ruhe hin und schreibe circa 15-20 Minuten ohne Unterbrechung alles auf, was dich beschäftigt. Du wirst staunen, wie schnell du sozusagen zu „des Pudels Kern“ gelangst. Und hast du erst einmal alles zu Papier gebracht, spüre achtsam nach, ob du innerlich noch immer angespannt bist oder den Dingen jetzt in Gelassenheit ihren Lauf nehmen lässt.
Ich habe alle Methoden ausprobiert. Beim Schreiben habe ich meine wahre Sorge hinter all der Grübelei entdeckt: Ich habe Angst, Fehler zu machen. Das liegt an meiner Konditionierung, bloß keine Fehler zu machen, immer soll alles perfekt sein. Diese Erkenntnis lässt mich das Vorhaben mit dem Umzug in die Stadt gelassener betrachten. Denn plötzlich erinnere ich viele Situationen, in denen ich Angst hatte, einen Fehler zu machen. Im Endeffekt war es aber jedes Mal gut so, wie es wahr – für irgendetwas immer.
- Merke ich, dass ich zu Grübeln beginne, sage ich laut STOP.
- Sorgenvolle Gedanke formuliere ich in der dritten Person und betrachte sie so mit mehr Abstand.
- Besonders hartnäckige mentale Quälgeister schreibe ich weg, indem ich 20 Minuten nonstop schreibe. Anschließend spüre ich der damit gewonnenen Gelassenheit nach.
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